Das Friedensfest füllt die Stadt
Weil in Augsburg Feiertag ist, kaufen viele in Friedberg ein. Die Urteile der Geschäftsleute fallen allerdings unterschiedlich aus. Kunstaktionen beleben die Altstadt
Friedberg Ausgerechnet der Appell innezuhalten und nachzudenken sorgt für Trubel. Um 11 und um 12 Uhr frieren die Menschenskulpturen der KunstSchule bei 25 Grad und strahlendem Sonnenschein für zehn Minuten in der Friedberger Ludwigstraße ein. Künstler und Kunstinteressierte haben sich unter Anleitung von Rose Maier Haid zu Skulpturen verwandelt.
Der Leiterin der Friedberger KunstSchule geht es um Kreativität und ums Eintauchen in eine andere Welt, die man nur erkenne, wenn man stillsteht. So still wie die Menschenskultpuren der Kinder und Erwachsenen ist an diesem Montag in Friedberg wenig. Das Augsburger Friedensfest lockt vor allem Einkaufslustige in die Stadt auf der anderen Lechseite.
„Der 8.8. war schon stärker“, sagt jedoch Willi Weißgerber. Der Konditor und Cafébetreiber glaubt, dass die Kreise der Augsburger größer werden. In der Vergangenheit verbrachten sie den Tag, der nur in der Fuggerstadt ein Feiertag ist, oft in Königsbrunn, Gersthofen oder Friedberg. Inzwischen, vermutet Weißgerber, zieht es die Augsburger auch nach München oder Ulm. Der Betrieb läuft an diesem Tag trotzdem hervorragend. Vor allem die schattigen Café-Plätze im Freien sind durchgehend besetzt und von den Gästen kommen viele aus der großen Nachbarstadt.
Den größten Andrang gibt es am Vormittag. Schon um halb zehn strömen die ersten Kunden zu den Geschäften, bis mittags ist die Stadt voll. Am Nachmittag ist dann eher Baden angesagt, die Parkplätze am Friedberger See sind voll besetzt, Augsburger Kennzeichen deutlich in der Mehrzahl. Nach Einschätzung der Verkäufer am Kiosk ist es voller als am vergangenen Wochenende. Weitgehende Ruhe herrscht dagegen nach dem Mittagessen auf dem Friedberger Volksfest. Im Zelt sind nur noch wenige Tische besetzt, während sich Alleinunterhalter Manfred Leiprecht um gute Stimmung bemüht. Draußen auf dem Platz drücken sich beim Ponyreiten die Tiere in den Schatten.
Manuel Weindl führt genau Buch über seine Besucher und kann darum mit Sicherheit sagen, dass das Friedensfest 2016 aus geschäftlicher Sicht ein gutes für den Handarbeitsladen „Patchwork“ist. Schon zur Mittagszeit sind die Kundenzahlen der vergangenen Jahre fast er- reicht. „Man darf nicht nur auf den Umsatz schauen, auch die Qualität ist wichtig“, sagt er und erklärt, dass man den Umsatz wegen der Rabatte anders bewerten müsse und dass es wichtig sei, neue Kunden anzulocken. Weindl hat den Tag für den Aktivring koordiniert. Aus dem Zusammenschluss Friedberger Geschäftsleute haben 26 Unternehmer gemeinsam für den 8. August inseriert. Weindl will auch die Ergebnisse der anderen Firmen erfragen, um ein Fazit ziehen zu können.
In anderen Geschäften ist die Bilanz zurückhaltender. Die großen Läden im Fachmarktzentrum Unterm Berg verzeichnen zwar etwas mehr Kunden als an anderen Montagen, ein großer Ansturm bleibt aber aus. Im Elektromarkt Saturn werden immerhin ungewöhnlich viele Anrufe registriert, bei denen Kunden fragen, ob der Laden geöffnet ist. Im Möbelhaus Segmüller stehen die ersten Kunden schon vor der Öffnung Schlange, über den Tag verteilt sich der Kundenstrom aber. Auf dem Berg sind die Straßen vor allem vormittags gut gefüllt. Einige Passanten schimpfen auf die Autofahrer, von denen manche arg schnell an den Fußgängern vorbeifahren.
Das haben auch die Menschenskulpturen aufgegriffen. „30 Kindermeter“, fordert Ilona Böck auf einem Verkehrsschild vor dem Rathaus. Zwar gelten dort eigentlich 20 Stundenkilometer als Höchstgeschwindigkeit. Bei manchen Fahrern könne man aber über Tempo 30 froh sein, sagt Böck. Zudem hatte die KunstSchule kein anderes Schild auf Lager.
Mutig findet die Besucherin Marie Becker die Aktion von Detlef Winterberg. Der ist als Maler zur Skulptur erstarrt, lässt sich von Passanten mit Farbe verzieren und findet seinerseits alle mutig, die vor ihm zum Pinsel greifen. „In der Straße ist sonst nie etwas los, endlich ist etwas geboten, endlich bewegt sich was“, lobt Marie Becker.
Der Künstler Klemens Etschmann greift den Gedanken des Friedensfests auf und bietet mit mumifiziertem Gesicht vor einem goldenen Götzen sitzend einen Appell an den Frieden und eine Kritik an der Herrschaft des Geldes. Stimmen für den Frieden sammelt auch der Jugendrat. Die Jugendlichen sind am Nachmittag mit vorgedruckten Flugblättern unterwegs, und sammeln mehr als 100 Friedensbotschaften von Passanten. „Ein tolles Engagement der jungen Leute“, lobt der Friedberger Anton Schorer, der sich daran beteiligt. »Kommentar