Friedberger Allgemeine

Das Friedensfe­st füllt die Stadt

Weil in Augsburg Feiertag ist, kaufen viele in Friedberg ein. Die Urteile der Geschäftsl­eute fallen allerdings unterschie­dlich aus. Kunstaktio­nen beleben die Altstadt

- VON SEBASTIAN MAYR

Friedberg Ausgerechn­et der Appell innezuhalt­en und nachzudenk­en sorgt für Trubel. Um 11 und um 12 Uhr frieren die Menschensk­ulpturen der KunstSchul­e bei 25 Grad und strahlende­m Sonnensche­in für zehn Minuten in der Friedberge­r Ludwigstra­ße ein. Künstler und Kunstinter­essierte haben sich unter Anleitung von Rose Maier Haid zu Skulpturen verwandelt.

Der Leiterin der Friedberge­r KunstSchul­e geht es um Kreativitä­t und ums Eintauchen in eine andere Welt, die man nur erkenne, wenn man stillsteht. So still wie die Menschensk­ultpuren der Kinder und Erwachsene­n ist an diesem Montag in Friedberg wenig. Das Augsburger Friedensfe­st lockt vor allem Einkaufslu­stige in die Stadt auf der anderen Lechseite.

„Der 8.8. war schon stärker“, sagt jedoch Willi Weißgerber. Der Konditor und Cafébetrei­ber glaubt, dass die Kreise der Augsburger größer werden. In der Vergangenh­eit verbrachte­n sie den Tag, der nur in der Fuggerstad­t ein Feiertag ist, oft in Königsbrun­n, Gersthofen oder Friedberg. Inzwischen, vermutet Weißgerber, zieht es die Augsburger auch nach München oder Ulm. Der Betrieb läuft an diesem Tag trotzdem hervorrage­nd. Vor allem die schattigen Café-Plätze im Freien sind durchgehen­d besetzt und von den Gästen kommen viele aus der großen Nachbarsta­dt.

Den größten Andrang gibt es am Vormittag. Schon um halb zehn strömen die ersten Kunden zu den Geschäften, bis mittags ist die Stadt voll. Am Nachmittag ist dann eher Baden angesagt, die Parkplätze am Friedberge­r See sind voll besetzt, Augsburger Kennzeiche­n deutlich in der Mehrzahl. Nach Einschätzu­ng der Verkäufer am Kiosk ist es voller als am vergangene­n Wochenende. Weitgehend­e Ruhe herrscht dagegen nach dem Mittagesse­n auf dem Friedberge­r Volksfest. Im Zelt sind nur noch wenige Tische besetzt, während sich Alleinunte­rhalter Manfred Leiprecht um gute Stimmung bemüht. Draußen auf dem Platz drücken sich beim Ponyreiten die Tiere in den Schatten.

Manuel Weindl führt genau Buch über seine Besucher und kann darum mit Sicherheit sagen, dass das Friedensfe­st 2016 aus geschäftli­cher Sicht ein gutes für den Handarbeit­sladen „Patchwork“ist. Schon zur Mittagszei­t sind die Kundenzahl­en der vergangene­n Jahre fast er- reicht. „Man darf nicht nur auf den Umsatz schauen, auch die Qualität ist wichtig“, sagt er und erklärt, dass man den Umsatz wegen der Rabatte anders bewerten müsse und dass es wichtig sei, neue Kunden anzulocken. Weindl hat den Tag für den Aktivring koordinier­t. Aus dem Zusammensc­hluss Friedberge­r Geschäftsl­eute haben 26 Unternehme­r gemeinsam für den 8. August inseriert. Weindl will auch die Ergebnisse der anderen Firmen erfragen, um ein Fazit ziehen zu können.

In anderen Geschäften ist die Bilanz zurückhalt­ender. Die großen Läden im Fachmarktz­entrum Unterm Berg verzeichne­n zwar etwas mehr Kunden als an anderen Montagen, ein großer Ansturm bleibt aber aus. Im Elektromar­kt Saturn werden immerhin ungewöhnli­ch viele Anrufe registrier­t, bei denen Kunden fragen, ob der Laden geöffnet ist. Im Möbelhaus Segmüller stehen die ersten Kunden schon vor der Öffnung Schlange, über den Tag verteilt sich der Kundenstro­m aber. Auf dem Berg sind die Straßen vor allem vormittags gut gefüllt. Einige Passanten schimpfen auf die Autofahrer, von denen manche arg schnell an den Fußgängern vorbeifahr­en.

Das haben auch die Menschensk­ulpturen aufgegriff­en. „30 Kindermete­r“, fordert Ilona Böck auf einem Verkehrssc­hild vor dem Rathaus. Zwar gelten dort eigentlich 20 Stundenkil­ometer als Höchstgesc­hwindigkei­t. Bei manchen Fahrern könne man aber über Tempo 30 froh sein, sagt Böck. Zudem hatte die KunstSchul­e kein anderes Schild auf Lager.

Mutig findet die Besucherin Marie Becker die Aktion von Detlef Winterberg. Der ist als Maler zur Skulptur erstarrt, lässt sich von Passanten mit Farbe verzieren und findet seinerseit­s alle mutig, die vor ihm zum Pinsel greifen. „In der Straße ist sonst nie etwas los, endlich ist etwas geboten, endlich bewegt sich was“, lobt Marie Becker.

Der Künstler Klemens Etschmann greift den Gedanken des Friedensfe­sts auf und bietet mit mumifizier­tem Gesicht vor einem goldenen Götzen sitzend einen Appell an den Frieden und eine Kritik an der Herrschaft des Geldes. Stimmen für den Frieden sammelt auch der Jugendrat. Die Jugendlich­en sind am Nachmittag mit vorgedruck­ten Flugblätte­rn unterwegs, und sammeln mehr als 100 Friedensbo­tschaften von Passanten. „Ein tolles Engagement der jungen Leute“, lobt der Friedberge­r Anton Schorer, der sich daran beteiligt. »Kommentar

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Fotos: Sebastian Mayr Detlef Winterberg schmückt als interaktiv­e Menschensk­ulptur die Friedberge­r Innenstadt. Marie Becker aus Mering bringt Farbe aufs weiße Gesicht und Gewand des Künstlers, der bei der Aktion selbst zum Kunstwerk geworden ist.
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Die Liegewiese­n am Baggersee sind voll besetzt, auf den Parkplätze­n stehen vor allem Autos mit Augsburger Kennzeiche­n.
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Klemens Etschmann plädiert für Frieden und gegen die Herrschaft des Konsums.
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Jugendräti­n Franziska Buser sammelt in der Ludwigstra­ße Friedensbo­tschaften von Passanten. „Friede ist für mich ...“, lautet der Satzanfang auf den Flugblätte­rn.
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Foto: fotolia Auf dem Volksfest lassen sich die Augsburger eine kühle Maß schmecken.

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