Friedberger Allgemeine

„Es wird Zeit, dass ich abtrete“

Zum Abschluss seiner Karriere schwamm Paul Biedermann mit der Freistil-Staffel auf Platz sechs. Jetzt will er die Freuden des „normalen“Lebens genießen, zum Beispiel ausschlafe­n

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Wie bewerten Sie das letzte Rennen ihrer Karriere und die Tränen Ihrer Staffelkol­legen? Paul Biedermann: Das ist eine sehr emotionale Sache. Wir haben zwei Jahre zusammen gekämpft, wir sind gute Freunde geworden. Das ist jetzt traurig, aber wir haben gekämpft, wir haben nicht aufgegeben. Und das war das, was für mich wichtig war. Ich bin stolz auf die Jungs und das ist das, was ich mitnehme. Biedermann: Ich hoffe, einiges: Trainingsf­leiß, Zusammenha­lten. Ich bin ja nicht aus der Welt, ich höre nur auf mit Schwimmen. (lacht) Wenn es gewünscht ist, werde ich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Biedermann: Ich bin nicht enttäuscht. Es war das letzte Rennen, ich habe noch mal einen Weltrekord miterlebt, es war tolle Stimmung. Dieser Abschluss mit der KraulStaff­el über 4 x 200 Meter ist für mich okay. Ich bin so weit mit mir im Reinen, dass ich sage: Das war jetzt meine Schwimmkar­riere, ich durfte viel erleben. Die Olympiamed­aille wird ein Traum bleiben, aber dann ist es so. Biedermann: Nichts. Ich war fokussiert, ich wollte meinen Staffelwec­hsel richtig machen, bloß keine Disqualifi­kation. Ich wollte noch mal ein schnelles Rennen schwimmen, noch mal neben Michael Phelps. Das hat alles gepasst. Im Nachhinein ist es einfach schön gewesen. Biedermann: Seine Leistung über 200 Meter Schmetterl­ing und in den Kraul-Staffeln, das war jeweils eine super Leistung. Michael Phelps halt. Der Beste. Punkt. Biedermann: Ja, doch. Durch seine Comeback-Qualitäten, wie er hier abgeschnit­ten hat, wie er sich zurückgekä­mpft hat. Das ist einmalig. Da fehlen mir die Worte, wie er das gemacht, was er da im Training geleistet haben muss. Das ist so etwas Besonderes, das kann ich gar nicht greifen. Was wird dem Schwimmspo­rt fehlen ohne Paul Biedermann? Biedermann: Gar nichts. Ich finde, wir haben tolle Talente, wir sind auf dem richtigen Weg. Ich glaube nicht, dass dem Schwimmspo­rt etwas fehlen wird. Es wird Zeit, dass ich abtrete, dass die Leute rauskommen und selber ins Licht treten. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn da mal einer geht, dass Platz ist für die anderen, die nachkommen. Biedermann: Das berührt mich und es zeigt mir einfach, wie wichtig das auch für die Jungs war. Ich werde Ihnen nie einen Vorwurf machen. Ich weiß, dass sie ihr Bestes gegeben haben. Es war heute nicht mehr drin. Das ist okay für mich. Biedermann: Ich freue mich darauf, nicht mehr trainieren zu müssen, nicht mehr so früh aufstehen zu müssen. Und auf die Freiheiten, die ich mir selber weggenomme­n habe, weil ich den Sport profession­ell machen wollte.

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