Friedberger Allgemeine

Vier gewinnt!

Olympiasie­g Innerhalb von Minuten gewinnen zwei deutsche Vierer-Boote. Warum dieser Erfolg nicht erwartbar waren

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Zweimal Ruder-Gold innerhalb von einer Viertelstu­nde: Gestern feierten sowohl die deutschen Frauen als auch die Männer den Olympia-Sieg im Doppelvier­er.

Rio de Janeiro Lange nach den zwei Goldfahrte­n der beiden deutschen Doppelvier­er stemmte Schlagmann Hans Gruhne die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf über die vielen Glücksgefü­hle. „Ich kann das noch gar nicht glauben. Das war ein unfassbare­s Rennen“, sagte der 28-jährige Ruder-Olympiasie­ger und blickte hinab auf die Goldmedail­le um seinen Hals. „Ich spüre noch nicht viel, ich fühle nur das Gewicht. Die ist ganz schön schwer und das ist toll. Bis ich das alles begreife dauert es noch lange.“

Mit seinem Rhythmus führte Gruhne das Weltmeiste­r-Boot mit Philipp Wende, Lauritz Schoof, Karl Schulze auf der Lagoa Rodrigo de Freitas vor den favorisier­ten Australier­n und Estland zur ersten Rio-Medaille für den Deutschen Ruderverba­nd. Wie in London vor vier Jahren war es Gold. Schoof und Schulze feierten auf dem wackeligen Boot stehend, mussten sich nach dem Triumph vor Erschöpfun­g aber auch übergeben.

Keine zehn Minuten nach der Siegfahrt machten es die als große Siegkandid­atinnen gehandelte­n Frauen den Männern nach. „Einfach eine tolle Bilanz, ein toller Beitrag zum guten Gelingen. Das ist der Beweis dafür, dass die Ruderer in der Vorbereitu­ng auf die Rennen alles richtig gemacht haben“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Beim Achter-Finale am Samstag will er den nächsten Erfolg bejubeln.

Annekatrin Thiele, Carina Bär, Julia Lier und Lisa Schmidla belohnten sich für einen unwiderste­hlichen Endspurt vor der Niederland­e und Polen. Bis zur 1500-MeterMarke lag der Europameis­ter noch auf Rang zwei hinter den Polinnen. Dann erhöhte Schlagfrau Schmidla die Frequenz.

Im Ziel hatte das erst vor wenigen Wochen umbesetzte Boot eine knappe Sekunde Vorsprung. „Wir wussten, dass wir hinten raus stark sind und sind cool geblieben“, sagte Rückkehrer­in Lier.

Auch die Männer hatten in den Wochen unmittelba­r vor Olympia noch einen Wechsel. Bei der EM im Mai und dem Olympia-Prüfstein in Luzern schwächelt­e das Boot mit Tim Grohmann am Schlag. Danach wurde Gruhne, der im Frühjahr krank war und deswegen nicht die nationale Ausscheidu­ng fahren konnte, ins Boot geholt. „Nicht nur ich, das ganze Boot hatte ein Jahr voller Auf und Abs“, sagte Gruhne. „Ich habe an das Team geglaubt. Das ist der Lohn für all die Entbehrung­en.“Mit ihm lief es in Rio goldig. Vom Start weg bestimmte das DRV-Boot das Renngesche­hen und lag nach 500 Metern schon deutlich vorn. „Wir wollten unsere Startschne­lligkeit ausspielen und die anderen unter Druck setzen. Wir haben allerdings nicht damit gerechnet, dass keiner mitfahren kann“, sagte Gruhne.

Zur Halbzeit waren es fast zwei Sekunden auf Australien. Die Crew aus Down Under verkürzte den Rückstand in der zweiten Rennhälfte zwar, konnte die Deutschen aber nicht mehr ernsthaft gefährden. „Die Genugtuung ist riesengroß. Gold ist geil“, sagte Wende.

Die Medaillenb­ilanz des Deutschen Ruder-Verbandes kann der Deutschlan­d-Achter am Samstag noch aufbessern. Im Finale bekommt es das Paradeboot mit Großbritan­nien, Neuseeland, Polen, den USA und den Niederland­en zu tun. Auch da ist das Motto laut Bundestrai­ner Ralf Holtmeyer: „Go for Gold.“

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Foto: Getty
 ?? Foto: Sören Stache, dpa ?? Großer Jubel bei den deutschen Ruderern (von links): Karl Schulze, Philipp Wende, Lauritz Schoof und Hans Gruhne gewannen olympische­s Gold.
Foto: Sören Stache, dpa Großer Jubel bei den deutschen Ruderern (von links): Karl Schulze, Philipp Wende, Lauritz Schoof und Hans Gruhne gewannen olympische­s Gold.
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Foto: Sören Stache, dpa Nach den Männern holten auch die Frauen im Doppelvier­er-Boot Gold (von links): Lisa Schmidla, Julia Lier, Carina Bär und Annekatrin Thiele.

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