Friedberger Allgemeine

Nicht jedes Schnäppche­n hält, was es verspricht

Bei vielen Sonderange­boten im Supermarkt ist Vorsicht geboten. Und Treuepunkt­e haben auch Nachteile

- VON SEBASTIAN RICHLY

Augsburg Treue-Herzen, PaybackPun­kte und immer wieder Rabatte in allen Formen und Farben – der Verbrauche­r kann gefühlt an fast jedem Regal im Supermarkt ein Schnäppche­n machen. Doch Vorsicht, denn viele Angebote sind nicht wirklich günstiger. Die Redakteure der Wiso haben verschiede­ne Sonderange­bote getestet und herausgefu­nden, dass hinter vielen vermeintli­chen Schnäppche­n gar kein Sparpreis steckt. Die Angebote seien in vielen Fällen nur für die Supermärkt­e lukrativ, nicht aber für die Kunden. Wir sind dem Thema weiter nachgegang­en.

Tatjana Halm, Rechtsexpe­rtin bei der Verbrauche­rzentrale Bayern, schätzt die Lage ähnlich ein: „Fakt ist, dass viele Angebote in Wirklichke­it nur sehr minimal beziehungs­weise gar nicht günstiger sind.“Immer wieder locken Sommerschl­ussverkäuf­e sowie Räumungsun­d Wiedereröf­fnungsange­bote die Kunden an.

Problemati­sch sehen Verbrauche­rschützer die sogenannte­n Treue-Aktionen. Wer genügend Punkte durch Einkäufe bei einem Supermarkt sammelt, soll belohnt werden. Die Wiso-Reporter kamen in ihrem Test zu dem Ergebnis, dass die Kunden zunächst unverhältn­ismäßig viel Geld für Produkte ausgeben müssten, bevor sie genügend Punkte für die versproche­nen Treue-Prämien zusammen hätten. Hinzu kommt, dass für manche Produkte noch eine Zusatzzahl­ung geleistet werden müsse. Rechtsexpe­rtin Tatjana Halm mahnt zur Vorsicht: „Die Kunden sollten dann sicherstel­len, dass es sich um das Originalpr­odukt handelt und nicht um minderwert­igere B-Ware.“Häufig entspräche­n die angepriese­nen Produkte auf den Werbetafel­n nicht der eigentlich­en Prämie.

Gleiches gilt für die vielen Kundenkart­en, die dem treuen Käufer attraktive Rabatte verspreche­n. Auch hier stellte sich im Zuge der

heraus, dass der Wert der Prämien in keinem Verhältnis zu den vielen Euros steht, die der Kunde vorher dafür ausgeben musste. Solche Karten bergen aber noch ein anderes Risiko. Name, Adresse und Geburtsdat­um – die Kunden müssen ihre persönlich­en Daten preisgeben. „Mit jedem Einkauf wird das Profil detaillier­ter und der Kunde gläserner“, sagt Thomas Kranig, Präsident des bayerische­n Landesamte­s für Datenschut­zaufsicht.

Die persönlich­en Informatio­nen seien für den Einzelhand­el Gold wert. „Aufgrund des Kaufverhal­tens können die Unternehme­n gezielt Werbung an die Kunden verschicke­n“, sagt Datenschut­zexperte Kranig. Angst, dass die Daten weitergege­ben werden, müssten die Kunden aber nicht haben. „Im Normalfall setzen die Supermärkt­e auf Kundenbind­ung. Die Daten dürfen nicht weitergege­ben werden.“Jeder müsse selbst entscheide­n, ob er seine persönlich­en Informatio­nen herausgebe­n möchte.

Ein unechtes Profil nütze bei den Kundenkart­en übrigens nichts: „Die Prämien gibt es am Ende nur dann, wenn die persönlich­en Angaben auch stimmen“, sagt Kranig. Die verschiede­nen Rabattakti­onen seien zwar umstritten, aber erlaubt.

Wirkliche Abzocke sind in jedem Fall aber die sogenannte­n Mondpreise. Darunter fallen angeblich reduzierte Produkte, die sich in Wirklichke­it aber gar nicht vom vorherigen Preis unterschei­den: etwa ein durchgestr­ichener Preis, der eigentlich nie existiert hat. „Dem Kunden wird so vorgeschwi­ndelt, er würde ein gutes Geschäft machen. Das ist nicht erlaubt“, sagt Rechtsexpe­rtin Halm. Solche Mondpreise seien aber schwierig nachzuweis­en. „Am besten ist es, den Einkauf so gut wie möglich zu dokumentie­ren und zu überprüfen, ob der angebliche Sonderprei­s auch unter dem üblichen Marktpreis liegt.“

Egal ob Payback, Treue-Herzen oder sonstige Rabatte – Halm rät zum Preisvergl­eich: „Man darf sich nicht locken lassen und sollte sich schlau machen, was das Produkt in anderen Läden kostet.“Nicht überall, wo Schnäppche­n draufsteht, sei auch eins drin. Besonders bei größeren Anschaffun­gen lohne sich der Recherche-Aufwand.

Bei der Vielzahl an Vergünstig­ungen ist es laut Halm schwierig, den Überblick zu behalten. Die Expertin rät deshalb, seinen persönlich­en Bedarf zu überprüfen: „Ich sollte nicht zuschlagen, nur um ein vermeintli­ches Schnäppche­n zu machen. Jeder kann sich überlegen, ob er das Produkt auch wirklich braucht.“

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Foto: Oliver Berg, dpa Supermärkt­e binden Kunden gerne mit Treue-Aktionen. Lohnt sich die Teilnahme daran?

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