Nicht jedes Schnäppchen hält, was es verspricht
Bei vielen Sonderangeboten im Supermarkt ist Vorsicht geboten. Und Treuepunkte haben auch Nachteile
Augsburg Treue-Herzen, PaybackPunkte und immer wieder Rabatte in allen Formen und Farben – der Verbraucher kann gefühlt an fast jedem Regal im Supermarkt ein Schnäppchen machen. Doch Vorsicht, denn viele Angebote sind nicht wirklich günstiger. Die Redakteure der Wiso haben verschiedene Sonderangebote getestet und herausgefunden, dass hinter vielen vermeintlichen Schnäppchen gar kein Sparpreis steckt. Die Angebote seien in vielen Fällen nur für die Supermärkte lukrativ, nicht aber für die Kunden. Wir sind dem Thema weiter nachgegangen.
Tatjana Halm, Rechtsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern, schätzt die Lage ähnlich ein: „Fakt ist, dass viele Angebote in Wirklichkeit nur sehr minimal beziehungsweise gar nicht günstiger sind.“Immer wieder locken Sommerschlussverkäufe sowie Räumungsund Wiedereröffnungsangebote die Kunden an.
Problematisch sehen Verbraucherschützer die sogenannten Treue-Aktionen. Wer genügend Punkte durch Einkäufe bei einem Supermarkt sammelt, soll belohnt werden. Die Wiso-Reporter kamen in ihrem Test zu dem Ergebnis, dass die Kunden zunächst unverhältnismäßig viel Geld für Produkte ausgeben müssten, bevor sie genügend Punkte für die versprochenen Treue-Prämien zusammen hätten. Hinzu kommt, dass für manche Produkte noch eine Zusatzzahlung geleistet werden müsse. Rechtsexpertin Tatjana Halm mahnt zur Vorsicht: „Die Kunden sollten dann sicherstellen, dass es sich um das Originalprodukt handelt und nicht um minderwertigere B-Ware.“Häufig entsprächen die angepriesenen Produkte auf den Werbetafeln nicht der eigentlichen Prämie.
Gleiches gilt für die vielen Kundenkarten, die dem treuen Käufer attraktive Rabatte versprechen. Auch hier stellte sich im Zuge der
heraus, dass der Wert der Prämien in keinem Verhältnis zu den vielen Euros steht, die der Kunde vorher dafür ausgeben musste. Solche Karten bergen aber noch ein anderes Risiko. Name, Adresse und Geburtsdatum – die Kunden müssen ihre persönlichen Daten preisgeben. „Mit jedem Einkauf wird das Profil detaillierter und der Kunde gläserner“, sagt Thomas Kranig, Präsident des bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht.
Die persönlichen Informationen seien für den Einzelhandel Gold wert. „Aufgrund des Kaufverhaltens können die Unternehmen gezielt Werbung an die Kunden verschicken“, sagt Datenschutzexperte Kranig. Angst, dass die Daten weitergegeben werden, müssten die Kunden aber nicht haben. „Im Normalfall setzen die Supermärkte auf Kundenbindung. Die Daten dürfen nicht weitergegeben werden.“Jeder müsse selbst entscheiden, ob er seine persönlichen Informationen herausgeben möchte.
Ein unechtes Profil nütze bei den Kundenkarten übrigens nichts: „Die Prämien gibt es am Ende nur dann, wenn die persönlichen Angaben auch stimmen“, sagt Kranig. Die verschiedenen Rabattaktionen seien zwar umstritten, aber erlaubt.
Wirkliche Abzocke sind in jedem Fall aber die sogenannten Mondpreise. Darunter fallen angeblich reduzierte Produkte, die sich in Wirklichkeit aber gar nicht vom vorherigen Preis unterscheiden: etwa ein durchgestrichener Preis, der eigentlich nie existiert hat. „Dem Kunden wird so vorgeschwindelt, er würde ein gutes Geschäft machen. Das ist nicht erlaubt“, sagt Rechtsexpertin Halm. Solche Mondpreise seien aber schwierig nachzuweisen. „Am besten ist es, den Einkauf so gut wie möglich zu dokumentieren und zu überprüfen, ob der angebliche Sonderpreis auch unter dem üblichen Marktpreis liegt.“
Egal ob Payback, Treue-Herzen oder sonstige Rabatte – Halm rät zum Preisvergleich: „Man darf sich nicht locken lassen und sollte sich schlau machen, was das Produkt in anderen Läden kostet.“Nicht überall, wo Schnäppchen draufsteht, sei auch eins drin. Besonders bei größeren Anschaffungen lohne sich der Recherche-Aufwand.
Bei der Vielzahl an Vergünstigungen ist es laut Halm schwierig, den Überblick zu behalten. Die Expertin rät deshalb, seinen persönlichen Bedarf zu überprüfen: „Ich sollte nicht zuschlagen, nur um ein vermeintliches Schnäppchen zu machen. Jeder kann sich überlegen, ob er das Produkt auch wirklich braucht.“