Kibo muss weg von der Milchflasche
Der Nashornjunge im Zoo ist jetzt ein halbes Jahr alt. Die Babyzeit will er nicht gerne hinter sich lassen
Kibo liebt seine Babymilch. Heu kann er nicht leiden. Dabei ist der kleine Nashornbulle im Augsburger Zoo schon ein halbes Jahr alt. Alt genug, um ihn schrittweise der Milchflasche zu entwöhnen. Doch Kibo ist heikel, was sein Futter angeht. Das macht die Sache für die Tierpfleger nicht einfacher.
Kibo hatte es als Baby nicht leicht. Seine Mutter Kibibi nahm ihn nach der Geburt nicht an. Deshalb muss er von Hand aufgezogen werden. „Die schwierigste Zeit ist jetzt aber vorbei“, sagt Tierpfleger Martin Gloger nach den ersten sechs Monaten. Er freut sich, dass sein Schützling gesund und munter ist und ständig an Gewicht zulegt. Aktuell wiegt Kibo 370 Kilo. Als er zur Welt kam, war sein Horn noch nicht zu sehen. Jetzt ist es 15 Zentimeter lang und spitz.
Nach der Babyzeit beginnt für Kibo die Phase, in der seine Nahrung umgestellt wird. Er muss lernen, wie erwachsene Nashörner zu fressen. Damit tut sich der Nashornjunge schwer. Noch immer schluckt er täglich 28 Liter Stutenmilch weg wie nichts. Die erste Flasche bekommt er morgens um 6.30 Uhr, die letzte abends um 22 Uhr. Die tägliche Milchration reicht aber längst nicht mehr aus, um seinen Hunger zu stillen. Tagsüber zupft Kibo seine ersten frischen Grashalme auf dem Afrika-Panorama. Die Pfleger versorgen ihn zusätzlich mit Kraftfutter. Das Heu, das Nashörner abends bekommen, mag er allerdings gar nicht. „Dann jammert er“, sagt Gloger.
Dass es Zeit wird fürs normale Futter wissen die Augsburger Tierpfleger nicht nur von anderen Zoos, die Südliche Breitmaulnashörner züchten. Sie sehen es am Verhalten von Nashornmutter Chris. Sie zieht Keeva auf, die nur zehn Tage jünger ist als Kibo. Die Mutter lässt ihr Junges nicht mehr so viel Milch trinken wie früher.
Auch Kibo hat sich von seinen Artgenossen schon einiges abgeschaut. Als Baby war er nur den Umgang mit Menschen gewöhnt. Seit er zusammen mit der Herde ins Freigehege darf, lernt er die Nashornsprache. Wenn sich Rhinos begrüßen, glucksen sie, sagt Gloger. Kibo hat diesen Kontaktruf inzwischen drauf. Inzwischen weiß er auch, was Schnauben bedeutet: „Geh weg!“
Besonders gern ist Kibo mit seiner Halbschwester Keeva zusammen. Mit ihr übt er spielerisch das Kämpfen. Und auch das Herz von Nashornmutter Chris hat er inzwischen erobert. Bei den ersten Begegnungen hatte sie große Vorbehalte gegen ihn und wollte Keeva vor ihm schützen. „Jetzt hat sie ihn schon fast adoptiert“, sagt Pfleger Gloger.
Für die Tierpfleger im Zoo ist es eine große Freude, wenn sie miterleben, wie Kibo nach seinem schwierigen Start zu einem selbstbewussten großen Nashornbullen heranwächst. Mit etwa eineinhalb Jahren wird er erwachsen sein. Bis zur Geschlechtsreife dauert es noch wesentlich länger.
Zum ersten halben Lebensjahr hat Kibo aber noch ein Kindergeschenk bekommen: einen weichen Sitzsack für den Stall, an den er sich ankuscheln kann. Der alte war schon durchgelegen.