Friedberger Allgemeine

Unter 40, ledig und auf Wohnungssu­che

Augsburg wächst jedes Jahr um bis zu 5000 Menschen. Doch wer zieht in die Stadt? Eine Umfrage zeichnet ein Bild der Neubürger und zeigt, was ihnen gefällt und was ihnen zu schaffen macht

- VON STEFAN KROG Foto: Silvio Wyszengrad

Im ersten Moment sind es nur Zahlen: Jahr für Jahr legt Augsburg um ein paar tausend Einwohner zu. Ende Juni lebten hier 290743 Menschen. Doch kann man den rund 5000 Neubürgern pro Jahr ein Gesicht geben? Das Statistika­mt der Stadt hat es versucht. Das Ergebnis: Der „typische“Neubürger ist unter 40 Jahre alt, ledig und ohne Kinder. Zudem sind die Neubürger überdurchs­chnittlich gut gebildet: 24 Prozent haben Abitur, weitere 46 Prozent einen Hochschula­bschluss.

Für die Stadt ist es wichtig zu wissen, wer neu nach Augsburg kommt. Sie muss wissen, auf was sie sich einstellen muss, und möchte wissen, ob und wie die Stadt von den Zuzüglern profitiere­n kann. Die Statistike­r haben für ihre Untersuchu­ng Neubürgern – seit höchstens fünf Jahren in der Stadt – einen Fragebogen geschickt. Was Alter, Familienst­and und Kinderzahl betrifft, ist die Stichprobe derer, die geantworte­t haben, repräsenta­tiv. Allerdings sind Augsburger mit Migrations­hintergrun­d beim Rücklauf der Befragung mit 18,5 Prozent deutlich unterreprä­sentiert – in der Bevölkerun­g beträgt ihr Anteil 45 Prozent. Das könnte mit Sprachbarr­ieren zu tun haben, aber auch damit, dass etwa rumänische Wanderarbe­iter wenig Interesse haben, sich mit einer Stadt, in der sie ohnehin nur ein halbes Jahr lang leben werden, eingehende­r zu befassen.

Beruf Weniger als ein Viertel der befragten Neubürger sind Studenten. Etwas mehr als die Hälfte geben an, in Vollzeit zu arbeiten. Dieser Wert entspricht in etwa auch dem Schnitt der Augsburger, die zwischen sechs und 25 Jahren in Augsburg leben. Bei den alteingese­ssenen Augsburger­n ist der Wert niedriger, vermutlich weil der Rentnerant­eil in dieser Gruppe deutlich größer ist.

Probleme Natürlich befasst man sich als Zugezogene­r auch mit den Rahmenbedi­ngungen seiner neuen Heimat. Das Statistika­mt hat auch diese Themen abgefragt. Ergebnis: Als größtes Problem sehen speziell Neubürger den Immobilien­markt und die Mietkosten an. Rund 60 Prozent halten diese Themen für schwierig in Augsburg. Bei den alteingese­ssenen Augsburger­n sind diese Themen weniger im Focus, was wohl daran liegt, dass diese deutlich häufiger im Eigenheim leben und somit nicht auf Wohnungssu­che sind.

Interessan­t: Bei einer Bürgerbefr­agung im Jahr 2013 rangierte das Thema Immobilien und Mieten bei den Neubürgern noch weiter hinten auf der Problemlis­te. Etwa 40 Prozent der Neubürger sahen in diesen Bereichen Schwierigk­eiten. Allerdings brennt dieses Thema allen Augsburger­n zunehmend auf den Nägeln, wie die Studie zeigt. Kein Wunder: Die Situation auf dem Wohnungsma­rkt ist wie berichtet angespannt. Für viele ist es schwer, eine geeignete Wohnung oder Immobilie zu finden.

Zukunftspl­äne Wer neu nach Augsburg kommt, der will übrigens meist längerfris­tig bleiben. Allerdings sind die Neuzuzügle­r innerhalb Augsburgs und der Region recht mobil. Die Umzugsbere­itdie schaft ist bei den Neuankömml­ingen deutlich höher, was darauf hindeutet, dass das zunächst gefundene Quartier nicht den langfristi­gen Vorstellun­gen genügt.

Zufriedenh­eit Die Stadt insgesamt wird von den Zuzüglern übrigens positiver gesehen als von den alteingese­ssenen Augsburger­n. Das geht von der Frage des Angebots an Geschäften in der Innenstadt über Schulen, Parks, öffentlich­en Nahverkehr bis hin zum gastronomi­schen Angebot. Nur bei einigen Punkten, etwa was die Zahl der Parkplätze für Autos oder das Angebot an Museen betrifft, ist die Zufriedenh­eit der Zuzügler geringer ausgefalle­n, als die der Alt-Augsburger.

Beliebte Viertel Das Statistika­mt hat auch erforscht, welche Stadtteile – offiziell Stadtbezir­ke – besonders stark gewachsen sind. Von 2009 bis 2016 ragt Göggingen-Ost beim Plus mit mehr als 160 Prozent heraus, dahinter verbirgt sich vor allem das Baugebiet südlich der FriedrichE­bert-Straße. Kräftig zugelegt haben auch das Textilvier­tel, die Innenstadt und die Gebiete links der Wertach (zwischen Bahnlinie und Dieselstra­ße). Beliebt sind auch die ehemaligen Kasernenar­eale in Pfersee (Sheridan) und Kriegshabe­r (Reese). »Kommentar

Die Zuzügler sehen die Stadt positiver

 ??  ?? Wo wohnen die Neu-Augsburger? Einige haben sicherlich in den Neubauten auf dem ehemaligen Hasenbräu-Areal eine Wohnung gefunden. Die Innenstadt gehört zu den Gebieten, die zuletzt an Einwohnern zugelegt hat.
Wo wohnen die Neu-Augsburger? Einige haben sicherlich in den Neubauten auf dem ehemaligen Hasenbräu-Areal eine Wohnung gefunden. Die Innenstadt gehört zu den Gebieten, die zuletzt an Einwohnern zugelegt hat.

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