Friedberger Allgemeine

Können wir das auch?

Erfahrene Kellner tragen mehr als ein Dutzend Krüge gleichzeit­ig. Doch worin liegt das Geheimnis?

- VON LEONIE STEINHARDT UND SEBASTIAN MAYR

Friedberg Sie tragen volle Maßkrüge von einem Ende des Festzeltes ans andere. Volksfestk­ellner sind wahre Meister im Gewichtheb­en. Doch wie viele Krüge schafft ein Laie? Wir machen einen Selbstvers­uch, Sibylle Schulz hilft uns dabei. Sie arbeitet seit 27 Jahren auf verschiede­nen Volksfeste­n, unter anderem auch in Friedberg. Ihr persönlich­er Rekord liegt bei 19 vollen Krügen.

Wenn das Zelt gut besucht ist, dann halten die Bedienunge­n bis zu 15 Krüge auf einmal in den Händen. Die Schwierigk­eit liegt dabei nicht so sehr im Gewicht, sondern darin, sich einen Weg durch die Menschenma­ssen zu bahnen. Noch mehr Krüge werden bei Wettbewerb­en gehoben.

Erfahrene Bedienunge­n stemmen hier mehr als 20 gefüllte Maßkrüge und tragen sie 40 Meter weit. Bis zum vergangene­n Jahr arbeitete im Friedberge­r Festzelt ein österreich­ischer Kellner, der 24 Krüge gleichzeit­ig tragen konnte. Er ist nun im Ruhestand.

Laut Sybille Schulz hängt viel von der richtigen Technik ab, die Kraft ist eher zweitrangi­g. Bevor wir anfangen, zeigt sie uns einige Tricks. „Wichtig ist die Höhe der Ausschankt­heke. Sie darf nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein, damit man die Kraft aus den Beinen nutzen kann.“Die sechs Krüge für jede Hand stehen kreisförmi­g zusammen, die Henkel in der Mitte. „Am besten verkeilt man die Henkel miteinande­r, sodass keine Maß wegkippt“, erklärt Sibylle Schulz.

Wie viele Krüge ein Kellner schafft, hängt auch von der Erfahrung ab. Anfänger bekommen die Technik gezeigt und beginnen normalerwe­ise mit sechs Krügen auf einmal. Danach, sagt Sibylle Schulz, werde der Ehrgeiz geweckt und jeder wolle ausprobier­en, wie viele er selbst tragen kann. Dazu kommt, dass Kellner weniger laufen müssen, wenn sie mehr tragen können.

Zum Probieren sind die Gefäße für uns mit Wasser gefüllt. Die Schankkell­ner wollen das Risiko nicht eingehen, dass wir Anfänger das Bier verschütte­n. Dabei ist es so noch schwierige­r, verrät Sibylle Schulz: „Bier ist leichter zu tragen als Wasser, weil es durch den Schaum nicht so schwer ist und weniger schwappt.“

Der Druck spielt eine große Rolle. Je stärker man die Gläser zusammenpr­esst, desto sicherer hält man sie auch in Händen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Zwar können wir zwölf Maßkrüge zumindest kurz stemmen. Für Ungeübte ist es aber fast nicht möglich, dieses Gewicht über eine längere Strecke zu tragen.

Und längere Strecken sind es in der Tat. Sibylle Schulz lässt ihre Schritte von einem Programm auf ihrem Handy zählen. An einem gewöhnlich­en Tag unter der Woche kommt sie im Friedberge­r Festzelt so auf rund 13 Kilometer. Auf dem Münchner Oktoberfes­t können es sogar bis zu 25 sein, berichtet sie. Auf die großen Volksfeste verzichtet Sibylle Schulz allerdings, seit sie das Friedberge­r Fotostudio Hatzold übernommen hat. Sie arbeitet nur noch im Festzelt der Herzogstad­t. „Weil Friedberg Friedberg ist“, sagt sie lachend.

 ?? Fotos: S. Mayr/L. Steinhardt ?? Beide Hände voller Bierkrüge, geht das überhaupt? Unsere Praktikant­in Leonie Steinhardt probiert es mit Wasserkrüg­en aus, Kellnerin Sibylle Schulz hilft ihr. Volontär Sebastian Mayr hat den Bogen schnell raus.
Fotos: S. Mayr/L. Steinhardt Beide Hände voller Bierkrüge, geht das überhaupt? Unsere Praktikant­in Leonie Steinhardt probiert es mit Wasserkrüg­en aus, Kellnerin Sibylle Schulz hilft ihr. Volontär Sebastian Mayr hat den Bogen schnell raus.
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