Friedberger Allgemeine

Atempause für Gabriel

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger-allgemeine.de

Ihre Ausgangsla­ge könnte unterschie­dlicher nicht sein, doch ihr Ziel ist das gleiche – sie wollen im Amt bleiben. Erwin Sellering, bereits seit 2008 Ministerpr­äsident von Mecklenbur­g-Vorpommern, strebt bei den Landtagswa­hlen am 4.September eine dritte Amtszeit an, zwei Wochen später muss sein SPD-Parteifreu­nd Michael Müller, der erst im Dezember 2014 den überaus populären, zuletzt aber reichlich amtsmüden Klaus Wowereit ablöste, sich erstmals dem Wählervotu­m stellen.

Doch der Amtsbonus alleine bringt ihnen wenig, von der Popularitä­t eines Winfried Kretschman­n können die beiden Sozialdemo­kraten, die als eher blass und bieder gelten, nur träumen. Zudem bläst ihnen der bundespoli­tische Gegenwind stark ins Gesicht. Die chronische Schwäche der SPD, die bundesweit auf gerade noch 22 Prozent kommt, zieht auch sie gewaltig in die Tiefe, es drohen herbe Verluste. Immerhin, nach neuen Umfragen liegen die Sozialdemo­kraten in beiden Ländern vorne, an der Küste kommen sie auf 24, in der Hauptstadt auf 23 Prozent.

Für Sigmar Gabriel sind das erst einmal gute Nachrichte­n. Die Umfragen verschaffe­n ihm eine kurze Atempause, mehr allerdings nicht. Der September könnte zum Schicksals­monat des angeschlag­enen Parteichef­s und Vizekanzle­rs werden, das Abschneide­n seiner Partei bei den Landtagswa­hlen stellt eine Vorentsche­idung über seine Zukunft dar. Schwere Niederlage­n würden sofort die Debatte neu entfachen, ob er noch der Richtige an der Spitze ist.

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