Friedberger Allgemeine

Mundwinkel hoch!

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Die Lage der deutschen Wirtschaft ist besser als die Stimmung vieler Bürger. Das Missverhäl­tnis zwischen intaktem Aufschwung und Missmut ist schwer zu erklären. Vielleicht liegt es daran, dass der enorme Flüchtling­szustrom und immer neue Terror-Attacken manche Menschen sorgenvoll in die Zukunft schauen lassen.

Doch warum Trübsinn blasen und nicht zuversicht­lich nach vorne blicken? Für das persönlich­e Wohlbefind­en und das Gedeihen einer Volkswirts­chaft ist das die beste Strategie. Ein solcher Optimismus muss nicht blauäugig sein: Gerade in Süddeutsch­land herrscht in weiten Teilen Vollbeschä­ftigung.

Wer auch noch in einem bayerische­n Industrieb­etrieb arbeitet, darf sich in den meisten Fällen glücklich schätzen. Denn die Branche befindet sich in einer exzellente­n Verfassung. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: So sind im Freistaat die Umsätze im verarbeite­nden Gewerbe im ersten Halbjahr um satte 4,5 Prozent auf 166 Milliarden Euro gestiegen.

Und das trotz Brexit, trotz Terrors und trotz Krisen in wichtigen Absatzländ­ern wie Russland und Italien. Es gibt also reichlich Gründe, die Mundwinkel nach oben zu ziehen und das wirtschaft­lich Erreichte zu genießen. Der Chef-Ökonom der Berenberg-Bank, Holger Schmieding, spricht deshalb mit gutem Recht von einem andauernde­n „goldenen Jahrzehnt“. Genießen wir es. Die Zeiten werden sicher wieder härter werden, zumal wenn die katastroph­ale Niedrigzin­spolitik unseren Banken mehr als heute die Bilanzen verhagelt. Dann könnten bleierne Jahre auf Deutschlan­d zukommen. Denn der Mittelstan­d als Stütze unserer Wirtschaft bleibt nur dann so kräftig, wenn ihm von gesunden Banken finanziell der Rücken gestärkt wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany