Unvergesslich: der Bikini und die Tränen
Halle Berry war im Hollywood-Olymp angekommen. Aber jetzt, mit 50: Wo ist sie hin?
Augsburg Ja, da ist diese Szene aus „Stirb an einem anderen Tag“. Halle Berry entsteigt wie 40 Jahre zuvor Ursula Andress als Bond-Girl mit Messer am Gürtel dem Meer: diese Frau, dieser Bikini – eine Ikone. Es war 2002, die 36-Jährige wurde zur „erotischsten Frau“der Welt gewählt – vor allem aber schien sie nach sehr wechselhafter Karriere endlich in Hollywood zum Star geworden zu sein.
Dafür steht auch eine andere unvergessliche Szene. Wer die Aufzeichnung sieht und nicht mitheult, ist wohl für menschliche Regungen unerreichbar. Oscar-Verleihung 2002, Halle Berry wird als erste Dunkelhäutige beste Hauptdarstellerin, schluchzend sagt sie: „Dieser Moment ist so viel größer als ich.“Weil sich eine Tür öffne für all die „namenlosen, noch unbekannten Farbigen“. Von denen sie eine war. Die Mutter Krankenschwester, der Vater Sanitäter und gewalttätiger Alkoholiker, der Frau und drei Kinder verließ, als Halle vier Jahre alt war. Ihre Rede gilt bis heute als die beste bei den Oscars nach Tom Hanks Ansprache zum Triumph mit „Forrest Gump“.
Aber so wie Halle Berry bislang die Ausnahme im sehr weißen Hollywood geblieben ist, so ist diese Zeit die Ausnahme in ihrem Leben. Den Oscar erhielt sie für das Sozialdrama „Monster’s Ball“unter der Regie des aus Illertissen stammenden Marc Forster. Außer bei Bond spielte sie damals in Kassenknüllern wie „X-Men“und „Passwort: Swordfish“. Aber seitdem? Ist die Karriere, die 1991 mit „Jungle Fe- ver“begonnen hatte, so schnell verglüht?
Wer diesen Eindruck vermitteln will, hat genug Futter. Für ihre Darstellung der „Catwoman“wurde sie mit der Goldenen Himbeere als schlechteste Schauspielerin geschmäht. Zwischenzeitlich hatte sie sich ja auch noch in „Dark Tide“verirrt – einen Hai-Thriller. Und mittlerweile ist sie mit drei Ehen gescheitert und lebt allein mit Tochter Nahla, 2, und Sohn Maceo, 6. Traurige Schöne…
Aber zur Wahrheit gehört auch: Halle Berry hat nach ihrem Vater auch Misshandlungen durch einen Freund in den 90ern überstanden, die sie 80 Prozent der Hörkraft des rechten Ohrs kosteten. Sie hat vor dem Höhepunkt tolle Filme gespielt und produziert, wie „Die Geschichte der Dorothy Dandrige“: als Filmstar verehrt, als Dunkelhäutige diskriminiert. Und sie hat auch nach dem großen Erfolg überzeugt, etwa im Melodram „Things We Lost in the Fire“und in „Cloud Atlas“. Aktuell spielt sie fürs US-Fernsehen in der Science-Fiction-Serie „Extant“, 2017 kommt der nächste große Film mit ihr in die Kinos: „Kingsmen 2“.
Es wirkt eher, als würde sich eine Frau und Mutter durchkämpfen. Müssen? Ob es Zufall ist, dass Berry vor allem als Produzentin immer wieder auf das gleiche Thema setzt? Im „Lackawanna Blues“wie in der Biografie der Pianistin Philippa Schuyler. Es geht um Diskriminierung und Befreiung. Bikini und Tränen: keine Frage, was Halle Berry selbst von beidem wichtiger ist. Am morgigen Sonntag wird sie 50. Ihre Geburtstage feiert sie betont nicht. Umso mehr: Alles Gute!