Friedberger Allgemeine

Warum Freundscha­ft mit dem Ex schwer ist

Eine Expertin erklärt, wann es mit dem Kontakt halten könnte und wann es komplizier­t wird

- VON MARCEL ROTHER

Augsburg Mit Trennungen gehen Menschen ganz unterschie­dlich um: Manche bleiben befreundet, andere wollen sich nie wieder sehen. Doch warum ist das Verhältnis zwischen Ex-Partnern oft so schwierig?

Andrea Krämer ist eine Augsburger Paar- und Sexualther­apeutin. Auch bei ihr sind Ex-Partner immer wieder ein Thema. „Meiner Erfahrung nach will nach einer Trennung in der Hälfte aller Fälle einer oder beide Beteiligte­n nichts mehr mit dem Ex zu tun haben, weil sie tief enttäuscht oder verletzt sind.“Dann rät sie zu einem klaren Schnitt.

Fremdgehen ist das klassische Beispiel für einen schmerzhaf­ten Trennungsg­rund. Aber auch ständig wiederkehr­ende, kleine Streitigke­iten können auf Dauer tiefe Verletzung­en hervorrufe­n, sagt die Therapeuti­n. Schlechte Aussichten für eine Freundscha­ft nach der Partnersch­aft attestiert sie auch Paaren, die lange zusammen oder verheirate­t waren. „Wer 20, 30 oder 40 Jahre verheirate­t war und sich dann trennt, hat meist wichtige Gründe dafür – und die stehen einer anschließe­nden Freundscha­ft im Weg.“

Dennoch bleibt laut Studie der Partnerver­mittlungsb­örse Elitepartn­er jeder dritte Deutsche mit seinem Ex-Partner befreundet. Gute Chancen hätten junge Paare, die sich wegen unterschie­dlichen Karrierepl­anungen, Weltanscha­uungen oder Vorstellun­gen in der Kinderfrag­e getrennt haben, sich ansonsten aber gut verstehen würden.

„Es gibt nicht den einen Menschen, der alle Bereiche der eigenen Persönlich­keit abdeckt“, sagt die Paartherap­eutin. Wieso also nicht mit dem ehemaligen Partner weiterhin Hobbies teilen? Gerade Menschen, die zusammen waren, könnten auf gemeinsame Erfahrunge­n zurückblic­ken und wüssten, was sie an dem anderen schätzen.

Gefahr droht einer Freundscha­ft zwischen Ex-Partnern, wenn einer oder beide eine neue Beziehung eingehen. Denn oft sehen es die neuen Partner nicht gerne, wenn der oder die Liebste Kontakt zu seinem ehemaligen Partner pflegt. „Frauen sind diesbezügl­ich wesentlich empfindlic­her als Männer“, sagt Krämer. Eifersucht und Komplexe spielten dabei eine Rolle. In so einem Fall rät sie, auf den neuen Partner Rücksicht zu nehmen: „Es geht darum, dessen Wünschen und Gefühlen Rechnung zu tragen.“Der freundscha­ftliche Kontakt zum ExPartner soll deswegen nicht komplett abgebroche­n werden. „Aber er sollte auf ein verträglic­hes Minimum reduziert werden.“

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