Warum Freundschaft mit dem Ex schwer ist
Eine Expertin erklärt, wann es mit dem Kontakt halten könnte und wann es kompliziert wird
Augsburg Mit Trennungen gehen Menschen ganz unterschiedlich um: Manche bleiben befreundet, andere wollen sich nie wieder sehen. Doch warum ist das Verhältnis zwischen Ex-Partnern oft so schwierig?
Andrea Krämer ist eine Augsburger Paar- und Sexualtherapeutin. Auch bei ihr sind Ex-Partner immer wieder ein Thema. „Meiner Erfahrung nach will nach einer Trennung in der Hälfte aller Fälle einer oder beide Beteiligten nichts mehr mit dem Ex zu tun haben, weil sie tief enttäuscht oder verletzt sind.“Dann rät sie zu einem klaren Schnitt.
Fremdgehen ist das klassische Beispiel für einen schmerzhaften Trennungsgrund. Aber auch ständig wiederkehrende, kleine Streitigkeiten können auf Dauer tiefe Verletzungen hervorrufen, sagt die Therapeutin. Schlechte Aussichten für eine Freundschaft nach der Partnerschaft attestiert sie auch Paaren, die lange zusammen oder verheiratet waren. „Wer 20, 30 oder 40 Jahre verheiratet war und sich dann trennt, hat meist wichtige Gründe dafür – und die stehen einer anschließenden Freundschaft im Weg.“
Dennoch bleibt laut Studie der Partnervermittlungsbörse Elitepartner jeder dritte Deutsche mit seinem Ex-Partner befreundet. Gute Chancen hätten junge Paare, die sich wegen unterschiedlichen Karriereplanungen, Weltanschauungen oder Vorstellungen in der Kinderfrage getrennt haben, sich ansonsten aber gut verstehen würden.
„Es gibt nicht den einen Menschen, der alle Bereiche der eigenen Persönlichkeit abdeckt“, sagt die Paartherapeutin. Wieso also nicht mit dem ehemaligen Partner weiterhin Hobbies teilen? Gerade Menschen, die zusammen waren, könnten auf gemeinsame Erfahrungen zurückblicken und wüssten, was sie an dem anderen schätzen.
Gefahr droht einer Freundschaft zwischen Ex-Partnern, wenn einer oder beide eine neue Beziehung eingehen. Denn oft sehen es die neuen Partner nicht gerne, wenn der oder die Liebste Kontakt zu seinem ehemaligen Partner pflegt. „Frauen sind diesbezüglich wesentlich empfindlicher als Männer“, sagt Krämer. Eifersucht und Komplexe spielten dabei eine Rolle. In so einem Fall rät sie, auf den neuen Partner Rücksicht zu nehmen: „Es geht darum, dessen Wünschen und Gefühlen Rechnung zu tragen.“Der freundschaftliche Kontakt zum ExPartner soll deswegen nicht komplett abgebrochen werden. „Aber er sollte auf ein verträgliches Minimum reduziert werden.“