Hexenschuss beim Lichtausmachen
Diskuswerfer Robert Harting scheitert in der Qualifikation. Fabelweltrekord über 10 000 Meter
Rio Ein Hexenschuss hat Robert Harting in die Knie gezwungen. Der Olympiasieger von London scheiterte überraschend in der DiskusQualifikation bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro. Der dreimalige Weltmeister schaffte es am Freitag mit seinen drei Versuchen nicht unter die besten zwölf Athleten. Nach zwei ungültigen Würfen gelangen ihm nur 62,21 Meter – zu wenig!
„Ich hatte gestern einen Hexenschuss. Mit Spritzen wurde das hingebogen“, sagte der enttäuschte Modellathlet nach seinem schmerzhaften Aus. „Ich habe mir den Hexenschuss beim Lichtausmachen geholt. Ich habe keine Erklärung dafür, es tut mir leid.“
Für Harting ist das eine riesige Enttäuschung. Seine Vorbereitung auf die Olympischen Spiele verlief schon alles andere als optimal. Nach seinem Kreuzbandriss im Herbst 2014 musste der 2,01-Meter-Hüne lange aussetzen, dann plagte ihn eine Brustmuskel-Verletzung. Zudem bereitete ihm immer wieder das Knie Probleme.
„Auf einem so hohen Niveau hätte trotz solcher Probleme ein 63erWurf rauskullern müssen“, sagte der 2012-Triumphator enttäuscht. Mit Blick auf seine dicke Krankenakte sagte Harting, der gesenkten Blickes die Arena verließ: „Irgendwann hat man keine Kraft mehr. Drei Comebacks gingen noch, das vierte jetzt aber nicht mehr. Mit einem Hexenschuss lassen sich manche Leute drei Wochen krankschreiben.“Die Leichtathletik-EM 2018 wird noch einmal das große Ziel für Harting. „Ich muss schon eine neue Idee haben, wie man das bis dahin gestaltet“, erklärte er. „Es ist ein ernüchternder Prozess, immer das gleiche zu trainieren, zu wiederholen. 2018 ist dann Schluss.“Erst muss Harting aber die bittere Vorstellung im Olympiastadion von Rio de Janeiro verarbeiten. „Ich bin klar enttäuscht, aber auch froh, dass es endlich vorbei ist. Man merkt, dass die menschlichen Ressourcen begrenzt sind.“
Die Ressourcen seines Bruders Christoph sind noch nicht ausgeschöpft. Nach einem Fehlversuch qualifizierte sich der 26-Jährige letztlich souverän mit seinem weitesten Wurf über 65,41 Meter für das Finale am Samstag. Auch der Wattenscheider Daniel Jasinski (62,83 Meter) schaffte den Sprung unter die zwölf Finalisten. Den weitesten Wurf zeigte der Pole Piotr Malachowski (65,89). (dpa)
10 000 Meter Als die Äthiopierin Almaz Ayana die letzten Runden im olympischen 10 000 Meter-Finale von Rio drehte, das Raunen immer stärker wurde und sie schließlich über die Ziellinie lief, konnte es kaum einer glauben: 29:17,45 Minuten leuchtete auf der Anzeigentafel auf. Damit war sie mehr als 14 Sekunden schneller als die Chinesin Junxia Wang, die vor 19 Jahren 29:31,78 Minuten schnell war. Es ist nicht nur ein Weltrekord der neuen Laufdimension, sondern auch einer, der größte Zweifel hervor ruft.
Ihre chinesische WeltrekordVorgängerin Junxia Wang hatte im Februar zugegeben, dass die Bestmarke Resultat systematischen Dopings gewesen sein soll. Der Weltverband IAAF hat eine Untersuchung eingeleitet, die aber nicht abgeschlossen ist, weil die Behauptung von Wang bisher nicht schriftlich vorliegt, sagte ein IAAF-Sprecher.
Wang gehörte Anfang der 1990er Jahre der berüchtigten Gruppe von Trainer Ma Junren an, die über die langen Distanzen alles in Grund und Boden gelaufen hatte. Sie wurde auch die „Schildkrötenblut-Armee“genannt. Das Blut soll laut Ma Junren das Geheimnis des Erfolgs gewesen sei – und nicht etwa verbotenene Mittel.