Traumkarriere eines Adoptivkinds
Turnerin Simone Biles könnte Rekord brechen
Rio de Janeiro US-Turnerin Simone Biles hat 12 000 Fans in der Olympic Arena in Ekstase versetzt. Die 19 Jahre alte Millionärstochter aus Spring im US-Bundesstaat Texas landete am Donnerstag im Mehrkampf nach dem Sieg im US-Team mit 62,198 Punkten souverän ihren zweiten Erfolg bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro.
Biles könnte nun auch zur erfolgreichsten Athletin der Spiele avancieren, denn in den Gerätefinals gilt sie noch dreimal als Top-Favoritin. Sie hat im US-Team und im Mehrkampf so deutlich dominiert, dass ihr auch die Titel am Balken, Sprung und Boden zugetraut werden. Allein am Stufenbarren gilt sie nicht als Siegeskandidatin.
Mit der starken Biles im Team setzten die Amerikanerinnen ihren seit zwölf Jahren anhaltenden Siegeszug bei Olympischen Spielen fort. Biles’ Sieg war der fünfte Allround-Erfolg der US-Girls in der Olympia-Geschichte. Sie könnte allerdings noch einen drauf legen und die erste Turnerin der Olympia-Geschichte werden, die fünf Goldmedaillen bei einer Auflage der Sommerspiele gewinnt. Bislang führen Larissa Latynina (Sowjetunion), Agnes Keleti (Ungarn/beide 1956), Vera Caslavska (Tschechien/1968) und Ecaterina Szabo (Rumänien/1984) die Wertung an.
Dabei war die frühe Kindheit der in Columbus (Ohio) geborenen Simone Biles alles andere als schön. Sie wuchs in Pflegeheimen auf, ihre Mutter Shannon Biles war nach Drogen- und Alkohol-Konsum nicht in der Lage, Simone und ihre Schwester Adria aufzuziehen. Mit sechs Jahren adoptierte sie ihr Großvater Ronald. Der wohlhabende Texaner erzog sie mit seiner Frau Nellie wie die eigenen. Simone spricht ihn daher auch als Daddy an.
Ihm verdankt die nur 1,42 Meter große Athletin ihre Ausbildung, er ermöglichte ihr das Training in einem der besten, aber auch teuersten Gyms der Staaten. Für Aufsehen sorgte 2014 bei der WM im chinesischen Nanjing seine Motivation, ihr ein eigenes Gym zu schenken, wenn sie als Weltmeisterin nach Hause kommt. Insgesamt zehnmal hat sie das inzwischen geschafft. Und dazu noch ein ihr benanntes Element im Turnen erfunden.