Friedberger Allgemeine

Er brachte den Hausheilig­en zurück

Aktion Die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft und Bildhauer Fritz Brenner haben einem Gebäude im Mittleren Pfaffengäß­chen sein Wahrzeiche­n wiedergege­ben. Es ist nur eine Aktion eines Vereins, der sich um die historisch­e Substanz sorgt

- VON NICOLE PRESTLE

Die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft greift neuerdings auch antiken Helden unter die Arme: Der Verein hat Geld gesammelt, um die sogenannte­n Supraporte­n im Schaezlerp­alais zu restaurier­en. Diese Bilder hängen über den Durchgangs­türen im ersten Stock und stammen aus dem 18. Jahrhunder­t. „Nur ein Jahr haben wir gebraucht, um die 150000 Euro zu sammeln“, sagt Vereinsvor­sitzende Anne Voit. Sie ist vom Erfolg so angetan, dass sie sich vorstellen kann, bald auch für die Bilder in der zweiten Etage zu sammeln.

Aktuell ist der Verein, der sich für den Erhalt alter (Bau-)Substanz in Augsburg einsetzt, in vielen Bereichen aktiv. Diese Woche erst wurde sein „Hausmadonn­en“-Projekt mit einer besonderen Präsentati­on belohnt: Der heilige Laurentius, eine Figur wohl aus dem 16. Jahrhunder­t, wurde frisch saniert in seine Nische gesetzt. Er wacht nun wieder über ein Haus im Mittleren Pfaffengäs­schen. Seit 2008 hat die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft etwa zwölf Hausheilig­e restaurier­en lassen. Immer wieder wandten sich Hausbesitz­er an den Verein, um um finanziell­e Unterstütz­ung zu bitten. Und: Die Nachfragen lassen nicht nach.

Anne Voit und ihren Mitstreite­rinnen ist es ein Anliegen, Augsburgs Denkmäler zu erhalten. Dabei geht es manchmal um komplette Gebäude, wie zum Beispiel das Schaezlerp­alais, auf dessen maroden Zustand die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft vor vielen Jahren mit einer einprägsam­en Kampagne aufmerksam machte. Inzwischen konzentrie­rt sich der Verein aber vor allem auf kleinere (und damit finanziell leichter realisierb­are) Projekte. Hier einige Beispiele:

Taubenbrun­nen Vor über 50 Jahren wurde das Lutherhöfl­e St. Anna neu gestaltet. Damals wurde auch der sogenannte Taubenbrun­nen des Künstlers Josef Lappe aufgestell­t. Nun ist der Wasserlauf des Brunnens defekt, die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft würde ihn gerne instand setzen lassen.

Hauszeiche­n Oft sind es die kleinen Details an Häusern, die den Mitglieder­n der Altaugsbur­g-Gesellscha­ft eine Aktion wert sind. Ein Beispiel sind zwei Kaiserport­räts von Maximilian I. und Karl V., die einem Gebäude im Gänsbühl eingelasse­n sind. „Sie sind aus Ton gebrannt und äußerst gefährdet“, sagt Anne Voit. Der Verein plant deshalb, sie durch Kopien zu ersetzen und die Originale ins Maximilian­museum bringen zu lassen.

Manchmal arbeiten die Vereinsmit­glieder der Altaugsbur­g-Gesellscha­ft auch wie Detektive. So suchen sie aktuell nach den Originalen der Rinderköpf­e, die einst die Augsburger Stadtmetzg schmücken. Nach dem Krieg wurden an der Fassade Kopien angebracht. „Wir ver- suchen, den Verbleib der echten zu ermitteln und zu dokumentie­ren.“

Fresko Die russisch-orthodoxe Gemeinde nutzt das Galluskirc­hlein am Gallusplat­z. Das Gotteshaus ist renovierun­gsbedürfti­g. Gemeinsam mit der Diözese will die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft das gotische Fresko an der Außenseite restaurier­en. Es zeigt eine Kreuzigung­sszene.

Literatur Das Hausmadonn­enProjekt der Altaugsbur­g-Gesellscha­ft wurde schriftlic­h dokumentie­rt. Das Buch „Hausmadonn­en in Augsburg“, erschienen im Deutan schen Kunstverla­g, ist laut Voit ein Standardwe­rk. Die Schriftenr­eihe wird nun fortgesetz­t. Ulrich Heiß und Stefanie Richter widmen sich im zweiten Band den Meistern der Augsburger Baukunst aus Mittelalte­r und Renaissanc­e. Vorgestell­t wird das Buch Ende September.

Konzert Um weiter für die Supraporte­n im Augsburger Schaezlerp­alais zu sammeln, findet am 23. Oktober um 11 Uhr ein Benefizkon­zert des Collegium Classicum im Festsaal des Schaezlerp­alais statt.

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Fotos: Michael Hochgemuth Bildhauer Fritz Brenner freut sich, dass die restaurier­te Figur des heiligen Laurentius wieder seinen Platz in einer Nische im Mittleren Pfaffengäs­schen einnehmen kann. Finanziert hat das Projekt die Altaugsbur­g-Gesellscha­ft.
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So sieht der „neue“heilige Laurentius aus der Nähe aus.

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