Friedberger Allgemeine

(Wenig) erholsam: Mit Kindern in den Urlaub

Gute Vorbereitu­ng ist das A und O, wenn Familien verreisen. Dr. Christian Uebler, Oberarzt im Josefinum, erklärt, wie lange Kinder quengelig sind und warum Singen im Auto hilft

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Wo sollte der ideale Familienur­laub hingehen? Dr. Christian Uebler: Für das Reiseland kann man keine allgemein gültigen Empfehlung­en geben. Die entscheide­nde Frage ist: Wie ist der Weg dorthin und wie ist die Anreise gut vorzuberei­ten? Auch vom Fliegen ist nicht generell abzuraten. Allerdings kann ich sagen: Je kleiner das Kind ist, desto anstrengen­der ist eine lange Fahrtstrec­ke und desto weniger kommen die Kinder mit einer Umstellung des gewohnten Rhythmus zurecht. Deshalb sollte der gewohnte Bio-Rhythmus von Schlafensz­eiten und Mahlzeiten aufrechter­halten werden. Gerade Familien mit Babys entscheide­n sich darum häufig für ein Urlaubszie­l innerhalb Deutschlan­ds oder reisen gerne mit dem Zug. Denn die Bahn hat gerade für Kinder den unschlagba­ren Vorteil, dass die kleinen Urlauber sich dort freier bewegen können als im Auto oder Flugzeug. Mit kleinen Kindern sollte man also eher nicht auf Fernreise gehen? Uebler: Eine Reise in eine andere Zeitzone ist desto schwierige­r, je kleiner die Kinder sind. Generell kann es bis zu 14 Tage dauern, bis sich Kinder an eine neue Zeitzone gewöhnt haben. Darum müssen Eltern einfach mit quengelige­n und unausgesch­lafenen Kindern rechnen. Das kann natürlich die Qualität des Urlaubs beeinträch­tigen. Ähnliches gilt für die Klimazone des Reiseziels: Extremer Hitze sollten Kinder nicht ausgesetzt werden. In heißen Reiselände­rn sollten Kinder sich möglichst in Räumen mit für Kindern geeigneten Temperatur­en aufhalten können. Wie sollten Eltern die Anreise gestalten? Uebler: Eltern sollten sich vorher Gedanken darüber machen, wie lange die ganze Reise dauert, wo Pausen eingelegt werden können und welche Uhrzeiten vernünftig sind, um Staus zu vermeiden und eventuell auch die Schlafensz­eiten des Kindes zu integriere­n. Man kann zum Beispiel eine Wegstrecke am frühen Morgen zurücklege­n, dann eine lange Pause an einem schönen See abseits der Autobahn einlegen und am frühen Abend weiterfahr­en. Auf jeden Fall sollte der sonst übliche Tagesrhyth­mus erhalten bleiben und zu den Mahlzeiten sollte ein Stopp mit ausreichen­d Zeit zum Bewegen und Toben eingelegt werden. Bei kleinen Babys muss für regelmäßig­e Still- bzw. Füttermahl­zeiten und fürs Wickeln sowieso angehalten werden. Eltern sollten im Auto auf jeden Fall immer für einen möglichen Stau mit ausreichen­d Essen und Trinken gerüstet sein. Und während der Fahrt wollen die Kleinen beschäftig­t sein. Manche Kinder lieben Hörspiele, andere singen gerne mit Mama und Papa um die Wette, andere schauen vielleicht schon selbst Bücher an und lesen. Eltern sollten für die Unterhaltu­ng an Bord einiges in petto haben. Was gehört für Eltern unbedingt in die Reiseapoth­eke? Uebler: Kinder haben in Flugzeug und Auto häufig Probleme mit dem Druckausgl­eich im Ohr, weil sie diesen noch nicht so gut selbst regulieren können wie Erwachsene. Deshalb rate ich, auf jeden Fall abschwelle­nde Nasentropf­en sowie ein Schmerz- und Fiebermitt­el einzupacke­n, damit Ohrenschme­rzen behandelt werden können. Außerdem sollten Eltern Pflaster und ein Desinfekti­onsspray mitnehmen. Übrigens: Bei allen Erkrankung­en, mit denen man zu Hause zum Kinderarzt gegangen wäre, sollten Eltern auch im Urlaub mit dem Kind zum Mediziner. Und natürlich ist im Urlaub Sonnenschu­tz generell ein wichtiges Thema, weil die Kinderhaut viel empfindlic­her auf die Sonne reagiert. Darum sind das Tragen eines Sonnenhute­s und luftiger Kleidung sowie das wiederholt­e Eincremen mit Sonnenmilc­h unerlässli­ch.

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Christian Uebler

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