Operngenuss auf kleinstem Raum
Als das kleinste Opernhaus Deutschlands, das Multum in Parvo Papiertheater, 2012 in Mering eröffnete, war das für viele Menschen in der Region völliges Neuland. Kaum einer konnte sich etwas unter Papiertheater vorstellen. Das ist doch etwas für Kinder, dachte da so mancher. Hohe Kultur und anspruchsvolle Darbietungen auf kleinem, aber feinem Raum kamen zunächst keinem in den Sinn. Dabei galt das Papiertheater im 19. Jahrhundert als etablierter Zeitvertreib. Nach dem Theaterbesuch kauften viele Zuschauer Ausschneidebögen mit Dekors und Figurinen, die sich an die besuchte Aufführung anlehnten. Im Kreise der Familie bastelte man dann die Kulissen, schnitt die Figuren aus und erweckte diese auf der eigenen Miniaturbühne zum Leben.
Im Opernhaus in Mering war in früheren Zeiten ein Lebensmittelmarkt, später dann ein Heißmangelbetrieb und zuletzt ein asiatisches Restaurant untergebracht – das später dort einmal der Freischütz oder Papageno mit seiner kleinen Flöte spielen werden, das konnte sich niemand vorstellen. Auch nicht, dass man dort an der Augsburger Straße sonntags Leib und Seele verwöhnen kann, beim Sonntagsbrunch mit jeweils wechselnden Aufführungen.
Über die Jahre hinweg entwickelte sich das Papiertheater zu einem festen Bestandteil in der Marktgemeinde und das Ehepaar Christine Schenk und Benno Mitschka machten das kleinste Opernhaus Deutschlands über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Es war ein Wagnis für die beiden Kulturschaffenden, die sich durch den Spielbetrieb und die Vermarktung der Papiertheater finanzieren. Ihre geplanten Opernfestspiele im Oktober stemmen sie ganz ohne staatliche Unterstützung in Zusammenarbeit mit ihrem gemeinnützigen Verein „Opera in stellis“. Das ist ein Engagement für die Kultur und macht auch Opernneulingen Mut, sich diesem nicht immer leichten Genre zu nähern.