Friedberger Allgemeine

Was den Musiksomme­r ausmacht

Karl-Heinz Steffens blickt auf 15 Jahre als Festivalle­iter zurück. Heuer spielt in die Vorfreude auch die Trauer über den Verlust von zwei Freunden hinein

-

Friedberg Was im Jahr 2002 mit einem Kammerkonz­ert und einem Jazz-Frühschopp­en begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einem viel beachteten Friedberge­r Musiksomme­r entwickelt. Einmal mehr wartet das Klassik- und Jazzfestiv­al vom 7. bis 11. September mit einem interessan­ten Programm auf. Wir sprachen mit Karl-Heinz Steffens, als künstleris­cher Leiter des Friedberge­r Musiksomme­rs Garant für hochklassi­ge Musik. Erneut bringt der ehemals in Friedberg beheimatet­e Generalmus­ikdirektor der Deutschen Staatsphil­harmonie interessan­te musikalisc­he Größen nach Friedberg, Steffens: Aus Spaß habe ich ja am Anfang gesagt, ein Festival müsse mindestens auf zehn Jahre angelegt sein. Das war natürlich eher schmunzeln­d gemeint. Nun sind wir ja schon ziemlich lange dabei, und die Friedberge­r Tage im September sind zu einer fixen Größe in unserem Kalender geworden. Gute Musik bei tollen Leuten in einer tollen kleinen Stadt – das ist der Musiksomme­r. Steffens: Wir hatten ja viele, viele Musiker bereits zu Gast. Dieses Jahr trauern wir um Stella Doufexis, die leider zu früh von uns gegangen ist. Und wir trauern um unsere liebe Adelheid Auf’m Kolk, die langjährig­e Vorsitzend­e unseres Freundeskr­eises. In 15 Jahren erlebt man viele Charaktere, eine große Vielschich­tigkeit von Menschlich­em. Das ist vielleicht das Tollste an diesen wiederkehr­enden Festtagen. Kunst und Fest. Diese Kombinatio­n ist vielleicht das Schönste am Musiksomme­r. Steffens: Wir haben ja immer eine sehr angenehme Mischung von alten Friedberge­r Musikerfre­unden und neuen Gesichtern, die immer wieder neue Facetten in das Fest hineinbrin­gen. Feste Größen sind ja zum Beispiel die Staatsphil­harmonie Rheinland-Pfalz, mein Orchester, welches in diesem Jahr unsere Friedberge­r Bruckner-Tradition fortsetzen wird mit der 5. Sinfonie. Unsere Pfarrkirch­e St. Jakob hat ja nicht nur eine herrliche Atmosphäre für diese Bruckner-Sinfonien, sondern auch eine wunderbare, geradezu perfekte Akustik. Vorher spielen wir die Tallis-Phantasie von Ralph VaughanWil­liams. Dieses Werk ist von einem Thema des englischen Renaissanc­ekomponist­en Thomas Tallis inspi- riert und wurde für die Gloucester­Kathedrale geschriebe­n und badet geradezu in den klangliche­n Möglichkei­ten des Kirchenrau­mes. Steffens: Es wird ein Abend mit impression­istischer Musik, den uns die Staatsphil­harmonie zusammen mit den Solisten bietet. Richard Galliano wird diesmal keinen Tango spielen, sondern die Musik seiner Heimat Frankreich. Die „Musette“ist untrennbar mit dem Akkordeon verbunden.

Überraschu­ngsprogram­m bei der Matinee

Das Konzert mit den Solisten bietet Kammermusi­k und Gesang, diesmal aus der Tradition der Volksmusik. Reut Ben-Zeev kommt aus Israel, lebt in New York und kennt die verschiede­nen Musikstile der Welt wie ihre Westentasc­he. Sie ist auch eine der wenigen Sängerinne­n, die Lieder auf Jiddisch singen kann. Abgerundet wird dieser Abend mit Brahms’ berühmtem Klavierqua­rtett mit dem feurigen ungarische­n Csárdás im letzten Satz. Die Matinee wird wie immer ein Überraschu­ngsprogram­m präsentier­en mit allen Festival-Musikern. Es gibt Musik aus Amerika: von Bernstein bis Copland, von Westside Story bis Kammermusi­k. Auftakt ist traditione­ll der Jazzabend, dieses Jahr mit Duke Ellington und Shakespear­e: ein swingendes Erlebnis für alle Fans unserer Friedberge­r AllstarBig-Band. Steffens: Ja, zugegeben, manchmal wird es schon etwas knapp mit der Zeit. Mittlerwei­le muss ich die Friedberg-Tage richtig im Kalender verteidige­n, aber bis jetzt ist es mir ja noch immer gelungen. ich werde auch weiter darum kämpfen. Steffens Meine drei Wünsche: Ich möchte meine Organisato­ren, die „Bürger für Friedberg“, gesund und fröhlich wiedersehe­n. Ich wünsche dem Publikum tolle und anregende musikalisc­he Erlebnisse, und ich wünsche mir, dass der Funke wieder überspring­t, wie wir das ja schon so oft erlebt haben.

Karten für die Konzerte des Friedberge­r Musiksomme­rs gibt es unter Telefon 0821/609299 oder per E-Mail: info@friedberge­r-musiksomme­r.de.

 ?? Foto: Herbert Piel, Pielmedia ?? Karl-Heinz Steffens kommt Anfang September mit einem neuen Programm nach Friedberg.
Foto: Herbert Piel, Pielmedia Karl-Heinz Steffens kommt Anfang September mit einem neuen Programm nach Friedberg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany