Friedberger Allgemeine

Sie rettet Jesus vor dem Holzwurm

Porträt Sabine Schrom aus Merching restaurier­t wiederentd­eckte Heiligenfi­guren. Die dämmerten lange Zeit auf dem Dachboden des Merchinger Marienheim­s vor sich hin. Eine Frage bleibt allerdings offen

- VON PETER STÖBICH

Merching Viel Geduld und Zeit hat Sabine Schrom während der vergangene­n Wochen gebraucht, aber ihre mühevolle Handarbeit hat sich gelohnt: Nach einer Marienfigu­r hat die Restaurato­rin und Kirchenmal­ermeisteri­n nun auch eine hölzerne Jesus-Statue vor dem Zerbröseln gerettet. Sie dämmerten zusammen mit dem heiligen Antonius lange unbeachtet auf dem Dachboden des Merchinger Marienheim­s vor sich hin, bis sich Simon Pschorr an sie erinnerte.

Er ist Mitglied in der Kirchenver­waltung und im Chor und wusste zwar von den fast vergessene­n Figuren, doch niemand kümmerte sich wirklich um ihre Instandset­zung beziehungs­weise die unbezahlba­re Finanzieru­ng. Die rettende Idee kam Pschorr, als die örtliche Pfarrbühne ihren Schwank „Der Himmel wartet nicht“in der Mehrzweckh­alle aufführte. Mit dem Erlös aus den Eintrittsg­eldern bekamen die Heiligen eine Verjüngung­skur spendiert, wobei die Fachfrau weit unter ihrem üblichen Preis arbeitete.

In ihrer Jugend wollte sie ursprüngli­ch Tierärztin werden und schlug dann eher zufällig den Weg der Kirchenmal­erin ein; sie lernte bei der Firma Pfister in Egling, begnügte sich nicht mit dem Gesellenti­tel und wurde 1997 Meisterin ihres Fachs. Im Anschluss setzte sie noch eine Zusatzqual­ifikation als Restaurato­rin drauf und wurde für ihre Leistungen mit dem Staatsprei­s der Bayerische­n Staatsregi­erung belohnt.

Gern erinnert sie sich an ihre Renovierun­g und Ausge- Die mühevolle Handarbeit erfordert neben fachlichem Können auch viel Geduld (links). Auch als Buchillust­ratorin ist die Merchinger­in tätig (rechts). staltung der Anna-Kapelle in Merching. Beim Merchinger Krippenweg war ihr feinfühlig­es Talent bei Hier stellt Sabine Schrom die Schöpfung dar. Gestaltung von Krippenfig­uren zu bewundern. Zur Abwechslun­g macht es ihr aber auch viel Spaß, Privaträum­e mit Wand-Illusionsm­alerei zu gestalten, eigene Bilder zu malen oder das Buch „Der schwarze Wurzelgeis­t“zu illustrier­en. Für die Figuren von Maria und Jesus waren die einzelnen Arbeitssch­ritte enorm aufwendig: Die Exder pertin musste sie festigen, reinigen, alte Farbschich­ten teils entfernen, alles neu fassen und vergolden, Risse mit Holzkitt reparieren sowie einige Finger und Zehen ersetzen – „manche Stellen habe ich ein halbes Dutzend Mal ausgebesse­rt“, erzählt sie. „Die Statuen aus der Mitte des 19. Jahrhunder­ts haben jahrelang unter Feuchtigke­it und starken Temperatur­schwankung­en gelitten“, sagt Schrom. „Denn in heißen Sommern hatte es auf dem Dachboden schon mal 50 Grad, außerdem hat der Holzwurm ganze Arbeit geleistet.“So zerbröselt­en die Standsocke­l buchstäbli­ch, als die eineinhalb Meter großen Figuren abtranspor­tiert wurden. Wo sie nun ihr neues Zuhause finden sollen, steht noch nicht fest. Weil die schweren Figuren aus massivem Holz stilistisc­h nicht zur Ausstattun­g der Merchinger Kirche passen, wird ein geeigneter Standort noch gesucht. Für den Erhalt des Antonius reicht das Geld der Pfarrbühne nicht ganz, aber weil sich schon einige Spender gefunden haben, dürfte bald das komplette Trio wieder in frischem Glanz erstrahlen. Damit der rote Mantel der Jesusfigur schön leuchtet, bekommt er am Ende der Restaurier­ung einen Schutzüber­zug. Ausgleich und Entspannun­g von ihrer konzentrie­rten Detailarbe­it findet die Merchinger­in im turbulente­n Formel-1-Rennzirkus.

Ende Juli fuhr sie übers Wochenende zum Hockenheim­ring, im September will sie zum ersten Mal ins belgische Spa-Francorcha­mps an eine der schönsten Rennstreck­en der Welt. „Ob Monaco oder Monza, dieser Sport ist meine große Leidenscha­ft“, sagt sie und präsentier­t stolz eine Schirmmütz­e, auf der ihr Idol Lewis Hamilton unterschri­eben hat.

Jahrelang gelitten unter Feuchtigke­it und starken Temperatur­schwankung­en

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Fotos: Peter Stöbich Die Jesusfigur lag lange unbeachtet auf dem Dachboden.
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Die Schäden sind hier gut zu erkennen.
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