Die Abschiebung war richtig
Ein gewaltbereiter Extremist hat den Tod gesucht und ihn offenbar auch gefunden. Das ist, nüchtern betrachtet, die eine Seite der Geschichte des jungen Türken Erhan A. aus Kempten. Sie müsste die Politik in Bayern nicht weiter beschäftigen. Doch es gibt auch eine andere, höchst irritierende Seite dieser Geschichte.
Sie beginnt nicht mit der Frage, ob seine Abschiebung vor zwei Jahren richtig war. Sie beginnt mit der Frage: Wie kann sich ein gesunder und kluger junger Mensch, der fernab von aller Not im gutbürgerlichen Kempten in behüteten Verhältnissen aufwächst, derart radikalisieren? Und warum gab es da niemanden, der ihn vor dem Irrglauben bewahren konnte, Teil eines großen Ganzen zu sein? Die Geschichte des Erhan A. ist ein Paradebeispiel für die Verführungskunst von politisch-religiösem Fanatismus. Wer wissen will, wie Prävention funktionieren soll, der muss darauf eine Antwort finden.
Die Frage, ob die Abschiebung richtig war, stellt sich allerdings auch. Zweifel an der Rechtmäßigkeit gibt es nicht. Die wurde von einem Gericht beantwortet. Ein Ausländer, der sich hier so benimmt, kann abgeschoben werden. Und auch ganz praktisch hatte der Innenminister keine Wahl. Es war in dem konkreten Fall der einzige Weg, eine Bedrohung abzuwehren.