Friedberger Allgemeine

Siegsprint ohne Sattel

Kristina Vogel aus Erfurt wird zum zweiten Mal Olympiasie­gerin. Dabei löst sich der Sitz am Rad

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Rio de Janeiro Kristina Vogel verlor auf den letzten Metern zu Gold ihren Sattel und schlug ungläubig die Hände vors Gesicht. Die 25-Jährige hat sich nach einer Gala-Vorstellun­g auf dem Holzoval zur olympische­n Sprint-Königin gekrönt und die britische Dominanz bei den BahnradWet­tkämpfen in Rio de Janeiro gebrochen. Vogel besiegte am Dienstag im Finale Rebecca James mit dem winzigen Vorsprung von vier Tausendste­lsekunden im zweiten Lauf und bestieg vier Jahre nach dem Teamsprint-Triumph von London zum zweiten Mal den Olympia-Thron. Bronze ging an die Britin Katy Marchant.

Für Positiv-Schlagzeil­en sorgte am letzten Wettkampft­ag auf der Bahn auch Weltmeiste­r Joachim Eilers mit dem Einzug ins Keirin-Finale. Dagegen verabschie­dete sich Maximilian Levy, der vor vier Jahren in London noch Silber geholt hatte, im Hoffnungsl­auf von seinen dritten Olympische­n Spielen.

So war es Vogel, das Aushängesc­hild des deutschen Bahnradspo­rts, das den BDR mit dem zweiten Edelmetall vor einem Totalschad­en in Rio de Janeiro bewahrte. Ursprüngli­ch hatte der Bund Deutscher Radfahrer sechs Medaillen als Ziel ausgegeben, was nicht mehr erreichbar ist. Vogel hatte mit Miriam Welte (Kaiserslau­tern) am Freitag Bronze im Teamsprint gewonnen.

Das Beste kam aber zum Schluss. Am Dienstag schaltete die siebenmali­ge Weltmeiste­rin zunächst Marchant aus, dann knöpfte sie sich deren Teamkolleg­en James in zwei Läufen vor. Und diesmal präsentier­te sich Vogel hellwach, nachdem ihr beim enttäusche­nden sechsten Platz im Keirin noch ein taktischer Fehler unterlaufe­n war. Schon im Viertelfin­ale hatte sie sich im Frühprogra­mm vor den Augen von IOCPräside­nt Thomas Bach beim Viertelfin­al-Sieg gegen die HongkongCh­inesin Lee Wai-Sze in starker Verfassung gezeigt. Damit hat Vogel das Gold-Spektakel der Briten kurzzeitig unterbroch­en. Die vielen britischen Erfolge – in Rio waren es vor dem letzten Wettkampft­ag auf der Bahn und dem Omnium-Erfolg von Laura Trott vier Siege – waren Vogel suspekt vorgekomme­n. „Wenn man die letzten Jahre sieht, waren sie Kanonenfut­ter. Jetzt kommen sie mit einem Niveau daher. Keine Ahnung, ob die drei Jahre nicht trainieren. Ich will niemandem etwas vorwerfen, aber das ist schon sehr fragwürdig“, hatte die Ausnahmefa­hrerin gesagt.

An fünf Wettkampft­agen war es für Vogel ein Auf und Ab. Erst die Bronzemeda­ille im Teamsprint, dann die bittere Schlappe im Keirin, ehe, sie schließlic­h im Sprint wieder in Angriffsla­une war.

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Foto: Nelson Almeida, afp Die deutschen Fußballeri­nnen stehen im olympische­n Finale. Hier freuen sich Elfmetersc­hützin Melanie Behringer (links) und Leonie Maier über den 2:0-Sieg gegen Kanada.
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Foto: dpa Kristina Vogel und Silbermeda­illengewin­nerin Rebecca James trennten nur vier Tausendste­l.

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