Siegel mit der Chance auf mehr
Die Mindestanforderungen als Fairtrade-Town zu erfüllen, ist nicht gerade schwer. Um nur ein Beispiel zu nennen: Dass in den Geschäften einer 6900-EinwohnerGemeinde wie Pöttmes mindestens zwei fair gehandelte Produkte angeboten werden müssen, ist viel zu wenig. Eine Messlatte, die so niedrig hängt, ist nicht viel wert. Freilich gibt es weitere Voraussetzungen.
Wirklich interessant wird es aber erst, wenn aus der Urkunde mehr wird als Wandschmuck. Wenn die Fairtrade-Idee mit Leben erfüllt wird. Wenn sich, so wie zum Beispiel in Augsburg oder Pöttmes, Schulen, Vereine, Geschäfte und örtliche Initiativen auf den Weg machen und über faire Schokolade, Kaffee und Tee hinaus denken.
Zwei Beispiele aus der Region: Die Regio Augsburg Tourismus ließ eine neue T-Shirt-Kollektion für Augsburg auf fair-trade-zertifizierten T-Shirts drucken. Der Markt Pöttmes verzichtete bei einer Baumaßnahme in einem Ortsteil auf billigen Granit aus China und zahlte den teureren Bayerwald-Granit.
Und noch ein prägnantes Beispiel aus der Nachbarschaft: In Wertingen beschloss Anfang des Monats der Stadtrat, dass auf dem Friedhof nur noch fair produzierte Grabmale erlaubt sind.
Wenn mehr Menschen in Sachen faire Preise, nachhaltige Erzeugung, Umwelt- und Sozialstandards umdenken, profitieren letztlich auch heimische Erzeuger. Seit langem kämpfen Milchbauern darum, gerecht entlohnt zu werden. Biolandwirte weisen zu Recht darauf hin, dass glückliche Hühner vom Bilderbuch-Bauernhof nicht zum Schleuderpreis zu haben sind.
Wohin es führt, wenn Menschen trotz Arbeit kein Auskommen haben, zeigen die Flüchtlingsbewegungen und die Nachrichten aus deren Heimatländern. Wir müssen verstehen lernen, dass wir mit unserem Handeln, unserem Einkauf über die Lebensbedingungen anderswo mitentscheiden.