Himmlische Klänge von oben
Musik mehrerer Epochen in der Ulrichsbasilika
Ein besonderer Ort tat sich für das „Geistliche Konzert zum Hochfest Mariä Himmelfahrt“auf. In der Marienkapelle hoch über der Sakristei von St. Ulrich drängten sich die Zuhörer, teils malerisch am Boden lagernd – um Musik zu Ehren Marias zu hören. Basilika-Organist Peter Bader begleitete die Sopranistin Annette Sailer im Programm „Ave Maria“, das vom frühen Barock bis in die Neuzeit reichte. Populäres und unbekannte Kostbarkeiten hallten von oben in einer Art verlängerter Akustik in den Kirchenraum, die auch Zuhörer, die oben nicht mehr Platz fanden, verfolgen konnten.
Die Marienverehrung wurde von unterschiedlichsten Stimmungen und stilistischen Hintergründen getragen. Klare Linien, abgestufte dynamische Schichten bietet die Barockmusik. Vivaldis „Domine Deus“bezauberte im Dreiertakt durch frische Echo-Wirkungen. Festlich erklang „Rejoice“aus Händels „Messias“.
Höhepunkt war Mozart: „Laudate Dominum“, fein angestimmt von Annette Sailer, hatte eine erwartet berührende Wirkung. Und „Alleluja“aus „Exsultate jubilate“mit den virtuos gleitenden Koloraturen wurde von der brillanten Sängerin zu einem Stück fröhlicher Frömmigkeit geformt. Schwerer, fast dramatisch ist das „Ave Maria“Cherubinis.
Von etwas biederer Romantik geprägt erscheint das „Vater unser“von Carl Krebs (1804 – 1880). Weich und süß sind die nazarenerhaften Klangbögen von Saint-Saëns’ „Ave Maria“. Ähnlich, ein wenig moderner wirkt der neo-byzantinische Zauber des von Bader solistisch gespielten „Prière à Notre Dame“von Léon Boëllmann (1862 – 1897). Ebenfalls als Orgelsolo konnte man sich an den lapidaren Sätzen zweier Stücke von Diane Bish (*1941) erfreuen.
Hinreißend sind die exotischen Anrufungsgesten im „Ave Maria“des im Krieg gefallenen, genialen Jehan Alain (1911 – 1940). Annette Sailer und Peter Bader endeten mit drei unterschiedlichen Stücken: Schuberts „Ave Maria“ist, wie das besonders in der amerikanisch-angelsächsischen Welt zum Kultstück bei Feierlichkeiten jeder Art gewordene „Amazing Grace“, aus der Beliebtheitsskala nicht wegzudenken. Den Schlusspunkt setzten dann die archaischen Töne aus der Spät-Renaissance von Giulio Caccini (1551 – 1618). Es gab herzlichen Beifall für die souveräne und mit variablen Sopran-Registern aufwartende Annette Sailer und den Organisten Peter Bader.