Gute Seelen in der Notaufnahme
Zwölf Lotsen kümmern sich im Augsburger Klinikum um wartende Patienten. Eine davon ist Anne Straßer. Sie nimmt Ängste und findet für jeden beruhigende Worte
Augsburg/Adelsried Wer schon einmal in die Notaufnahme musste, kennt das: Zunächst einmal heißt es, sich in dem großen, unbekannten Krankenhausgebäude zurechtzufinden. Dann ist meist langes Warten angesagt. Außerdem kommt oft noch Angst vor der Diagnose der Ärzte hinzu. Gut, wenn in solchen Momenten eine Person da ist, die weiß, wo es lang und wie es weitergeht. Um Patienten in der Notaufnahme zur Seite zu stehen, hat das Augsburger Klinikum vor etwa drei Jahren ein besonderes Projekt eingeführt: die Kliniklotsen.
Sie helfen Patienten nicht nur, den richtigen Weg zum Behandlungsraum zu finden, sondern auch, die lange Wartezeit in der Notaufnahme zu überbrücken. Dabei haben sie für jeden Patient ein offenes Ohr. Barbara Grün, Leiterin der Patientensteuerungspunkte, begleitet das Konzept federführend. Sie erklärt: „Das Klinikum ist ein riesiges Gebäude, in dem man sich oft verloren und anonym vorkommt. Die Lotsen sollen sozusagen das Gesicht des Hauses sein und den Leuten vermitteln, dass wir ihnen Aufmerksamkeit entgegenbringen.“
Eine der ehrenamtlichen Lotsinnen ist Anne Straßer, die seit Anfang an dabei ist und zuvor 33 Jahre lang die Apotheke in Adelsried geführt hat. Insgesamt gibt es derzeit zwölf Kliniklotsen. Straßer erklärt: „Ob es nun um die Begleitung zur nächsten Untersuchung oder um das einfache Zuhören geht, wir sind für die Patienten da.“Die Lotsen arbeiten in Vier-Stunden-Schichten. „Das Angebot von Lotsen in der Notaufnahme wollen wir noch ausweiten“, erklärt Barbara Grün. Mitmachen könne jeder, medizinische Kenntnisse seien keine Voraussetzung. Schließlich soll die Menschlichkeit im Vordergrund stehen: „Wer als Kliniklotse arbeiten will, sollte mit Menschen umgehen können und keine Berührungsängste haben“, sagt Anne Straßer. Nach einem Schnuppertag gibt es einen Einführungskurs für die zukünftigen Lotsen, später regelmäßig Fortbildungen und eine kleine Aufwandsentschädigung.
Fast 85 000 Patienten sind 2014 in der Notaufnahme gewesen, das sind im Schnitt zwischen 200 und 300 pro Tag. Und die sind oft dankbar über ein Glas Wasser, eine belegte Semmel, eine Decke oder einfach nur ein paar freundliche Worte. „Einige Patienten schreiben uns sogar Dankesbriefe“, sagt Straßer und lacht. Doch nicht nur die Patienten nehmen das Angebot gut an, weiß die 66-Jährige. „Auch die Ärzte sind dankbar, dass wir für die Patienten da sind und ihnen kleinere Arbeiten abnehmen.“
Mitmachen Wer sich für die ehrenamtliche Arbeit als Kliniklotse interessiert, kann sich unter der Telefonnummer 0821/4004450 oder per E-Mail unter: vorstand.pflege@klinikum-augsburg.de erkundigen. Medizinische Vorkenntnisse sind nicht nötig.