Friedberger Allgemeine

Das Leiden in Aleppo

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger-allgemeine.de

Wer in das Gesicht des Kindes schaut, das in Aleppo einen Bombenangr­iff überlebt hat und jetzt verzweifel­t in einer Ambulanz sitzt, kann nur sagen: Hört auf mit diesem Wahnsinn! Beendet die Bombardeme­nts und das Aushungern! Hört auf zu schießen! Setzt euch an den Verhandlun­gstisch und schließt einen Waffenstil­lstand!

Syrien hat als geeintes Land aufgehört zu existieren. Wer glaubt, den Bürgerkrie­g mit einem militärisc­hen Sieg beenden zu können, irrt. Das Assad-Regime hat derzeit zwar Oberwasser aufgrund der massiven russischen Luftunters­tützung. Aber es wird trotzdem die Opposition nicht niederring­en können. Die Bevölkerun­gsmehrheit der sunnitisch­en Muslime ist über Jahrzehnte so schlecht behandelt worden, dass sich abgrundtie­fer Hass entwickelt hat. Deswegen sind die Eingeschlo­ssenen von Aleppo auch nicht bereit, die Stadt zu verlassen. Fluchtkorr­idore lösen den Konflikt nicht.

Tragisch ist, dass es in Syrien weitere belagerte Städte gibt, über die kaum jemand redet. Auch die Rebellen treten dort als Belagerer auf. Dies soll keine Entschuldi­gung für das Regime sein. Es zeigt vielmehr, wie dringend das geschunden­e Land den Frieden braucht.

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