Warum Friedberger aus Friedberg wegziehen
Immobilien Bei Quadratmeterpreisen zwischen 300 und 550 Euro können sich viele ein Grundstück in ihrer Heimatstadt nicht mehr leisten. Und es gibt noch andere Probleme bei der Ausweisung von Wohngebieten
Friedberg Der Landkreis AichachFriedberg wächst. Dank der verkehrsgünstigen Lage und eines guten Ausbildung- und Arbeitsplatzangebotes ist die Einwohnerzahl in fast allen der 24 Städte und Gemeinden des Wittelsbacher Landes in den vergangenen Jahren gestiegen. Eine der wenigen Ausnahme ist Friedberg. Lebte hier über Jahrzehnte ein gutes Viertel der Kreisbevölkerung, sind es mittlerweile noch 22 Prozent – Tendenz fallend. Und die Hoffnungen der Politik, diesen Trend umzukehren, werden sich wohl so schnell nicht erfüllen.
Nach den großen Baugebietsausweisungen der 80er und 90er Jahre wurden zuletzt nur noch überschaubare Flächen entwickelt. Zu wenig, damit junge Familien in ihrer Heimatstadt bleiben können. Und mit Quadratmeterpreisen zwischen 300 und 550 Euro auch zu teuer für einen Normalverdiener. Viele ziehen deswegen in die Umlandgemeinden.
Dabei sieht der Flächennutzungsplan der Stadt ausreichend Platz vor. Zum Beispiel zwischen der bestehenden Bebauung in FriedbergSüd bis zum Bressuirering hin. Nachdem dort die Hochspannungsleitung beseitigt wurde, stünden über 20 Hektar Bauland zur Verfügung – zumindest in der Theorie. Bislang ist die Ausweisung nur für eine 3,5 Hektar große Teilfläche direkt am Leitenhang gelungen. Beim gesamten großen Rest sorgen langwierige Grundstücksverhandlungen und eine aufwendige Entwässerung des hügeligen Geländes für Ernüchterung. Man werde noch etliche Jahre brauchen, bis man zum Bauen komme, sagt Bürgermeister Roland Eichmann. Der Aufwand für die Erschließung könnte so groß werden, dass für die Grundstücksbesitzer von den hohen Quadratmeterpreisen am Ende nur noch ein mittlerer zweistelliger Betrag übrig bleibe, rechnen Fachleute.
Dabei wäre diese große Fläche dringend nötig, um die von Bürgermeister Eichmann angekündigte Trendwende zu schaffen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre die Einwohnerzahl wieder um 2000 zu erhöhen – diese Losung hatte er noch im Sommer 2015 im Gespräch mit unserer Zeitung ausgegeben. Inzwischen zeigt der Rathauschef sich deutlich ernüchtert.
Denn selbst mit überschaubaren Neubaugebieten geht es in Friedberg nicht oder nur schleppend vorwärts. Zum Beispiel auf der 2,6 Hektar großen Freifläche zwischen Friedberg-West und dem TSVSportgelände. Die Überlegungen dafür waren weit fortgeschritten, doch mit den Eigentümern des Schlüsselgrundstücks, einer Hochzoller Familie, war keine Übereinkunft zu erzielen. Inzwischen wurde das Bauerwartungsland wieder als Ackerland ausgewiesen.
Oder an der Afrastraße südlich der Bahnlinie, wo nach langen Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern inzwischen Einigkeit erzielt wurde. Nun aber hakt der Bebauungsplan. Für die drei Hektar große Fläche sind weitere schalltechnische Untersuchungen nötig. Die ursprüngliche Ankündigung von Bürgermeister Roland Eichmann, dass hier bis zum Sommer 2016 gebaut werden soll, ist längst nicht mehr zu halten. Für die neuen Wohnblocks, die die Stadt dort selbst errichten will, ist eine Fertigstellung erst Anfang 2019 in Aussicht.
Schlechte Nachrichten gibt es auch für ein Neubaugebiet in Derching, dessen Planung die Stadt eben erst wieder aufgenommen hatte. Ein Landwirt will nun seine benachbarte Hofstelle erweitern, was die wegen der Nähe zur Autobahn ohnehin schwierige Wohnbaulandausweisung nicht einfacher macht.