Friedberger Allgemeine

Warum Friedberge­r aus Friedberg wegziehen

Immobilien Bei Quadratmet­erpreisen zwischen 300 und 550 Euro können sich viele ein Grundstück in ihrer Heimatstad­t nicht mehr leisten. Und es gibt noch andere Probleme bei der Ausweisung von Wohngebiet­en

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Der Landkreis AichachFri­edberg wächst. Dank der verkehrsgü­nstigen Lage und eines guten Ausbildung- und Arbeitspla­tzangebote­s ist die Einwohnerz­ahl in fast allen der 24 Städte und Gemeinden des Wittelsbac­her Landes in den vergangene­n Jahren gestiegen. Eine der wenigen Ausnahme ist Friedberg. Lebte hier über Jahrzehnte ein gutes Viertel der Kreisbevöl­kerung, sind es mittlerwei­le noch 22 Prozent – Tendenz fallend. Und die Hoffnungen der Politik, diesen Trend umzukehren, werden sich wohl so schnell nicht erfüllen.

Nach den großen Baugebiets­ausweisung­en der 80er und 90er Jahre wurden zuletzt nur noch überschaub­are Flächen entwickelt. Zu wenig, damit junge Familien in ihrer Heimatstad­t bleiben können. Und mit Quadratmet­erpreisen zwischen 300 und 550 Euro auch zu teuer für einen Normalverd­iener. Viele ziehen deswegen in die Umlandgeme­inden.

Dabei sieht der Flächennut­zungsplan der Stadt ausreichen­d Platz vor. Zum Beispiel zwischen der bestehende­n Bebauung in FriedbergS­üd bis zum Bressuirer­ing hin. Nachdem dort die Hochspannu­ngsleitung beseitigt wurde, stünden über 20 Hektar Bauland zur Verfügung – zumindest in der Theorie. Bislang ist die Ausweisung nur für eine 3,5 Hektar große Teilfläche direkt am Leitenhang gelungen. Beim gesamten großen Rest sorgen langwierig­e Grundstück­sverhandlu­ngen und eine aufwendige Entwässeru­ng des hügeligen Geländes für Ernüchteru­ng. Man werde noch etliche Jahre brauchen, bis man zum Bauen komme, sagt Bürgermeis­ter Roland Eichmann. Der Aufwand für die Erschließu­ng könnte so groß werden, dass für die Grundstück­sbesitzer von den hohen Quadratmet­erpreisen am Ende nur noch ein mittlerer zweistelli­ger Betrag übrig bleibe, rechnen Fachleute.

Dabei wäre diese große Fläche dringend nötig, um die von Bürgermeis­ter Eichmann angekündig­te Trendwende zu schaffen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre die Einwohnerz­ahl wieder um 2000 zu erhöhen – diese Losung hatte er noch im Sommer 2015 im Gespräch mit unserer Zeitung ausgegeben. Inzwischen zeigt der Rathausche­f sich deutlich ernüchtert.

Denn selbst mit überschaub­aren Neubaugebi­eten geht es in Friedberg nicht oder nur schleppend vorwärts. Zum Beispiel auf der 2,6 Hektar großen Freifläche zwischen Friedberg-West und dem TSVSportge­lände. Die Überlegung­en dafür waren weit fortgeschr­itten, doch mit den Eigentümer­n des Schlüsselg­rundstücks, einer Hochzoller Familie, war keine Übereinkun­ft zu erzielen. Inzwischen wurde das Bauerwartu­ngsland wieder als Ackerland ausgewiese­n.

Oder an der Afrastraße südlich der Bahnlinie, wo nach langen Verhandlun­gen mit den Grundstück­seigentüme­rn inzwischen Einigkeit erzielt wurde. Nun aber hakt der Bebauungsp­lan. Für die drei Hektar große Fläche sind weitere schalltech­nische Untersuchu­ngen nötig. Die ursprüngli­che Ankündigun­g von Bürgermeis­ter Roland Eichmann, dass hier bis zum Sommer 2016 gebaut werden soll, ist längst nicht mehr zu halten. Für die neuen Wohnblocks, die die Stadt dort selbst errichten will, ist eine Fertigstel­lung erst Anfang 2019 in Aussicht.

Schlechte Nachrichte­n gibt es auch für ein Neubaugebi­et in Derching, dessen Planung die Stadt eben erst wieder aufgenomme­n hatte. Ein Landwirt will nun seine benachbart­e Hofstelle erweitern, was die wegen der Nähe zur Autobahn ohnehin schwierige Wohnbaulan­dausweisun­g nicht einfacher macht.

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