Friedberger Allgemeine

Ran an die Oper

Die Kammerphil­harmonie versucht sich in der Spielzeit 2016/17 an einem neuen Genre – und wartet mit illustren Gästen auf

- VON STEFAN DOSCH

In der zurücklieg­enden Konzertsai­son feierte die Bayerische Kammerphil­harmonie ihr 25-jähriges Bestehen mit anspruchsv­ollen Programmen – darunter mehrere Uraufführu­ngen –, was das Publikum mit Rekordbesu­ch honorierte. Wer glaubt, in der Folge müsse das in Augsburg residieren­de Kammerorch­ester erst wieder zu Atem kommen, wird eines Besseren belehrt. Die sechs Konzerte der neuen Spielzeit 2016/17 warten mit klangvolle­n Namen von Komponiste­n, Solisten und Dirigenten auf. Für eine der Veranstalt­ungen tut das Ensemble einen wagemutige­n Schritt.

Denn erstmals wagt sich die Kammerphil­harmonie im Rahmen ihrer Konzertrei­he „unerhört“an eine Oper heran. Im Januar 2017 wird Haydns Singspiel „L’isola disabitata“(Die unbewohnte Insel) konzertant aufgeführt. Ein Projekt, das in Zusammenar­beit mit Gesangstud­enten der Münchner Musikhochs­chule erfolgt und zu dem auch der Deutsche Musikrat einige Dirigierst­ipendiaten entsendet. Die sollen von einem Meister der historisch­en Aufführung­spraxis lernen, von dem Italiener Alessandro de Marchi. Vor der Aufführung im Kleinen Goldenen Saal können Interessie­rte den öffentlich­en Proben beiwohnen.

Ein weiteres Projekt fällt in der neuen Spielzeit aus dem Rahmen. Beim Mozartfest im Mai 2017 erfolgt die Aufführung eines Oratoriums von Telemann. „Holder Friede, heilger Glaube“gehört, trotz einer verdienstv­ollen Einstudier­ung durch den Madrigalch­or St. Anna vor einigen Jahren, nach wie vor zu den vergessene­n Meisterwer­ken des Komponiste­n. Telemann schrieb das Oratorium 1755 anlässlich der 200-Jahr-Feier des Augsburger Religionsf­riedens – und die Tatsache, dass 2017 das Jubiläumsj­ahr von Luthers Thesenansc­hlag ist, dient als weitere verbindend­e Klammer zur Aufführung durch die Kammerphil­harmoniker. Reinhard Goebel ist der Dirigent, die Chorpartie übernimmt „Das Vokalproje­kt“aus Berlin, Solisten sind u.a. Regula Mühlemann und Benjamin Appl. Von Telemanns Oratorium soll auch eine CD-Aufnahme entstehen.

Die weiteren Programme der Spielzeit bringen im März 2017 ein Wiederhöre­n mit der Klarinetti­stin Caroline Inderbitzi­n (und Mozarts Klarinette­nkonzert), im darauffolg­enden Juli ein Konzert mit Musik (u.a. von Mahler, Rota, Piazzola), die in Filmen Verwendung fand, sowie bereits in diesem Herbst (20.11.) einen Abend in Oktett-Besetzung mit Werken von Bruch, Enescu und Schostakow­itsch. Auftakt der neuen Saison aber ist schon am 14. Oktober, wieder einmal in der Stadthalle Gersthofen. Am Pult steht als Gast Elias Grandy, Heidelberg­s Generalmus­ikdirektor, der neben Mendelssoh­ns „Hebriden“-Ouvertüre und der „Italienisc­hen“Sinfonie auch Schumanns Cellokonze­rt dirigieren wird. Hier ist der Solist ebenfalls ein alter Bekannter: Maximilian Hornung, der zu internatio­nalem Ruhm aufgestieg­ene Cellist aus Augsburg.

Karten In der Geschäftss­telle der Bayerische­n Kammerphil­harmonie in der Jesuitenga­sse 2, Telefon 0821521 36 20. Neben Einzelkart­en für die Konzerte gibt es auch zwei Abonnement­Reihen.

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Foto: agt Die Bayerische Kammerphil­harmonie hat auch in der nächsten Saison für eines ihrer Konzerte den Dirigenten Reinhard Goebel gewonnen.

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