Ran an die Oper
Die Kammerphilharmonie versucht sich in der Spielzeit 2016/17 an einem neuen Genre – und wartet mit illustren Gästen auf
In der zurückliegenden Konzertsaison feierte die Bayerische Kammerphilharmonie ihr 25-jähriges Bestehen mit anspruchsvollen Programmen – darunter mehrere Uraufführungen –, was das Publikum mit Rekordbesuch honorierte. Wer glaubt, in der Folge müsse das in Augsburg residierende Kammerorchester erst wieder zu Atem kommen, wird eines Besseren belehrt. Die sechs Konzerte der neuen Spielzeit 2016/17 warten mit klangvollen Namen von Komponisten, Solisten und Dirigenten auf. Für eine der Veranstaltungen tut das Ensemble einen wagemutigen Schritt.
Denn erstmals wagt sich die Kammerphilharmonie im Rahmen ihrer Konzertreihe „unerhört“an eine Oper heran. Im Januar 2017 wird Haydns Singspiel „L’isola disabitata“(Die unbewohnte Insel) konzertant aufgeführt. Ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit Gesangstudenten der Münchner Musikhochschule erfolgt und zu dem auch der Deutsche Musikrat einige Dirigierstipendiaten entsendet. Die sollen von einem Meister der historischen Aufführungspraxis lernen, von dem Italiener Alessandro de Marchi. Vor der Aufführung im Kleinen Goldenen Saal können Interessierte den öffentlichen Proben beiwohnen.
Ein weiteres Projekt fällt in der neuen Spielzeit aus dem Rahmen. Beim Mozartfest im Mai 2017 erfolgt die Aufführung eines Oratoriums von Telemann. „Holder Friede, heilger Glaube“gehört, trotz einer verdienstvollen Einstudierung durch den Madrigalchor St. Anna vor einigen Jahren, nach wie vor zu den vergessenen Meisterwerken des Komponisten. Telemann schrieb das Oratorium 1755 anlässlich der 200-Jahr-Feier des Augsburger Religionsfriedens – und die Tatsache, dass 2017 das Jubiläumsjahr von Luthers Thesenanschlag ist, dient als weitere verbindende Klammer zur Aufführung durch die Kammerphilharmoniker. Reinhard Goebel ist der Dirigent, die Chorpartie übernimmt „Das Vokalprojekt“aus Berlin, Solisten sind u.a. Regula Mühlemann und Benjamin Appl. Von Telemanns Oratorium soll auch eine CD-Aufnahme entstehen.
Die weiteren Programme der Spielzeit bringen im März 2017 ein Wiederhören mit der Klarinettistin Caroline Inderbitzin (und Mozarts Klarinettenkonzert), im darauffolgenden Juli ein Konzert mit Musik (u.a. von Mahler, Rota, Piazzola), die in Filmen Verwendung fand, sowie bereits in diesem Herbst (20.11.) einen Abend in Oktett-Besetzung mit Werken von Bruch, Enescu und Schostakowitsch. Auftakt der neuen Saison aber ist schon am 14. Oktober, wieder einmal in der Stadthalle Gersthofen. Am Pult steht als Gast Elias Grandy, Heidelbergs Generalmusikdirektor, der neben Mendelssohns „Hebriden“-Ouvertüre und der „Italienischen“Sinfonie auch Schumanns Cellokonzert dirigieren wird. Hier ist der Solist ebenfalls ein alter Bekannter: Maximilian Hornung, der zu internationalem Ruhm aufgestiegene Cellist aus Augsburg.
Karten In der Geschäftsstelle der Bayerischen Kammerphilharmonie in der Jesuitengasse 2, Telefon 0821521 36 20. Neben Einzelkarten für die Konzerte gibt es auch zwei AbonnementReihen.