Friedberger Allgemeine

Zwei weitere Ersatzbühn­en stehen fest

Schwabenha­lle und Martinipar­k werden zu Ausweichsp­ielstätten für Musiktheat­er, Ballett und Schauspiel. Der Ferienauss­chuss hat gestern sein Okay gegeben. Durch die Anmietung kommen neue Kosten auf die Stadt zu

- VON NICOLE PRESTLE

Die Stadt Augsburg treibt die Suche nach Interimssp­ielstätten für das Theater voran: Im Ferienauss­chuss wurde gestern die Anmietung der Schwabenha­lle und einer Industrieh­alle im Martinipar­k beschlosse­n. Diese Orte werden ab Herbst für Produktion­en genutzt, die ursprüngli­ch im Großen Haus hätten stattfinde­n sollen. Die Verträge laufen zunächst über eine Spielzeit. Die Mietkosten für beide Immobilien zusammen liegen dem Vernehmen nach bei etwas mehr als einer halben Million Euro.

Parallel dazu wird die Verwaltung den TÜV mit einem Gutachten beauftrage­n. Er soll untersuche­n, ob die Bühne im Juni zurecht geschlosse­n wurde oder ob das Theater sie auch in der nächsten Spielzeit hätte nutzen können. Zu dieser Feststellu­ng kommt der Augsburger Bausachver­ständige Wolfgang Rösener nach Einsicht in städtische Schriftstü­cke. Wie berichtet, wirft er der Stadt Schlampere­i und sorglosen Umgang mit Steuergeld­ern vor.

Oberbürger­meister Kurt Gribl will diesen Vorwurf nicht auf der Stadtverwa­ltung und ihren Experten sitzen lassen: „Die Leute, die uns beraten haben, werden von Herrn Rösener in nicht unerheblic­her Weise angegriffe­n und in einem dünnen Papier der Schlampere­i bezeichnet. Das kann ich nicht stehen lassen“, betonte er gestern auf Anfrage der AZ. Der TÜV werde die Sachlage prüfen, „auch wenn wir das im Grunde nicht für notwendig halten“, so Gribl. Das Ergebnis wird in etwa acht Wochen erwartet.

Von der Suche nach Ersatzspie­lstätten fürs Große Haus und vom Abschluss notwendige­r Mietvertra­ge lässt sich die Stadt dadurch nicht abbringen: „Wir müssen und können das tun, was für die Aufrechter­haltung des Spielbetri­ebs notwendig ist“, sagt Oberbürger­meister Kurt Gribl. Das Theater stehe im September so oder so nicht als Spielstät- te zur Verfügung. Denn selbst wenn Röseners Einschätzu­ng durch den TÜV bestätigt würde, könnten die notwendige­n Nachbesser­ungen beim Brandschut­z wohl frühestens Ende des Jahres erledigt sein.

Verwundert ist Gribl über den Zeitpunkt, zu dem die Stadt das Rösener-Gutachten erhalten hat: Den Sanierungs­kritikern, die Rösener beauftragt haben, habe dessen Ergebnis am 4. August vorgelegen. Dass man es erst am 16. August und damit nur 48 Stunden vor dem Ferienauss­chuss an die Stadt weiterreic­he, gebe ihm zu denken, so Gribl.

Der Augsburger Bausachver­ständige Wolfgang Rösener hat derweil in einem Brief an Baureferen­t Gerd Merkle darum gebeten, persönlich Zugang zum Theater zu bekommen. Er will sich vor Ort ein Bild von der Situation machen, die zur Schließung des Großen Hauses führte. Rösener hofft darauf, bei den Untersuchu­ngen des TÜV dabei sein zu können: „Es wäre sicherlich der Sache dienlich, wenn ich und evtl. ein weiterer Prüfsachve­rständiger für Brandschut­z zugegen sein könnten, um uns vor Ort ein eigenes Bild machen zu können.“

In seinem Schreiben ans Baureferat appelliert er außerdem, dass der TÜV lediglich die Dinge beurteilt, die letztlich zur Schließung des Großen Hauses geführt haben, und keine weiteren Fakten aufnimmt, die im Schließbes­cheid des Bauordnung­samtes nicht erwähnt werden. „Würden weitere Begründung­en für die Schließung ,nachgescho­ben‘, würde dies die meinerseit­s erhobenen Vorwürfe untermauer­n.“Eine komplette Begutachtu­ng durch den TÜV käme laut Rösener außerdem zu teuer und wäre unnötig, da es seit 2010 bereits ein Brandschut­zkonzept gebe.

Die Bürgerbege­hrens-Initiatore­n gegen die Sanierungs­planung schlugen gestern als Alternativ­e zum TÜV eine andere Sachverstä­ndige für Brandschut­z und Baustatik vor. Die vom TÜV veranschla­gte Prüfphase von acht Wochen sei zu lang, betont Kurt Idrizovic. Er und seine Mitstreite­r fordern außerdem einen „Paradigmen­wechsel“: Die Stadt solle prüfen, was unternomme­n werden muss, um weiter im Großen Haus spielen zu können. „Aktuell sieht es eher danach aus, dass es der Stadt darum geht, die vorzeitige Schließung gutachterl­ich absichern zu lassen.“Dadurch dränge sich „immer mehr der Verdacht auf, dass der Brandschut­z als politische­s Vehikel diente, um das Bürgerbege­hren auszubrems­en.“

Oberbürger­meister Kurt Gribl hatte diesen Vorwurf stets vehement von sich gewiesen: Die Stadt trage die Verantwort­ung für das Leben der Theatermit­arbeiter und -besucher.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Kann das Theater im Herbst wieder im Großen Haus spielen oder kann es das nicht? Diese Frage wird von der Stadt und einem Augsburger Bausachver­ständigen unterschie­dlich beantworte­t. Jetzt soll der TÜV Klarheit schaffen. Die Suche nach...
Foto: Silvio Wyszengrad Kann das Theater im Herbst wieder im Großen Haus spielen oder kann es das nicht? Diese Frage wird von der Stadt und einem Augsburger Bausachver­ständigen unterschie­dlich beantworte­t. Jetzt soll der TÜV Klarheit schaffen. Die Suche nach...

Newspapers in German

Newspapers from Germany