Frühstücken für den Millionen-Umsatz
In Augsburg und Umgebung treffen sich Firmenvertreter zu einer besonderen Art des Kontaktaustauschs. Ziel ist es, neue Kunden zu vermitteln und auf diesem Weg den Umsatz zu steigern
Die Empfehlungen schaffen Zugang zu neuen Kunden
Dies ist ein spezielles Frühstück. Nicht nur, weil 160 Unternehmer daran teilnehmen, auch wegen seines strikt getakteten Ablaufs. Im Augsburger Kolpingsaal wird an einem Freitagmorgen jeder Teilnehmer einmal aufstehen und sich und sein Geschäft vorstellen. Später tun das die meisten noch einmal, um zu berichten, welche Abschlüsse sie seit dem letzten Treff getätigt haben.
Die Geschäftsleute gehören fünf Gruppen an, die sich regelmäßig zum Netzwerken treffen, um Kontakte auszutauschen, neue Kunden zu generieren und im Optimalfall den Umsatz zu steigern. Drei Gruppen sind in Augsburg angesiedelt, dazu kommen eine aus Aichach und eine aus Friedberg. Erstmals sind an diesem Freitagmorgen alle fünf „Chapter“zusammengekommen.
Hinter den Treffen steht die Organisation Business Network International (BNI), die in unserer Region noch wenig bekannt ist, sich aber gerade in Deutschland ausbreitet. Die Idee kommt aus den USA (siehe Infokasten). Doch zurück zum Netzwerkerfrühstück: Die Zeit bei diesem besonderen Treffen ist knapp: In rund eineinhalb Stunden soll der Austausch über die Bühne gegangen sein. Daher muss es in der Vorstellungsrunde Schlag auf Schlag gehen: Jeder hat 20 Sekunden. Da das aber bei jedem Treffen der einzelnen Gruppen durchexerziert wird (die Chapter kommen wöchentlich zusammen), haben doch die meisten schon Übung darin.
Vertreten ist eine Vielfalt von Branchen: Verkäufer und Vertriebler aller Art, Handwerker wie Möbelschreiner, Dienstleister, etwa aus der IT-Branche oder PR, Rechtsanwälte oder Vertreter von Gesundheitsberufen. Viele sind offenbar Einzelkämpfer, aber es sind auch Chefs größerer Firmen dabei.
Schon bei der Vorstellung geht es um Geschäftsanbahnung: „Ich suche Kontakt zu einer Brauerei“, sagte einer, ein anderer: „In unserem Geschäft wird auch Spanisch gesprochen.“Manche scheinen um jeden Preis auffallen zu wollen: „Der erste, der zu mir kommt, bekommt Bargeld.“Zwischendurch hält Manfred Grosse, Geschäftsführer der Firma Devenia Communications, ein Kurzreferat über PowerNetworking.
In der zweiten Runde wird mitgeteilt, wie viele Kundenempfehlungen ein Chapter-Mitglied seit vergangener Woche von anderen Mitgliedern erhalten hat und wie viel Umsatz er damit erzielt hat. Die Mehrheit hat etwas zu berichten, die Umsätze reichen von drei- bis sechsstelligen Beträgen bei Abschlüssen. Das Chapter „Claudius“konnte in 2015 nach eigenen Angaben insgesamt rund zwei Millionen Euro Umsatz generieren. Durch die Empfehlungen verschaffen sich die Mitglieder Zugang zu ihrem Kundenstamm. Das ist möglich, weil jede Branche in den Chaptern nur einmal vertreten sein darf. Eine Empfehlung bedeutet, dass ein Kunde einen Auftrag erteilen oder etwas kaufen möchte. Das setzt Vertrauen der Mitglieder voraus.
„Ich hatte zunächst Bedenken“, sagt Grosse, „aber ich habe festgestellt: Hier ist alles transparent und überprüfbar. Eine Empfehlung ist ein warmer Kontakt.“Grosse findet, dass die Mitgliedschaft im BNI gerade für Firmengründer viel bringen kann. Sie helfe, das Geschäft in Schwung zu bringen, aber man lerne auch, seine Firma erfolgreich zu präsentieren. Sehr vorteilhaft findet Grosse, dass BNI international ist und er bei Bedarf auch Kontakte ins Ausland knüpfen kann.