Targa geht es nicht mehr gut
Sie ist weltweit einer der ältesten Zooelefanten und hat jetzt Gesundheitsprobleme. Was passiert, wenn sie nicht mehr durchhält, bis ein neues Elefantenhaus in Augsburg kommt?
Targa wird wahrscheinlich nicht mehr lange leben. Kürzlich hatte die 61-jährige Elefantin im Augsburger Zoo schwere Gesundheitsprobleme. „Wir dachten, wir müssen sie einschläfern“, berichtete Direktorin Barbara Jantschke im Ferienausschuss des Stadtrates. Dort ging es am Donnerstag um den geplanten Neubau der Elefantenanlage und die Finanzierungsprobleme bei diesem Projekt. Ein modernes Gehege ist unverzichtbar, wenn neue Dickhäuter nach Augsburg geholt werden sollen. Die Stadträte beschäftigte aber auch eine andere Frage: Was passiert, wenn Targa stirbt, bevor das neue Elefantenhaus fertig ist?
Targa ist weltweit einer der ältesten Zooelefanten. Sie hat die übliche Altersgrenze überschritten. Der Zoo hat nur noch zwei asiatische Elefanten. Ohne Targa wäre die 47-jährige Burma alleine. Eine Einzelhaltung von Elefanten sei normalerweise nicht vertretbar, sagte Jantschke. Der Zoo würde die Kritik von Tierrechtsorganisationen auf sich ziehen. Wie Burma reagiert, wenn sie als Herdentier keine Gesellschaft mehr hat, ist selbst für Experten nicht absehbar. Erfahrungen aus anderen Zoos hätten aber auch gezeigt, dass die Abgabe eines einzelnen alten Elefanten an einen anderen Zoo das Todesurteil für das betroffene Tier bedeutet, sagt Jantschke. Es kommt mit einer fremden Umgebung nicht mehr zurecht.
Seit 2012 ist bekannt, dass der Zoo ein neues Elefantengehege braucht, wenn in Augsburg weiter Dickhäuter zu sehen sein sollen. Das alte ist nicht mehr artgerecht. Jetzt wird die Zeit knapp. Die Zuchtbuchführer europäischer Zoos weisen nur dann neue Tiere zu, wenn die Haltungsbedingungen stimmen. 2015 wurden zudem die rechtlichen Richtlinien für die Haltung von Wirbeltieren weiter verschärft. Danach brauchen Elefanten mehr Platz. Auch die Pfleger müssen bes- ser vor Großtieren geschützt werden, die gefährlich werden können.
Bisher wollte der Zoo eine neue Anlage für acht Millionen Euro mit EU-Förderung bauen. Nachdem dieser Plan scheiterte, erläuterte Jantschke im Ausschuss ihr neues Finanzierungsmodell für eine abgespeckte Lösung mit sechs Millionen Euro. Sie soll bis 2019 kommen. Danach würde der Zoo 500000 Euro selber zahlen sowie ein Darlehen über zwei Millionen Euro aufnehmen. 1,5 Millionen Euro sollen über Spenden hereinkommen. Zwei Millionen Euro soll die Stadt als Zuschuss oder Schuldendiensthilfe beisteuern. Augsburg liegt mit dieser Finanzierung am unteren Ende der Ausgaben für neue Elefantengehege in europäischen Zoos. Bei größeren Bauvorhaben in deutschen Tierparks ist es auch üblich, dass öffentliche Zuschüsse fließen, das zeigte ein Vergleich der Direktorin.
Ob die Stadt das benötigte Geld fürs Elefantenhaus ausgibt, ist wegen der angespannten Haushaltslage offen. Nach dem Zeitplan von Referent Reiner Erben (Grüne) sollen die zuständigen Ausschüsse im Oktober und November vorberaten und der Stadtrat noch im November eine Entscheidung fällen.
Für Bernd Kränzle (CSU) stellt sich die Frage, ob der Augsburger Zoo wirklich Elefanten braucht, um attraktiv zu sein. Stephanie Schuhknecht (Grüne) wollte wissen, wie sich der Zoo Nürnberg entwickelt hat, seit dort die Elefanten abgeschafft wurden. Nürnberg hat ein Delfinarium als Publikumsmagnet. Deshalb sei Nürnberg nicht mit Augsburg vergleichbar, so Jantschke. Nach ihrer Einschätzung braucht der Zoo weiterhin Elefanten, um seine Besucherzahlen halten zu können. Auch notwendige Preiserhöhungen beim Eintritt könnten nur mit diesen Großtieren durchgesetzt werden, die absolute Publikumslieblinge seien. Markus Arnold (FDP) fragte nach, wie realistisch das geplante Spendenaufkommen von 1,5 Millionen Euro ist und ob in den nächsten Jahren noch weitere Millioneninvestitionen im Zoo auf die Stadt zukommen. Nach Angaben der Direktorin ist mit dem geplanten Spendenbetrag sicher zu rechnen, da auch der Förderkreis der Zoofreunde das Projekt unterstützt. Als weitere Vorhaben im Zoo seien in den nächsten drei Jahren ein Anbau ans Giraffenhaus für gut 300000 Euro und eine neue Werkstatt geplant. Diese Projekte könne man aus eigener Kraft finanzieren.
Bis September soll eine abgespeckte Planung für die Elefantenanlage vorliegen. Die Größe soll gleich bleiben. Abstriche soll es bei der Technik, der Außenfassade und einem Gehege für eine weitere Tierart bei den Elefanten geben. OB Kurt Gribl (CSU), der Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Zoo GmbH ist, befürwortet die neue Elefantenanlage. Er betonte aber, dass vor der Zuschussentscheidung sichergestellt werden muss, dass die Baukosten von sechs Millionen Euro eingehalten werden.