Augsburg verlassen, Augsburg gefunden Mein Augsburg
Die Heimat im Urlaub zurückzulassen, ist manchmal gar nicht so einfach. Sie holt einen immer wieder ein. Aber das auf eine besonders schöne Art und Weise
VVON MIRIAM ZISSLER or vier Wochen saß ich im Zug. Ich hatte Augsburg schon hinter mir gelassen. Bald würde ich auch Deutschland hinter mir lassen und in die Sonne fliegen. Denn irgendwo musste sie ja sein, wenn sie sich schon nicht bei uns blicken ließ. Endlich weg also.
Ich blätterte im kostenlosen Magazin der Bahn und entdeckte: Augsburg. Ein überdimensional großer Hase war in einem prächtigen Saal zu sehen. Der „Silverio Rabbit“der Augsburger Künstlerin Natalija Ribovic. Ihre „Naturhasen“, die auch schon im Schaezlerpalais gezeigt wurden, gelten als Symbole für saubere Energien. Das Bahn-Mobil verglich ihren coolen Hasen mit den Skulpturen von Jeff Koons, nur eben viel leichter, da sie nicht aus Stahl gefertigt sind. Da war ich schon ein bisschen stolz auf die Augsburger Kunst, die woanders zu sehen ist. Nach verschiedenen anderen Schlössern in Baden-Württemberg wohnt der Hase noch bis 21. August im Jagdsaal von Schloss Schwetzingen und kann dort besichtigt werden.
Doch davon wollte ich erst mal nichts mehr wissen. „Adieu Augsburg. Welcome New York. Hallo Sonne.“, hieß es. In der Stadt, die niemals schläft, ist eines ziemlich sibekanntlich cher: Im Juli und August ist es dort sehr, sehr heiß. Also genau das, was ich nach dem anfangs so verkorksten Sommer bei uns suchte.
Nur war es in diesem Jahr außerordentlich heiß. Also so heiß, dass es einem Augsburger, dem man es nicht so schnell recht machen kann, fast schon zu heiß ist. Also flüchtete ich in die Museen der Stadt. Davon gibt es viele. Und sie sind alle auch wunderbar klimatisiert. Genau das Richtige bei diesen heißen Temperaturen.
Im Metropolitan Museum hätte ich mich einen ganzen Tag aufhalten können. Es gibt dort einfach alles: In einem Flügel wird der Tempel von Dendur gezeigt, ein unter Kaiser Augustus ca. 15 v. Chr. errichteter Tempel, der im Zuge des Baus des Assuan-Staudamms abgebaut wurde. Auf der Dachterrasse steht derzeit eine Miniaturversion des Hauses von Norman Bates aus Alfred Hitchcock’s Film „Psycho“, im Keller finde ich: Augsburg. Hier und dort steht es an vielen kleinen Schildern. Es sind viele imposante Goldschmiede- und Silberarbeiten vornehmlich aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Gebannt klebe ich an den Schaukästen und begutachte begeistert diese präzise Arbeit. Und auch ein Museum später, im Jüdischen Museum, werde ich fündig. Während sich die anderen Besucher um die ausgestellte Couture-Mode von Isaac Mizrahi reihen, suche ich die Begleittexte von Lampen, Kelchen, Kerzenständern und Tora-Schildern nach ihrer Herkunft ab. Die Angabe Augsburg, Augsburg und wieder Augsburg lässt mein Herz ein wenig höher schlagen. Bei der Ankunft in Frankfurt erreicht mich eine SMS. „In Augsburg scheint die Sonne.“Na, also …