An der Pflege wird nicht gerüttelt
Geschäftsführerin Gudrun Jansen beruhigt die Patienten. Beim Förderverein, dem das Haus an der Hermann-Löns-Straße gehört, sieht man im Umzug an einen neuen Standort auch eine Chance
Friedberg Muss sich die Friedberger Sozialstation nach einer neuen Bleibe umschauen? Hannes Proeller, der Vorsitzende des Fördervereins Ambulante Krankenpflege, bleibt gelassen. „Was in zehn Jahren ist, wissen wir heute nicht“, sagt er: „Da kann sich viel ändern.“Die mit dem Landkreis und der Stadt abgeschlossene Vereinbarung gibt aber Planungssicherheit zumindest bis 2027.
Wie berichtet, hat sich der Landkreis das Grundstück der Sozialstation für den Fall gesichert, dass in der Zukunft eine Erweiterung des Friedberger Krankenhauses notwendig ist. Zwar gibt es dafür noch keine konkreten Pläne, aber aus der Erfahrung heraus sei damit zu rechnen, dass man das Krankenhaus irgendwann erweitern müsse, hieß es dazu im Landratsamt. Und die Platzkapazitäten auf dem Klinikgelände selbst sind ausgeschöpft.
„Unsere Arbeit ist an den Menschen gekoppelt, nicht an einen Standort“, versucht Gudrun Jansen die Ängste der Patienten zu zerstreuen. Die Geschäftsführerin der Sozialstation Hochzoll-Friedberg musste gestern Anrufer beruhigen, die sich um den Fortbestand der Einrichtung sorgten. Doch darum geht es bei der jetzt getroffenen Vereinbarung nicht.
Dass der Standort an der Hermann-Löns-Straße wohl nicht für alle Ewigkeit sein würde – damit haben die Verantwortlichen der Friedberger Sozialstation schon gerechnet. Bereits als die Stadt das Grundstück Anfang der 90er-Jahre in Erbpacht zur Verfügung stellte, sah der Vertrag eine klare Regelung vor: Wenn das Krankenhaus irgendwann diese Fläche für eine Erweiterung benötigt, muss die Sozialstation weichen. „Deshalb ist das für uns jetzt Neues“, sagt FördervereinsChef Proeller. Immerhin gebe die Vereinbarung der Sozialstation jetzt die Zeit, sich auf die veränderte Situation einzustellen.
Und sie sichert auch einstweilen die Nutzung des Hauses. Zu den bestehenden Angeboten vom Tafelladen bis zu den Behindertenwohnungen kommt auch eine Tagespflege. Gerade hier sei der Bedarf groß, erklärt der Altenhilfereferent des Landkreises, Alf Neumeier. Derzeit gibt es drei derartige Einrichtungen im Wittelsbacher Land: das Pflegezentrum Ederer mit 20 Plätzen in Mering sowie die Einrichtungen des Roten Kreuzes mit zwölf Plätzen in Friedberg und 14 in Aichach. Ihnen steht ein aktueller Bedarf von 100 Plätzen gegenüber, der mittelfristig sogar auf 150 steigen könnte, rechnet Neumeier vor. Wer heute einen dementen Angehörigen in der Tagespflege unterbringen wolle, habe Glück, wenn dies an einem Tag pro Woche möglich sei. Besonders knapp ist das Angebot in Friedberg. In der größten Stadt des Landkreises gibt es die kleinste Tagespflege. Weil eine Erweiterung des neuen Rot-Kreuz–Hauses an der Hansnichts Böller-Straße nach Neumeiers Angaben nicht möglich ist, soll das Erdgeschoss der Sozialstation dafür genutzt werden. Mit 18 Plätzen lasse sich die Tagespflege auch wirtschaftlich betreiben, weiß der Altenhilfereferent.
Hannes Proeller geht davon aus, dass der Bedarf an sozialen Angeboten in Friedberg in den kommenden Jahren noch deutlich steigen wird, etwa mit einem Sozialkaufhaus. Außerdem werden die Friedberger immer älter „Die Altersstruktur der Stadt geht in Richtung Senior“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins. Gut möglich, dass also auch der Sozialstation ein größerer Neubau entgegenkommt. „Wir machen uns darüber zwar noch keine Gedanken, aber wir hören uns um“, sagt Hannes Proeller.
Und nicht nur in Friedberg, auch in Hochzoll steht ein Ortswechsel zur Diskussion. „Wir platzen hier aus allen Nähten“, sagt Geschäftsführerin Jansen. An der Watzmannstraße sind die Raumkapazitäten längst erschöpft, und die Situation verschärft sich noch, wenn das Erdgeschoss in Friedberg für die Tagespflege benötigt wird. Ausgelagerte Teile der Verwaltung müssen dann nach Hochzoll umziehen.