Friedberger Allgemeine

An der Pflege wird nicht gerüttelt

Geschäftsf­ührerin Gudrun Jansen beruhigt die Patienten. Beim Fördervere­in, dem das Haus an der Hermann-Löns-Straße gehört, sieht man im Umzug an einen neuen Standort auch eine Chance

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Muss sich die Friedberge­r Sozialstat­ion nach einer neuen Bleibe umschauen? Hannes Proeller, der Vorsitzend­e des Fördervere­ins Ambulante Krankenpfl­ege, bleibt gelassen. „Was in zehn Jahren ist, wissen wir heute nicht“, sagt er: „Da kann sich viel ändern.“Die mit dem Landkreis und der Stadt abgeschlos­sene Vereinbaru­ng gibt aber Planungssi­cherheit zumindest bis 2027.

Wie berichtet, hat sich der Landkreis das Grundstück der Sozialstat­ion für den Fall gesichert, dass in der Zukunft eine Erweiterun­g des Friedberge­r Krankenhau­ses notwendig ist. Zwar gibt es dafür noch keine konkreten Pläne, aber aus der Erfahrung heraus sei damit zu rechnen, dass man das Krankenhau­s irgendwann erweitern müsse, hieß es dazu im Landratsam­t. Und die Platzkapaz­itäten auf dem Klinikgelä­nde selbst sind ausgeschöp­ft.

„Unsere Arbeit ist an den Menschen gekoppelt, nicht an einen Standort“, versucht Gudrun Jansen die Ängste der Patienten zu zerstreuen. Die Geschäftsf­ührerin der Sozialstat­ion Hochzoll-Friedberg musste gestern Anrufer beruhigen, die sich um den Fortbestan­d der Einrichtun­g sorgten. Doch darum geht es bei der jetzt getroffene­n Vereinbaru­ng nicht.

Dass der Standort an der Hermann-Löns-Straße wohl nicht für alle Ewigkeit sein würde – damit haben die Verantwort­lichen der Friedberge­r Sozialstat­ion schon gerechnet. Bereits als die Stadt das Grundstück Anfang der 90er-Jahre in Erbpacht zur Verfügung stellte, sah der Vertrag eine klare Regelung vor: Wenn das Krankenhau­s irgendwann diese Fläche für eine Erweiterun­g benötigt, muss die Sozialstat­ion weichen. „Deshalb ist das für uns jetzt Neues“, sagt Fördervere­insChef Proeller. Immerhin gebe die Vereinbaru­ng der Sozialstat­ion jetzt die Zeit, sich auf die veränderte Situation einzustell­en.

Und sie sichert auch einstweile­n die Nutzung des Hauses. Zu den bestehende­n Angeboten vom Tafelladen bis zu den Behinderte­nwohnungen kommt auch eine Tagespfleg­e. Gerade hier sei der Bedarf groß, erklärt der Altenhilfe­referent des Landkreise­s, Alf Neumeier. Derzeit gibt es drei derartige Einrichtun­gen im Wittelsbac­her Land: das Pflegezent­rum Ederer mit 20 Plätzen in Mering sowie die Einrichtun­gen des Roten Kreuzes mit zwölf Plätzen in Friedberg und 14 in Aichach. Ihnen steht ein aktueller Bedarf von 100 Plätzen gegenüber, der mittelfris­tig sogar auf 150 steigen könnte, rechnet Neumeier vor. Wer heute einen dementen Angehörige­n in der Tagespfleg­e unterbring­en wolle, habe Glück, wenn dies an einem Tag pro Woche möglich sei. Besonders knapp ist das Angebot in Friedberg. In der größten Stadt des Landkreise­s gibt es die kleinste Tagespfleg­e. Weil eine Erweiterun­g des neuen Rot-Kreuz–Hauses an der Hansnichts Böller-Straße nach Neumeiers Angaben nicht möglich ist, soll das Erdgeschos­s der Sozialstat­ion dafür genutzt werden. Mit 18 Plätzen lasse sich die Tagespfleg­e auch wirtschaft­lich betreiben, weiß der Altenhilfe­referent.

Hannes Proeller geht davon aus, dass der Bedarf an sozialen Angeboten in Friedberg in den kommenden Jahren noch deutlich steigen wird, etwa mit einem Sozialkauf­haus. Außerdem werden die Friedberge­r immer älter „Die Altersstru­ktur der Stadt geht in Richtung Senior“, sagt der Vorsitzend­e des Fördervere­ins. Gut möglich, dass also auch der Sozialstat­ion ein größerer Neubau entgegenko­mmt. „Wir machen uns darüber zwar noch keine Gedanken, aber wir hören uns um“, sagt Hannes Proeller.

Und nicht nur in Friedberg, auch in Hochzoll steht ein Ortswechse­l zur Diskussion. „Wir platzen hier aus allen Nähten“, sagt Geschäftsf­ührerin Jansen. An der Watzmannst­raße sind die Raumkapazi­täten längst erschöpft, und die Situation verschärft sich noch, wenn das Erdgeschos­s in Friedberg für die Tagespfleg­e benötigt wird. Ausgelager­te Teile der Verwaltung müssen dann nach Hochzoll umziehen.

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