Noch sind viele Stellen frei
Beruf Knapp 250 Ausbildungsplätze sind unbesetzt und rund 150 Bewerber unversorgt. Welche Branchen sich bei der Kandidatensuche schwertun und was die Arbeitsagentur Interessenten rät
Insgesamt 250 Ausbildungsplätze sind unbesetzt und rund 150 Bewerber unversorgt. Welche Branchen sich bei der Kandidatensuche schwertun.
Friedberg Bis zum Start sind es noch gerade einmal zwei Wochen, doch viele Ausbildungsplätze sind noch unbesetzt, und zahlreiche Bewerber sind noch auf der Suche. Am 1. September beginnt das neue Ausbildungsjahr. Nach der jüngsten Statistik der Arbeitsagentur sind noch 248 Stellen frei, 155 Jugendliche im Landkreis Aichach-Friedberg suchen noch nach einer passenden Ausbildung. Daniela Ruhrmann, Sprecherin der Arbeitsagentur Augsburg Land sagt, dass sich diese Zahlen täglich ändern können. „Das ist eine Hochphase“, erklärt Ruhrmann.
Die meisten freien Stellen gibt es für die Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel (22), zum Bäckerei-Fachverkäufer (19) und zum Verkäufer (15). Insgesamt gibt es deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerber, das Verhältnis liegt bei 122 zu 100. In den vergangenen Jahren kamen sogar noch wesentlich mehr Ausbildungsplätze auf einen Interessenten. Allerdings sind die Unternehmen nicht verpflichtet, freie Stellen bei der Arbeitsagentur zu melden. Manche suchen eigenständig nach Auszubildenden und verzichten auf Hilfe der Agentur. Wie viele weitere Stellen es dadurch gibt, ist nicht erfasst.
Der Jobbörse der Arbeitsagentur zufolge suchen vor allem die Supermarktfilialen in der Region nach jungen Leuten, die sich zum Einzelhandelskaufmann oder zum Verkäufer ausbilden lassen. Bei manchen Ketten übernimmt die Firmenzentrale die Auswahl der Kandidaten, bei anderen fällt die Ent- scheidung in der Filiale selbst. Bewerber gebe es genug, es seien allerdings nicht alle von ihnen geeignet, heißt es sowohl bei Rewe als auch beim Drogeriemarkt Müller. Den Friedberger Filialen ist es aber gelungen, ihre Plätze für diesen Herbst zu besetzen.
Das Handwerk gilt als wenig „trendy“
Lieselotte Schwab kümmert sich bei der Friedberger Bäckerei Schwab um die Einstellungen und glaubt, den Grund für die Schwierigkeiten in ihrer Branche zu kennen: Lehrlinge im Verkauf müssen um sechs Uhr mit der Arbeit beginnen, Lehrlinge in der Produktion sogar noch früher. Eine öffentliche Anbindung gibt es zu beiden Zeiten nicht. Weil die Azubis noch nicht volljährig sind, sind sie aber darauf angewiesen – oder müssen in dem Ort wohnen, in dem der Betrieb seinen Sitz hat. „Was nützt mir das, wenn der Bewerber am anderen Ende von Augsburg wohnt“, sagt Lieselotte Schwab. Interessenten gebe es genug, obwohl das Handwerk als weniger „trendy“gelte als viele Bürojobs. Doch schon beim Probearbeiten sei die frühe Anfangszeit oft eine zu große Hürde. Die Bäckerei Schwab hat sowohl in der Produktion als auch im Verkauf Lehrlinge, könnte aber noch einen weiteren einstellen.
Gute Zahlen kann das Kissinger Unternehmen Weka vorweisen – entgegen der Medienkrise, vor der immer wieder gewarnt wird. Acht junge Leute beginnen am 1. September ihre Ausbildung bei der Fachmedienfirma. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahr. Die meisten der Lehrlinge kommen aus der nahen Umgebung von Kissing.
Auch wer am 1. September ohne Ausbildungsplatz dasteht, hat laut Arbeitsagentur noch Chancen auf eine Stelle. Bis Ende des Jahres ist es möglich, neu in einen Lehrberuf einzusteigen. Auch kurzfristige Änderungen kommen vor. Manche Jugendliche entscheiden sich statt einer Lehre für den Besuch einer weiterführenden Schule. Andere beginnen eine andere Ausbildung als zunächst geplant, weil sie ein Angebot erhalten, das attraktiver zu sein scheint.
Sorgen solle sich aber kein Absolvent machen, heißt es bei der Arbeitsagentur. „Wer jetzt noch nichts hat, der soll nicht verzagen, sondern lieber bei der Berufsberatung einen Beratungstermin vereinbaren“, empfiehlt Daniela Ruhrmann.