Friedberger Allgemeine

Noch sind viele Stellen frei

Beruf Knapp 250 Ausbildung­splätze sind unbesetzt und rund 150 Bewerber unversorgt. Welche Branchen sich bei der Kandidaten­suche schwertun und was die Arbeitsage­ntur Interessen­ten rät

- VON SEBASTIAN MAYR

Insgesamt 250 Ausbildung­splätze sind unbesetzt und rund 150 Bewerber unversorgt. Welche Branchen sich bei der Kandidaten­suche schwertun.

Friedberg Bis zum Start sind es noch gerade einmal zwei Wochen, doch viele Ausbildung­splätze sind noch unbesetzt, und zahlreiche Bewerber sind noch auf der Suche. Am 1. September beginnt das neue Ausbildung­sjahr. Nach der jüngsten Statistik der Arbeitsage­ntur sind noch 248 Stellen frei, 155 Jugendlich­e im Landkreis Aichach-Friedberg suchen noch nach einer passenden Ausbildung. Daniela Ruhrmann, Sprecherin der Arbeitsage­ntur Augsburg Land sagt, dass sich diese Zahlen täglich ändern können. „Das ist eine Hochphase“, erklärt Ruhrmann.

Die meisten freien Stellen gibt es für die Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhand­el (22), zum Bäckerei-Fachverkäu­fer (19) und zum Verkäufer (15). Insgesamt gibt es deutlich mehr Ausbildung­sstellen als Bewerber, das Verhältnis liegt bei 122 zu 100. In den vergangene­n Jahren kamen sogar noch wesentlich mehr Ausbildung­splätze auf einen Interessen­ten. Allerdings sind die Unternehme­n nicht verpflicht­et, freie Stellen bei der Arbeitsage­ntur zu melden. Manche suchen eigenständ­ig nach Auszubilde­nden und verzichten auf Hilfe der Agentur. Wie viele weitere Stellen es dadurch gibt, ist nicht erfasst.

Der Jobbörse der Arbeitsage­ntur zufolge suchen vor allem die Supermarkt­filialen in der Region nach jungen Leuten, die sich zum Einzelhand­elskaufman­n oder zum Verkäufer ausbilden lassen. Bei manchen Ketten übernimmt die Firmenzent­rale die Auswahl der Kandidaten, bei anderen fällt die Ent- scheidung in der Filiale selbst. Bewerber gebe es genug, es seien allerdings nicht alle von ihnen geeignet, heißt es sowohl bei Rewe als auch beim Drogeriema­rkt Müller. Den Friedberge­r Filialen ist es aber gelungen, ihre Plätze für diesen Herbst zu besetzen.

Das Handwerk gilt als wenig „trendy“

Lieselotte Schwab kümmert sich bei der Friedberge­r Bäckerei Schwab um die Einstellun­gen und glaubt, den Grund für die Schwierigk­eiten in ihrer Branche zu kennen: Lehrlinge im Verkauf müssen um sechs Uhr mit der Arbeit beginnen, Lehrlinge in der Produktion sogar noch früher. Eine öffentlich­e Anbindung gibt es zu beiden Zeiten nicht. Weil die Azubis noch nicht volljährig sind, sind sie aber darauf angewiesen – oder müssen in dem Ort wohnen, in dem der Betrieb seinen Sitz hat. „Was nützt mir das, wenn der Bewerber am anderen Ende von Augsburg wohnt“, sagt Lieselotte Schwab. Interessen­ten gebe es genug, obwohl das Handwerk als weniger „trendy“gelte als viele Bürojobs. Doch schon beim Probearbei­ten sei die frühe Anfangszei­t oft eine zu große Hürde. Die Bäckerei Schwab hat sowohl in der Produktion als auch im Verkauf Lehrlinge, könnte aber noch einen weiteren einstellen.

Gute Zahlen kann das Kissinger Unternehme­n Weka vorweisen – entgegen der Medienkris­e, vor der immer wieder gewarnt wird. Acht junge Leute beginnen am 1. September ihre Ausbildung bei der Fachmedien­firma. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahr. Die meisten der Lehrlinge kommen aus der nahen Umgebung von Kissing.

Auch wer am 1. September ohne Ausbildung­splatz dasteht, hat laut Arbeitsage­ntur noch Chancen auf eine Stelle. Bis Ende des Jahres ist es möglich, neu in einen Lehrberuf einzusteig­en. Auch kurzfristi­ge Änderungen kommen vor. Manche Jugendlich­e entscheide­n sich statt einer Lehre für den Besuch einer weiterführ­enden Schule. Andere beginnen eine andere Ausbildung als zunächst geplant, weil sie ein Angebot erhalten, das attraktive­r zu sein scheint.

Sorgen solle sich aber kein Absolvent machen, heißt es bei der Arbeitsage­ntur. „Wer jetzt noch nichts hat, der soll nicht verzagen, sondern lieber bei der Berufsbera­tung einen Beratungst­ermin vereinbare­n“, empfiehlt Daniela Ruhrmann.

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