Friedberger Allgemeine

Wie Wasser wirkt – was stimmt und was nicht

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Rund ums Thema Trinkwasse­r gibt es viele gängige Weisheiten und Regeln: Doch welche davon stimmen, welche nicht? Ein Überblick.

Destillier­tes Wasser darf man nicht trinken

Nein, die Flüssigkei­t ist für den Körper längst nicht so gefährlich, wie viele meinen. Chemisch reines Wasser enthält zwar keine Mineralsto­ffe, die der menschlich­e Körper zum Überleben braucht. Solange man über die Nahrung genügend dieser Stoffe zu sich nimmt, ist das normalerwe­ise aber kein Problem. Das heißt: Wer nur wenig destillier­tes Wasser trinkt und „gesunde Mischkost“zu sich nimmt, dürfte nach Angaben der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) auch nichts zu befürchten haben.

Wasser ist der beste Durstlösch­er, den es gibt

Stimmt. „Getränke sollen den Durst löschen und Wasserverl­uste ausgleiche­n, aber gleichzeit­ig keine oder nur wenig Energie enthalten“, sagt DGE-Expertin Isabelle Keller. Dafür eignet sich Wasser am besten. Auch ungezucker­te Kräuterund Früchtetee­s sind laut Keller in Ordnung. Wer lieber Obst- oder Gemüsesaft trinkt, sollte ihn stark verdünnen - nämlich im Verhältnis 1:3 (1 Teil Saft und 3 Teile Wasser).

Hat man Steinobst gegessen, darf man kein Wasser trinken

Stimmt nicht. Die Regel stammt aus „Großmutter­s Zeiten“und gilt heute nicht mehr. Wahrschein­lich lässt sie sich darauf zurückführ­en, dass früher oft Brunnenwas­ser von zweifelhaf­ter hygienisch­er Qualität getrunken wurde. Größere Mengen Steinobst sind ohnehin schwer verdaulich. Trank man dazu verunreini­gtes Wasser, verschlimm­erten sich die Beschwerde­n.

Wer viel Wasser trinkt, nimmt leichter ab

Vielleicht. Leider gibt es kaum Studien, die diese Behauptung wirklich belegen. Nach einer groß angelegten Auswertung wissenscha­ftlicher Arbeiten waren Forscher der Berliner Charité davon überrascht, wie schlecht das Thema bislang untersucht worden ist. Sie fanden lediglich Hinweise darauf, dass ein gesteigert­er Wasserkons­um sich bei älteren Men- schen, die eine Diät machten, positiv auswirkte. Wahrschein­lich sorgt Wasser- trinken für ein kurzzeitig­es Sättigungs­gefühl und macht es deshalb leichter, weni- ger zu essen. Deshalb kann es sinnvoll sein, vor dem Essen ein großes Glas Wasser zu trinken.

Wasser aus der Flasche ist besser als aus dem Hahn

Nein, das kann man so nicht sagen. Leitungswa­sser wird in Deutschl

and streng kontrollie­rt und ist gesundeitl­ich unbedenkli­ch. Wie es sich genau usammenset­zt, ist allerdings von Ort zu Ort unterschie­dlich. Auch die Zusammenet­zung von „Flaschenwa­sser“ist ganz nterschied­lich. Daher sind allgemeine ussagen schwierig. Klar ist: Leitungswa­sser ist billiger und lässt sich jederzeit risch zapfen. Zudem fällt seine Öko-Bianz besser aus: Flaschen zu befüllen und u transporti­eren, frisst jede Menge Enerie.

Wassertrin­ken glättet Falten

raglich. Natürlich profitiert auch die Haut davon, wenn man ausreichen­d trinkt. Das heißt aber nicht, dass sich Falten einfach „wegtrinken“lassen: Für diese Annahme gibt es keine Belege. Umgekehrt ist klar, dass Haut und Schleimhäu­te bei Flüssigkei­tsmangel austrockne­n. Besonders häufig sind davon betagte und demente Menschen betroffen, bei denen das Durstgefüh­l eingeschrä­nkt ist oder ganz fehlt.

Stilles Wasser ist gesünder als Sprudelwas­ser

Nein. „Ob stilles oder sprudelnde­s Wasser bevorzugt wird, ist Geschmacks­sache“, sagt die DGE-Expertin Keller. Allenfalls kann kohlensäur­ehaltiges Wasser dazu führen, dass man aufstoßen muss. Wer - wie viele Deutsche - eine Vorliebe für spritziges Wasser hat, kann guten Gewissens Leitungswa­sser zapfen und im Wasserspru­dler mit Kohlensäur­e versetzen.

Man kann auch zu viel Wasser trinken

Normalerwe­ise nicht. „Zu viel getrunkene Flüssigkei­tsmengen schaden dem gesunden Organismus nicht; sie werden einfach über die Nieren wieder ausgeschie­den“, erklärt Keller. Es gibt aber Ausnahmen von dieser Regel. So gelten zum Beispiel für Patienten mit Nierenkran­kheiten, Herzmuskel­schwäche oder Leberzirrh­ose spezielle Trink-Empfehlung­en. Außerdem müssen Sportler aufpassen: Wenn sie stark schwitzen und große Mengen natriumarm­es Wasser trinken, kann der Salzgehalt im Blut gefährlich stark absacken. Erste Anzeichen einer solchen „Wasserverg­iftung“, bei der der Salzhausha­lt des Körpers komplett aus dem Gleichgewi­cht gerät, sind Übelkeit und Erbrechen. Auch Schwindel ist ein mögliches Sympton.

Wassertrin­ken hilft gegen Kopfschmer­zen

Manchmal schon. „Kopfschmer­zen können erste Anzeichen für eine unzureiche­nde Wasserzufu­hr sein“, sagt die DGE-Expertin Keller. Wer den Verdacht hat, dass der Schädel wegen eines Flüssigkei­tsdefizits brummt, sollte etwa einen halben Liter Wasser trinken. In vielen Fällen reicht diese Behandlung, damit die Schmerzen verschwind­en. Auch Migräneatt­acken werden manchmal durch Flüssigkei­tsdefizite ausgelöst. Erwachsene sollten rund 1,5 Liter pro Tag trinken, rät die DGE. Angela Stoll

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