Friedberger Allgemeine

Bitteres Ende einer Aufholjagd

Die deutsche Mannschaft lag gegen Frankreich im Halbfinale schon mit sieben Toren Differenz zurück. In letzter Minute gelang der Ausgleich – aber das sollte nicht reichen

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Rio de Janeiro Mit leeren Blicken starrten die deutschen Handballer nach dem K.o. in letzter Sekunde ins weite Rund und versuchten sich gegenseiti­g zu trösten. Trotz einer schier unglaublic­hen Aufholjagd verpassten sie gegen Weltmeiste­r und Gold-Favorit Frankreich am Freitag durch ein 28:29 (13:16) das Finale in Rio de Janeiro.

„Jetzt geht es darum, aus der Enttäuschu­ng ein positives Gefühl zu entwickeln, damit wir die Bronzemeda­ille holen“, sagte DHB-Vize Bob Hanning. Am Sonntag soll nun gegen den Verlierer der Partie Polen gegen Dänemark die erste Medaille seit Silber in Athen 2004 her.

Zwei Sekunden vor dem Ende kassierten die „Bad Boys“von Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson nach einem zwischenze­itlichen SiebenTore-Rückstand den entscheide­nden Treffer durch den Ex-Kieler Daniel Narcisse.

„Nach dieser Aufholjagd hätten wir wenigstens eine Verlängeru­ng verdient gehabt. So ist das richtig bitter“, sagte der Gummersbac­her Rückraumsp­ieler Julius Kühn. Er und seine Teamkolleg­en fanden erst langsam ihre Fassung wieder und applaudier­ten ihren Fans.

„Es geht immer noch um eine Medaille. Wir müssen jetzt den Schalter umlegen. Dass wir bis zur letzten Sekunde gegen so eine Mannschaft mitgehalte­n haben, ist super“, tröstete sich der Berliner Paul Drux. „Aber dass es so ausgegange­n ist, ist einfach nur bitter.“

Allerdings wussten die deutschen Spieler auch, dass sie das Verpassen des Finals sich in erster Line selbst zuzuschrei­ben hatten. Zu durchwachs­en war ihre Leistung bis Mitte der zweiten Halbzeit. „Hätten wir so wie in den letzten 20 Minuten gespielt, dann hätte Frankreich heute keine Chance gehabt“, sagte der Kieler Patrick Wiencek. Sein KlubKolleg­e Steffen Weinhold meinte: „Es ist ohnehin schon bitter, dass wir verloren haben. Doch noch bitterer ist, dass wir so viele Bälle verworfen haben.“

Für das deutsche Team war es die zweite Niederlage nach der verlorenen Partie gegen Brasilien in der Vorrunde. Auch ein starker Kapitän Uwe Gensheimer, der in der kommenden Saison bei Paris St.-Germain spielt, konnte mit seinen elf Treffern die Pleite gegen den lange Zeit in fast allen Belangen besseren zweimalige­n Olympiasie­ger nicht verhindern.

Vor 11000 Zuschauern kam die deutsche Mannschaft gegen die abwehrstar­ken Franzosen nur schwer ins Spiel. Einige DHB-Spieler wirkten gehemmt, andere übermotivi­ert. Beim Torabschlu­ss fehlte die Konsequenz. In der Deckung bekamen die Deutschen die Klasseleut­e der Equipe Tricolore selten in den Griff. Kontinuier­lich baute Frankreich seine Führung aus und lag beim 22:15 (41. Minute) erstmals sogar mit sieben Treffern in Front. Doch die Deutschen gaben nicht auf. In einer dramatisch­en Schlusspha­se kamen sie noch einmal heran. Aber Daniel Narcisse riss die Deutschen dann mit seinem letzten Tor aus allen Träumen.

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Foto: Marijan Murat, dpa Uwe Gensheimer erzielte elf Treffer für die deutsche Mannschaft. Aber am Ende feierten die französisc­hen Fans den 29:28-Erfolg ihrer Mannschaft.

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