Schluss mit der Polemik
Egal, auf welcher Seite man in der Theaterdebatte steht: Es wird immer schwieriger, sie ernst zu nehmen. Diese Entwicklung haben sich Kritiker wie Befürworter gleichermaßen anzulasten, denn sie sind davon abgekommen, sachlich Argumente auszutauschen. Es geht nur noch darum, wer auf welcher Seite steht – wer also Freund ist und wer Feind. Das millionenschwere Projekt zu hinterfragen ist legitim. Leider kann man sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass es den Sanierungskritikern mittlerweile nur noch ums Dagegensein geht. Warum sonst haben sie bis heute keine Vorschläge aufgezeigt, wie das Projekt günstiger und anders umzusetzen wäre?
Das Gutachten, das sie diese Woche vorgelegt haben, war ein Schritt in diese Richtung. Doch anstatt die Aussagen eines renommierten Bausachverständigen für sich stehen zu lassen, wurden sie mit dem Vorwurf der Schlamperei und Mauschelei aufgeladen.
Oberbürgermeister Kurt Gribl, der sonst auf Angriffe sachlich reagiert, hat diese Ebene gestern erstmals in der Theaterdebatte verlassen. Seine Reaktion ist nachvollziehbar. Nicht nur ihm, auch Mitarbeitern der Stadtverwaltung wurde vorgeworfen, das Theater leichtfertig geschlossen und damit Steuergelder verprasst zu haben. Starker Tobak, der nach einer Antwort schreit. Dennoch werden Gribls Worte kaum dazu beitragen, die Emotion aus der aufgeladenen Debatte herauszunehmen.
Ob und wie das Theater in Augsburg saniert wird, scheint nur noch die wenigsten zu interessieren. Längst geht es um die grundsätzliche Frage, ob die Bürger der von ihr gewählten Regierung noch vertrauen oder ob sie jede Entscheidung von vornherein infrage stellen. Das Theater als teuerstes Projekt eignet sich hervorragend als Zankapfel. Gäbe es den nicht, würden spitzfindige Kritiker sicherlich einen anderen finden.
Die Bürger werden mit großer Wahrscheinlichkeit noch dieses Jahr darüber abstimmen, wie sie zur Theatersanierung stehen. In diesem Fall wäre es wichtig, dass wieder Sachlichkeit in die Debatte einzieht. Polemik, Anschuldigungen und Vorwürfe schaden nicht nur dem Projekt, sie schaden auch dem Ansehen Augsburgs.