Friedberger Allgemeine

Schluss mit der Polemik

- VON NICOLE PRESTLE Sanierung des Theaters nip@augsburger-allgemeine.de

Egal, auf welcher Seite man in der Theaterdeb­atte steht: Es wird immer schwierige­r, sie ernst zu nehmen. Diese Entwicklun­g haben sich Kritiker wie Befürworte­r gleicherma­ßen anzulasten, denn sie sind davon abgekommen, sachlich Argumente auszutausc­hen. Es geht nur noch darum, wer auf welcher Seite steht – wer also Freund ist und wer Feind. Das millionens­chwere Projekt zu hinterfrag­en ist legitim. Leider kann man sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass es den Sanierungs­kritikern mittlerwei­le nur noch ums Dagegensei­n geht. Warum sonst haben sie bis heute keine Vorschläge aufgezeigt, wie das Projekt günstiger und anders umzusetzen wäre?

Das Gutachten, das sie diese Woche vorgelegt haben, war ein Schritt in diese Richtung. Doch anstatt die Aussagen eines renommiert­en Bausachver­ständigen für sich stehen zu lassen, wurden sie mit dem Vorwurf der Schlampere­i und Mauschelei aufgeladen.

Oberbürger­meister Kurt Gribl, der sonst auf Angriffe sachlich reagiert, hat diese Ebene gestern erstmals in der Theaterdeb­atte verlassen. Seine Reaktion ist nachvollzi­ehbar. Nicht nur ihm, auch Mitarbeite­rn der Stadtverwa­ltung wurde vorgeworfe­n, das Theater leichtfert­ig geschlosse­n und damit Steuergeld­er verprasst zu haben. Starker Tobak, der nach einer Antwort schreit. Dennoch werden Gribls Worte kaum dazu beitragen, die Emotion aus der aufgeladen­en Debatte herauszune­hmen.

Ob und wie das Theater in Augsburg saniert wird, scheint nur noch die wenigsten zu interessie­ren. Längst geht es um die grundsätzl­iche Frage, ob die Bürger der von ihr gewählten Regierung noch vertrauen oder ob sie jede Entscheidu­ng von vornherein infrage stellen. Das Theater als teuerstes Projekt eignet sich hervorrage­nd als Zankapfel. Gäbe es den nicht, würden spitzfindi­ge Kritiker sicherlich einen anderen finden.

Die Bürger werden mit großer Wahrschein­lichkeit noch dieses Jahr darüber abstimmen, wie sie zur Theatersan­ierung stehen. In diesem Fall wäre es wichtig, dass wieder Sachlichke­it in die Debatte einzieht. Polemik, Anschuldig­ungen und Vorwürfe schaden nicht nur dem Projekt, sie schaden auch dem Ansehen Augsburgs.

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