Bayerns Flagge weht auf dem Dach Europas
Bergsteigen Stefanie Huber steht mit vier Freunden aus dem Landkreis auf dem Dach Europas – dem 5642 Meter hohen Elbrus im Kaukasus. Wie die Idee entstand und wie der Gipfel schließlich in Angriff genommen wurde
Friedberg/Bachern Wenn sie von der Tour auf das Dach Europas, den 5642 Meter hohen Elbrus im Kaukasus, erzählt, dann spürt man, was für ein unglaubliches Erlebnis das für die 40 Jahre alte Stefanie Huber aus Rohrbach gewesen sein muss. „Die Stimmung am Gipfel war einfach unbeschreiblich. Der Blick geht weit über die schneebedeckten Berge des Kaukasus hinweg – das setzt einfach sämtliche Emotionen frei“, erzählt sie. „Einerseits die Gewissheit, dass man es geschafft hat und andererseits das Bewusstsein, dass man auf dem höchsten Punkt Europas steht – das verschafft einem enorme Freude“, so die Sportlerin, die im Friedberger Ortsteil Rohrbach lebt.
Ehe es um Mitternacht vom Basislager, den auf 3800 Meter hoch gelegenen Barrel-Hütten, in Richtung Gipfel losging, hatte die fünfköpfige Gruppe aus dem Wittelsbacher Land einige ereignisreiche Tage hinter sich gebracht. Den Flug von München nach Moskau, von dort aus weiter nach Mineralnye Vody – was wörtlich übersetzt Mineralwasser bedeutet – und schließlich den dreistündigen Bustransfer ins Elbrusgebiet zu einem Bergsteigerhotel auf 2100 Metern Höhe.Und nicht vergessen natürlich die Tage der Akklimatisierung mit den entsprechenden Touren, um sich langsam an die Belastungen in der Höhe zu gewöhnen. Die erste Akklimatisierungstour ging auf den Teschget (3420 Meter), die zweite führte im Elbrusgebiet schon bis auf 4400 Meter und am dritten Tag wurde nach einer „Wanderung“auf 4800 Meter das Basislager, die Barrel-Hütten, bezogen. „Dort wurde auch unser ganzes Material geparkt und zu acht – es waren noch drei Amerikaner in unserer Gruppe – ging es ziemlich eng zu – mit Stockbetten und so“, erinnert sich das Team. Die letzte „Einlauftour“brachte die Gruppe auf rund 5100 Meter. „Das war schon ein tolles Gefühl, wenn man langsam aus den Bergketten raus kam und der Blick frei über den ganzen Kaukasus war“, sagte die Friedbergerin. Dann stand noch einmal ein Ruhetag im Basislager an. „Der diente dazu, sich noch einmal zu sammeln, zu regenerieren. Es wurden Puls und Sauerstoffgehalt des Blutes gemessen – wäre der Puls zu hoch und der Sauerstoffgehalt zu niedrig gewesen, das Probleme geben können. Doch wir hatten alle einen Puls zwischen 70 und 90, alles war in Ordnung“, erklärt Stefanie Huber. Schließlich war er da, der große Tag des Gipfelsturms. Um Mitternacht wurde das Basislager bei rund 20 Grad minus verlassen, schon der Sonnenaufgang auf rund 5200 Metern sei eines ihrer schönsten Erlebnisse gewesen, meinten die Sportler. Die letzte Pause vor dem Gipfelangriff war auf dem 5400 Meter hohen Sattel. „Danach wurde es richtig steil, wir mussten mit Steigeisen und Eispickel arbeiten. Es ging an den drei Fixseilen ziemlich langsam voran, die Luft wurde dünn und die Oberschenkel fingen an zu brennen. Da viel Schnee lag, kostete das viel Kraft“, erzählt Stefanie Huber. Dennoch waren die letzten Meter auf dem „Summit-Weg“zum Gipfel „Genuss pur“und schließlich stand die Gruppe auf dem Dach Europas. Eigentlich, so erinnert sich Stefanie Huber, habe sie zu ihrem 40. Gezu burtstag auf den Kilimandscharo gehen wollen. Das habe sich aber zerschlagen und so sah sie sich anderweitig um. Zusammen mit den Cousins Gerhard Straßer und Florian Schamberger sprach man Stefan Etzold und Stefan Brucklachner an – der eine ein Schulfreund, der andere ein Arbeitskollege von Stefan Etzold. Und so reifte der Plan, den höchsten Berg Europas zu besteigen. Bergerfahrung hatten alle, Straßer und Schamberger waren schon auf dem Chimborazo, einem Sechstauhätte sender in Ecuador. Vom Bergsteigerischen her ist der Elbrus eher einfach, es gibt auf der Gipfelroute kein Gelände, das als felsabsturzgefährdet gilt. „Doch man braucht Eispickel, Steigeisen und vor allem Thermoschuhe – und natürlich jede Menge Kondition“, so Stefanie Huber. Für sie, Florian Schamberger und Gerhard Straßer war es der erste „Summit“, also der erste höchste Berg eines Erdteils, für die beiden Stefans der zweite. Und vielleicht kommt ja noch einer dazu.