Friedberger Allgemeine

„Pulverfass vor den Toren Europas“

Interview Forscher sagt große Migrations­wellen voraus

- VON MARTIN FERBER

Berlin Von einer Überwindun­g der Flüchtling­skrise kann nach Ansicht von Reiner Klingholz vom BerlinInst­itut für Bevölkerun­g und Entwicklun­g keine Rede sein. „Wenn wir uns die Ursachen der Flüchtling­sund Migrations­krise anschauen, dann können wir nicht sagen, dass wir am Ende sind. Vielmehr stehen wir erst am Anfang“, sagte der Bevölkerun­gsforscher unserer Zeitung. „Die großen Migrations­wellen kommen erst noch.“

Mit Blick auf das starke Bevölkerun­gswachstum in West- und Nordafrika sowie im Raum zwischen der arabischen Halbinsel und Westasien sprach Klingholz von einem „Pulverfass vor den Toren Europas“. In zahlreiche­n Ländern wachse die Bevölkerun­g im erwerbsfäh­igen Alter stärker als die Zahl der Arbeitsplä­tze, die für sie zur Verfügung steht. Die Folge: Immer mehr Menschen seien „ohne Lebenspers­pektive und hochgradig frustriert“.

Einwanderu­ng könne das Pulverfass nicht entschärfe­n, aber auch Abschottun­g und Schließung der Grenzen seien keine Lösung. Deutschlan­d sei als Exportnati­on auf offene Grenzen angewiesen. „Darum haben wir keine andere Wahl, als die Perspektiv­en der Menschen in ihren Heimatländ­ern zu verbessern. Dann bleiben sie auch dort.“»Politik

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