„Pulverfass vor den Toren Europas“
Interview Forscher sagt große Migrationswellen voraus
Berlin Von einer Überwindung der Flüchtlingskrise kann nach Ansicht von Reiner Klingholz vom BerlinInstitut für Bevölkerung und Entwicklung keine Rede sein. „Wenn wir uns die Ursachen der Flüchtlingsund Migrationskrise anschauen, dann können wir nicht sagen, dass wir am Ende sind. Vielmehr stehen wir erst am Anfang“, sagte der Bevölkerungsforscher unserer Zeitung. „Die großen Migrationswellen kommen erst noch.“
Mit Blick auf das starke Bevölkerungswachstum in West- und Nordafrika sowie im Raum zwischen der arabischen Halbinsel und Westasien sprach Klingholz von einem „Pulverfass vor den Toren Europas“. In zahlreichen Ländern wachse die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter stärker als die Zahl der Arbeitsplätze, die für sie zur Verfügung steht. Die Folge: Immer mehr Menschen seien „ohne Lebensperspektive und hochgradig frustriert“.
Einwanderung könne das Pulverfass nicht entschärfen, aber auch Abschottung und Schließung der Grenzen seien keine Lösung. Deutschland sei als Exportnation auf offene Grenzen angewiesen. „Darum haben wir keine andere Wahl, als die Perspektiven der Menschen in ihren Heimatländern zu verbessern. Dann bleiben sie auch dort.“»Politik