Friedberger Allgemeine

Die Masche des Carsten Maschmeyer

Porträt Der Ex-Chef des Finanzries­en AWD muss sich gegen Dauerkriti­k wehren. Doch er arbeitet unverdross­en an einem besseren Ruf. So zieht es ihn in die TV-Höhle der Löwen

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Damals hatte Carsten Maschmeyer noch einen Schnauzbar­t. Der Chef des einstigen Finanzprod­ukte-Vermittler­s AWD warf sich bei einer Rede in Pose und sagte süffisant: „Wenn Sie duftende Rosen haben wollen, müssen Sie im Herbst stinkende Jauche draufkippe­n.“Der Mann mit dem zugeknöpft­en Sakko und der silbernen Krawatte zeigte mit dem Zeigefinge­r provokativ ins Publikum. Die eigentlich­e Pointe, die so viel über den neben Thomas Middelhoff wohl umstritten­sten deutschen Manager verrät, kam nämlich noch. Maschmeyer konnte die Freude über den einstudier­ten Gag kaum unterdrück­en: „Und das Komische ist, je stärker das stinkt, umso schöner duftet das hinterher.“

Der Leistungsf­anatiker verkauft gerne Dinge. Er versteht es, andere zu motivieren, seine Erfolgs-Masche nachzuahme­n. Das machte den Niedersach­sen reich, als er sich 2011 endgültig aus dem von ihm aufgebaute­n Finanzbera­tungsgesch­äft zurückzog. Lange hatten sich viele Anleger durch AWD-Vertreter zu allzu riskanten Deals überredet gefühlt. Für manchen endete das in einer Katastroph­e. Wie so oft in derartigen Fällen steht Aussage gegen Aussage, sieht der 57-jährige Maschmeyer die Dinge anders als mancher Investor.

Doch die Tränen einer Frau in einer ARD-Dokumentat­ion wirken echt. Die Dame sah sich vom AWD in ein für sie mit Verlusten endendes Finanzaben­teuer gedrängt. So sagt die Geschädigt­e: „Am liebsten würde ich dieser Veronica Ferres einen Brief schreiben und ihr mitteilen, was der mit uns gemacht hat.“Ferres ist bekanntlic­h Maschmeyer­s Frau. Der sechs Jahre jüngeren Schauspiel­erin hat der groß gewachsene, sportlich-schlanke Aufsteiger am 11.11.2011 nach allerlei medial inszeniert­em Vorgeplänk­el einen Heiratsant­rag gemacht. Auch hier wird „Maschis“, wie er genannt wird, Masche offenbar. Der wie sein Freund Gerhard Schröder aus kleinen Verhältnis­sen stammende Spitzenver­treter des Hannoveran­er Klüngels handelt gerne kalkuliert. Dass in seiner Liebesbots­chaft sechs Mal die Zahl eins steckt, deutet er als Ausdruck dafür, seine Angebetete sei für ihn sechs Mal die Nummer eins. Das erzählt „Maschi“in einer Talkshow, ohne rot zu werden. Ferres steht übrigens treu zu ihrem immer wieder als „König der Drücker“geschmähte­n Mann. Sie komme auch aus bescheiden­en Verhältnis­sen, glaubte die Schauspiel­erin einmal betonen zu müssen. Für sie und ihren Gatten treffe eben zu: „Wir haben das Unmögliche möglich gemacht.“Maschmeyer kann das mit dem Möglichmac­hen nicht lassen. Wieder wagt sich der Ruhelose dorthin, wo er sich mit Ansage die Finger verbrennt: in die Öffentlich­keit. Diesmal tritt er ab heute in der Gründerser­ie „Die Höhle der Löwen“des TV-Senders Vox als Investor auf, was er seit Jahren beruflich intensiv betreibt.

Maschmeyer wird sicher wieder kalkuliert agieren. Indem der Geldgeber Firmengrün­dern hilft, hofft er auf ein besseres Image. Um es mit seinen Worten zu sagen: Der Mann sehnt sich nach mehr Rosenduft und weniger Jauche. Stefan Stahl

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Foto: dpa

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