Mammutaufgabe
Zum Kommentar „Gute Chancen für Flüchtlinge“von Sarah Ritschel (Seite 1) vom 19. August: Im letzten Teil Ihres Kommentars wird angemerkt, dass viele Flüchtlingskinder schlau genug sind, um aufs Gymnasium zu gehen. Das entspricht nach meiner Überzeugung nicht der Realität, denn viele Flüchtlinge haben in ihrem Heimatland keine Schule besucht oder konnten nur ein paar Jahre die Schulbank drücken. Es sind also ein nicht unerheblicher Anteil der Flüchtlingskinder nahezu Analphabeten und diese fangen bei uns ganz von vorne an. Außerdem müssen die Kinder (und deren Eltern) erst mal lernen, jeden Tag – und das auch noch pünktlich – in die Schule zu kommen bzw. dort Bescheid zu geben, wenn ein Schulbesuch aus wichtigen Gründen nicht möglich ist. Ich denke, dass wir damit schon eine Mammutaufgabe zu erfüllen haben, diese Kinder in ein normales Schulleben einzuführen, ihnen Deutsch und Mathematik zu lehren. Bereits dies alles kostet viel Kraft und Geduld. Wir sollten nicht schon mit Gymnasium und Studium liebäugeln.
Es werden doch Fachkräfte gesucht, ist deshalb eine Lehre nicht viel sinnvoller, als gleich so hoch zu greifen? Ich habe von viel zu vielen jungen Deutschen gehört, die nach Abschluss ihrer akademischen Ausbildung Monate, sogar Jahre auf einen geeigneten Job warten mussten – egal welcher Fachrichtung und Abschlussnote. Also bleiben wir doch auf dem Boden der Tatsachen! Anni Seiler, Friedberg
Schönfärberei
Zu „Wem gehört Berlin-Wedding?“(Die Dritte Seite) vom 19. August: Hier muss der hoffnungsvollen Schönfärberei einmal wieder entgegengehalten werden: längst haben wir in Deutschlands Großstädten „Banlieue“-ähnliche Zustände, die sich in den letzten 20 Jahren aufgebaut haben! Ich selber bin „gelernter“Berliner und habe die sich verschlimmernde Lage in einigen Stadtbezirken miterlebt, die Ecken, wo sich die eingeborene Bevölkerung längst fremd und unbehaglich fühlt und, die es kann, wegzieht. Ich kann nur den zukunftsfrohen Willkommens- und EineWelt-Kultur-Menschen raten, einmal eine Zeit lang in den prekären Stadtvierteln zu leben (das wünsche ich vor allem unseren ausweisungsängstlichen Politikern), vielleicht würden sie dann die Befürchtungen der „Angstbürger“nicht mehr überlegen-großkotzig abtun! Es ist inzwischen einfach naiv, zu glauben, dass man solche Zustände bei weiterhin ansteigenden Zuwandererzahlen mit gutwilligen, aber letztlich wirkungslosen Integrationsmaßnahmen in den Griff bekommt. Friedel Ruppert, Babenhausen
Nicht nachvollziehbar
Zu „Das Lager der Gescheiterten“(Die Dritte Seite) vom 13. August: Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass in allen Krisenländern, aus denen die Flüchtlinge kommen, vor allem große finanzielle Not herrscht. Bereits vor mehr als 50 Jahren haben wir als Kinder in selbst gebastelten Papierdosen für Misereor, Dritte Welt usw. unser Taschengeld gespendet. Wohin bitte sind die immensen Summen von Milliarden von Spenden in diesen Ländern geflossen? Der Ansatz von Hilfe für diese Flüchtlingsströme muss in den Heimatländern geschehen. Die Bevölkerung braucht vernünftige Perspektiven, damit überhaupt kein Grund zum Verlassen der Heimat besteht. Geldspenden oder gar Waffenlieferungen waren und sind deshalb die falschen Ansätze. Die Spendengelder kommen nachweisbar nicht bei den Bedürftigen an. Korruption, ständige politische Putsche und ausbeutende Stammesfürsten verhindern dies. Die Hilfe muss vor Ort unter Einbeziehung der notleidenden Bevölkerung stattfinden. Nur so lernen die Menschen, sich wieder selbst zu versorgen. Waffenlieferungen führen nur zu neuen Kriegen und Krisenherden. Josef Schmid,