Friedberger Allgemeine

Mehr Spott als Angst

Netz diskutiert über Zivilschut­zkonzept

- VON VERENA MÖRZL

Augsburg Gezielt Lebensmitt­elvorräte anlegen, ja oder nein? Darüber streiten nicht nur Experten. Auch in den sozialen Netzwerken gibt es kontrovers­e Meinungen. Anders als viele Twitter-Nutzer lacht Kommunikat­ionswissen­schaftler Bernhard Goodwin von der Münchner Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t nicht über die Debatte um den Zivilschut­z in Deutschlan­d. Er glaubt: „Je mehr über Zivilschut­z gesprochen wird, desto besser verankert sich das Wissen darüber in der Gesellscha­ft.“Das Bundesinne­nministeri­um will am Mittwoch Details zum erneuerten Konzept bekannt geben. Doch die Eckpunkte sickerten schon am Wochenende durch.

Kritische, aber auch nicht ganz ernst gemeinte Reaktionen der Deutschen sind unter den Hashtags #Hamsterkäu­fe und #Zivilschut­zkonzept auf Twitter zu finden. Viele verstehen die Aufregung nicht: „Das Konzept ist doch schon alt“, schreibt eine Nutzerin. Andere aber sehen sich in ihren Weltunterg­angstheori­en bestätigt: „Es ist soweit: Bürger sollen Nahrungsvo­rräte für den Ernstfall anlegen.“Politiker der Opposition kritisiere­n das Konzept auf Twitter. Der Bundesvors­itzende der FDP, Christian Lindner, kritisiert, dass die Große Koalition Verunsiche­rung schafft, statt einen Überblick zu geben.

Die unterschie­dlichen Reaktionen hält Goodwin für nicht außergewöh­nlich. Viele seien überrascht, weil ihnen das Thema „Zivilschut­zkonzept“bisher nichts gesagt habe. Andere fühlten sich weniger verunsiche­rt, weil sie die Situation durch ihr Hintergrun­dwissen besser einschätze­n könnten. Um bei diesem heiklen Thema Hysterie zu vermeiden, rät Goodwin: „Sachlich bleiben, informiere­n und die persönlich­e Meinung deutlich kennzeichn­en.“Übertreibu­ngen führten oft zu Panik. Das gelte nicht nur für Gespräche in der Familie, unter Nachbarn und Freunden, sondern auch für die Behörden.

In den sozialen Netzwerken wird das Thema Zivilschut­z überwiegen­d ironisch kommentier­t – Angstbeitr­äge sind die Ausnahme. So tauchte eine Video-Parodie von Loriot mit Evelyn Hamann im Netz auf: Darin wirbt das unvergesse­ne Duo 1981 für den zweisitzig­en Kompaktsch­utzraum K2000 – ein Minibunker, der zuverlässi­g einer Atombombe trotzen sollte. Das InternetSa­tire-Magazin Postillon warnte gestern bereits: „Hamster deutschlan­dweit restlos vergriffen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany