Friedberger Allgemeine

David ärgert Goliath

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Der VW-Konzern hat bei seiner Kernmarke ein Renditepro­blem. Die Wolfsburge­r verdienen zu wenig Geld, was sich in der Milliarden verschling­enden DieselAffä­re besonders negativ auswirkt. Deshalb versuchen die Manager – allen voran der von BMW geholte Kostendrüc­ker Herbert Diess – bessere Konditione­n bei Zulieferer­n herauszuho­len. Und das, obwohl sich diese Firmen von Auto-Riesen seit langem ausgepress­t fühlen.

Dabei könnte VW auch vor der eigenen Tür kehren. Hier gibt es genügend Einsparmög­lichkeiten. Aber Diess sind die Hände gebunden, geht doch ohne die linke Koalition aus dem SPD-geführten Land Niedersach­sen als Großaktion­är und der IG Metall wenig im Hause VW.

Da kann ein Chef nicht einfach den Besen schwingen und überfällig­e Reformen in einer großen Kehrwoche einleiten. Volkswagen ist also anfällig. Deswegen wundert es nicht, dass ausgerechn­et jetzt zwei Zulieferer gegen den Druck aus Wolfsburg rebelliere­n. Dabei scheinen die Firmen aber schlechte Karten zu haben. Es verdichten sich die Hinweise, dass die Revoluzzer über eines nicht verfügen: Weiße Westen, schließlic­h schwelt schon länger ein Streit mit VW. Es soll um Qualitätsm­ängel gehen.

Was Volkswagen dabei besonders zusetzt: Der Konzern hat sich bei Gehäusen für Automatikg­etriebe auf nur einen Zulieferer verlassen. Das soll Kosten sparen, erweist sich nun jedoch als Katastroph­e. Der Goliath VW hat sich von einem David abhängig gemacht, der gut mit der Steinschle­uder umgehen kann.

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