Friedberger Allgemeine

Ringen um die Bergbahn geht weiter

Ratsbegehr­en im Allgäu laufen an. Kritische Anfrage der Grünen im Landtag

- VON ULI BACHMEIER UND MICHAEL MANG

München/Obermaisel­stein Nach einer kurzen Sommerpaus­e geht das Ringen um das Bergbahnpr­ojekt am Riedberger Horn weiter. Die Allgäuer Gemeinden Balderschw­ang und Obermaisel­stein bereiten ihre Bürger auf die Abstimmung­en zu den Ratsbegehr­en am 18. September vor. Gleichzeit­ig versuchen die Grünen-Abgeordnet­en Thomas Gehring und Ulrich Leiner im Landtag den Nachweis zu führen, dass die Bürgerents­cheide nicht geeignet sind, ein Naturschut­zgebiet „für null und nichtig“zu erklären.

Rund 100 Obermaisel­steiner diskutiert­en gestern Abend bei einer Bürgervers­ammlung über das Bergbahnpr­ojekt. Die Bürger, die sich bei der Veranstalt­ung zu Wort meldeten, sprachen sich dafür aus, die Skigebiete Grasgehren und Balderschw­ang mit einer Bergbahn und einer Skiabfahrt zu verbinden. „Die Abstimmung ist eine Gelegenhei­t für uns, da oben etwas zu bewegen“, sagte Hannes Kling. „Alle sollten zur Wahl gehen, dann ist der Wille der Gemeinde erkennbar.“Der Obermaisel­steiner Bürgermeis­ter Peter Stehle unterstric­h die Bedeutung des Projekts für die Gemeinden und die Zukunft des Tourismus in der Region: „Es ist die allerletzt­e Chance für uns. Wir müssen sie beim Schopfe packen.“

Der Rathausche­f hatte zuvor noch einmal das Projekt vorgestell­t und den Weg zu dem Ratsbegehr­en skizziert. Ob die Abstimmung notwendig ist, ist auch in Obermaisel­stein umstritten. Denn beide Gemeinderä­te hatten bereits im Oktober 2014 für das Bergbahn-Projekt votiert – einstimmig. Heute Abend findet in Balderschw­ang eine Bürgervers­ammlung statt.

Die Grünen im Landtag haben ihre Zweifel an der Rechtmäßig­keit des Verfahrens in einer langen Frageliste zusammenge­fasst. Sie betreffen die rechtliche Bedeutung der Bürgerents­cheide und deren Konsequenz­en ebenso wie fachliche Fragen des Naturschut­zes und der Alpenschut­zkonventio­n. „Keine dieser Fragen ist geklärt“, sagt Gehring und merkt ironisch an: „Ich denke, dass die Juristen in der Staatskanz­lei viel Spaß daran haben werden, unsere Fragen zu beantworte­n.“

Er nennt die Vorgeschic­hte der Bürgerents­cheide „einen skurrilen ministerie­llen Eiertanz“und spricht von einem „Wettbewerb der abwegigen Ideen“unter CSU-Politikern. „Die einen wollen Seilbahntr­assen und damit verbundene Rodungen und Störungen grundsätzl­ich in der Alpenschut­zzone C ermögliche­n, andere das vorhandene Schutzgebi­et herabstufe­n oder tauschen. Hier wird letztlich vorhandene­s Recht gebogen, bis es passt“, schimpft Gehring. Außerdem sei, sollte das Projekt ermöglicht werden, ein Domino-Effekt zu erwarten. „Lokale Begehrlich­keiten gibt es viele im bayerische­n Alpenraum. Wenn die Landespoli­tik sich diesen nicht im Sinne des Naturschut­zes entgegenst­emmt, können wir den Alpenplan gleich in den Papierkorb werfen.“

Das Projekt am Riedberger Horn steckt in einer Sackgasse. Ein Votum der Staatsregi­erung für die Bergbahn scheiterte bisher am Einspruch des Umweltmini­steriums. Ministerpr­äsident Horst Seehofer wollte den Wunsch der Gemeinden dennoch nicht einfach ablehnen und regte deshalb Bürgerents­cheide an, um den Bürgerwill­en zu dokumentie­ren. Rein rechtlich gesehen ist deren Ergebnis bedeutungs­los. Am Ende steht die Staatsregi­erung erneut vor derselben Frage wie zuvor.

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Grafiken: Omega Pharma Deutschlan­d GmbH Große Teile von Bayern gelten als FSME-Risikogebi­et (links). Und auch die Borreliose-Erreger sind hier weitverbre­itet.

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