Gericht verurteilt Gina-Lisa Lohfink
Nach Ansicht der Justiz hat das Model gelogen. Auch ein Gutachter und eine Frauenärztin belasten sie
Berlin Model Gina-Lisa Lohfink muss wegen falscher Vergewaltigungs-Vorwürfe 20000 Euro Geldstrafe zahlen. Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten sah gestern keine Anhaltspunkte dafür, dass Lohfink im Juni 2012 von zwei Männern vergewaltigt worden war, wie sie behauptet. Sie habe bewusst gelogen, sagte Richterin Antje Ebner.
Der Sex sei einvernehmlich gewesen. Lohfink habe den Männern allerdings signalisiert, dass sie beim Sex nicht gefilmt werden wolle. Die 29-Jährige rief nach der Urteilsverkündung: „Das muss ich mir nicht antun.“Sie stürmte aus dem Saal und verließ das Gerichtsgebäude.
Ihr Verteidiger Burkhard Benecken hatte gefordert, das Model vom Vorwurf der falschen Verdächtigung freizusprechen. Er kündigte an, voraussichtlich in Berufung zu gehen. „Das Urteil ist ein Skandal“, sagte Benecken. Er werde mit Loh- fink besprechen, ob sie die Kraft für die Berufung habe. Er mache sich Sorgen um alle Frauen, die eine Vergewaltigung anzeigen wollten. Der Fall spielte eine Rolle in der „Nein heißt Nein“-Debatte über ein strengeres Sexualstrafrecht, das der Bundestag im Juli beschloss. Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD) hatte damals gesagt: „,Nein heißt Nein‘ muss gelten. Ein ,Hör auf‘ ist deutlich.“
Berlins Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) verteidigte die Anklagebehörde: „Die Staatsanwaltschaft hat nicht tendenziös, sondern im Gegenteil extrem gründlich den Fall recherchiert.“Er selbst habe die Akten studiert. Lohfink sagte in ihrer letzten Stellungnahme vor dem Urteil unter Tränen, was die beiden Männer ihr angetan hätten, sei pervers und gemein gewesen. Sie habe den Sex nicht gewollt und auch nicht gefilmt werden wol- len. Das Gericht entschied wegen falscher Verdächtigung auf 80 Tagessätze zu je 250 Euro. Die Anklage hatte eine Geldstrafe in Höhe von 24000 Euro beantragt. Staatsanwältin Corinna Gögge sagte: „Frau Lohfink ist nicht Opfer einer Sexualstraftat geworden. Sie hat gelogen und Ermittler bewusst in die Irre geführt.“
Im Prozess schloss ein Gutachter den Einsatz sogenannter K.-o.Tropfen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Das ergebe sich aus den Videofilmen, die damals gedreht wurden, sagte der Medikamenten- und Drogenexperte Torsten BinschekDomaß. Lohfink sei wach, ansprechbar und orientiert gewesen. Nach dem Gedächtnisprotokoll einer Frauenärztin, die Lohfink Wochen nach der umstrittenen Nacht besucht hatte, wurden weder Wunden noch andere Auffälligkeiten festgestellt.
Die damaligen Ermittlungen gegen die beiden Männer wegen Vergewaltigung waren eingestellt worden. Lohfink, einst Kandidatin bei „Germany’s next Topmodel“, erhielt einen Strafbefehl wegen Falschaussage. Dagegen legte sie Widerspruch ein.