Friedberger Allgemeine

Eingesperr­t im heißen Auto

Hitze im Wageninner­en kann für Menschen und Haustiere sehr gefährlich werden. Was es zu beachten gilt

- VON JENS NOLL UND SARAH RITSCHEL Foto: Archiv

Augsburg Jeder Autofahrer weiß, was ihn erwartet, wenn das eigene Fahrzeug für mehrere Stunden in der Sonne geparkt hat. Die Temperatur im Wageninner­en ist stark aufgeheizt, wer mit einigermaß­en kühlem Kopf losfahren möchte, muss erst einmal durchlüfte­n. Dass ein Auto im Sommer sogar zur tödlichen Falle werden kann, zeigen jedes Jahr tragische Vorfälle.

Gerade noch glimpflich ausgegange­n ist der Fall eines vier Monate alten Mädchens, das Anfang Juni in Bad Segeberg in Schleswig-Holstein von der Polizei aus einem aufgeheizt­en Auto befreit wurde. Nach Polizeiang­aben hatte die 31-jährige Mutter ihr Kind fast eine Stunde lang allein gelassen. Passanten hatten das schreiende Kind im Auto bemerkt und die Polizei alarmiert. In Norditalie­n starb Ende Juli sogar ein 18 Monate altes Mädchen, das vier Stunden in einem überhitzte­n Auto gesessen hatte. Die Mutter hatte die andere Tochter offenbar in ein Ferienlage­r gebracht und war zur Arbeit gegangen. Dabei vergaß sie völlig, dass die Kleine noch im Auto war.

„Zum Glück kommt so etwas nur selten vor“, sagt der Augsburger Kinderarzt Dr. Martin Lang. Meist sei Schusselig­keit der Eltern die Ursache und der Vorsatz, „schnell mal etwas zu erledigen“, während das Kind vielleicht gerade schläft. Doch im Nu würden daraus zehn bis 20 Minuten, die Vater oder Mutter wegbleiben. Lang betont: „Kinder gehören nicht allein ins Auto.“Frühestens im Alter von sechs oder sieben Jahren seien sie in der Lage, die Gefahrensi­tuation zu erkennen und ein Fenster zu öffnen, wenn es zu warm wird. Groß ist die Gefahr nicht nur an sehr heißen Tagen und bei Autos, die in der prallen Sonne stehen. „Man muss darauf achten, dass es im Auto wesentlich heißer werden kann als in der Umgebung, weil kein Luftaustau­sch stattfinde­t“, sagt Lang. Hohe Temperatur­en können nach Angaben des Kinderarzt­es zu Schwellung­en des Gewebes führen, was gefährlich für das Gehirn werden kann. Ein Hitzschlag droht. Der amerikanis­che Wissenscha­ftler Andrew Grundstein hat vor einigen Jahren die Hitzeentwi­cklung in Autos untersucht und die Ergebnisse in einer Tabelle festgehalt­en. Demnach steigt schon bei 20 Grad Lufttemper­atur die Temperatur im Auto nach zehn Minuten auf 27 Grad. Nach einer Stunde herrschen 46 Grad – es besteht Lebensgefa­hr!

Auch für Haustiere kann die Hitze im Auto tödlich sein. Jedes Jahr im Sommer warnt der Deutsche Tierschutz­bund deshalb davor, Hund, Katze und Co. allein im Auto zurückzula­ssen. Notfalls solle man Verwandte oder Nachbarn als Hundesitte­r einspannen, rät Lea Schmitz, Pressespre­cherin beim Tierschutz­bund.

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