Friedberger Allgemeine

Rinder und andere arme Schweine

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist seit Jahrtausen­den belastet. Gründe zu klagen hat überwiegen­d das Tier. Ehe ein Schnitzel, geklopft und paniert, im Teller liegt, hat es oft ein Schweinele­ben hinter sich. Und selbst wenn es freilaufen­d und glücklich gelebt hat – am Ende wartet immer dieser Kerl mit der weißen Plastiksch­ürze.

Gelegentli­ch gelingt einem Vieh noch kurz vor dem Schlachter die Flucht. Aber wohin soll es fliehen? Unter das Dach des Sports? Lieber nicht. Selbst dem noch jungen Vierbeiner mit Talent zum Weit- oder Hochsprung ist vom Sport abzuraten. Man unterhalte sich nur einmal mit einem Pferd. Nie würde es freiwillig über eine Zwei-MeterMauer springen. Jeder vernünftig­e Gaul läuft doch um den Oxer herum. Oder die bedauernsw­erten Genossen von der Dressur, die sich zum Donauwalze­r drehen müssen. Arme Schweine!

Wer glaubt, der Fußball behandelt Vierbeiner besser, irrt. In Köln muss seit Generation­en ein Geißbock den Kickern des 1. FC Glück bringen – ein Höllenjob. Nicht viel einfacher ist die Aufgabe für Atilla, den Steinadler der Frankfurte­r Eintracht, der viel lieber über die Rocky Mountains segeln würde, als in Hessen Fußball zu schauen. Immerhin sichert ihm sein Amt Kost, Logis und am Ende die Ruhe in Frieden

Letzteres ist im Fußball nicht jedem Tier vergönnt. Im DFB-Pokalspiel zwischen Dynamo Dresden und RB Leipzig beispielsw­eise landete ein abgetrennt­er Rindskopf am Spielfeldr­and. Vermutlich ein männliches Tier, spielen die Leipziger doch unter dem Branchenna­men „Die Bullen“. Wer Mafia-Gepflogenh­eiten kennt, zu denen der blutwarme Pferdekopf unter der nächtliche­n Bettdecke als nachdrückl­iche Empfehlung gilt, wird den Bullenschä­del am Spielfeldr­and als mörderisch­e Drohung entschlüss­eln. Noch interessan­ter als die Botschaft ist freilich die Frage, wie der Rindskopf ins Leipziger Stadion gelangte. An den Eingängen stehen Sicherheit­skräfte, die jeden Besucher leibesvisi­tieren und angeblich auch unter Trachtenhü­ten nach Bullenschä­deln und Raketenbat­terien suchen. Trotzdem präsentier­te sich der DFB-Pokal bislang als Mischung aus Bürgerkrie­g und Schlachtho­f. Wenn demnächst, Panzer und Kuhherden die Eingangsto­re passieren, sollten die Vereine das System ihrer Einlasskon­trollen überdenken.

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Foto: Britta Pedersen, dpa Schreckmom­ent: „Fans“von Eintracht Frankfurt haben einen Feuerwerks­körper in einen Magdeburge­r Block geworfen. Der Vorfall während des Pokalspiel­s am Sonntag ging zum Glück noch glimpflich ab.
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Foto: imago Bullenkopf im Stadion.
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