Friedberger Allgemeine

„Seid ihr des Wahnsinns?“

Zwei Begegnunge­n im DFB-Pokal wurden als Hochsicher­heitsspiel eingestuft. Trotzdem kam es bei beiden zum Eklat, es flogen Raketen und ein Bullenkopf. Jetzt drohen Geisterspi­ele

- VON RENÉ LAUER

Dresden Schon bei der Auslosung der Erstrunden­partien im DFB-Pokal war klar, dass die Begegnung hitzig werden würde. Wenn Dynamo Dresden und RB Leipzig gegeneinan­der spielen, prallen zwei Welten aufeinande­r. Dresden, tief verwurzelt in Ost-Deutschlan­d, und Leipzig, der vom Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz finanziert­e Verein.

Der DFB stufte die Partie als Risikospie­l ein. Das bedeutet strengere Sicherheit­svorkehrun­gen, ein größeres Polizeiauf­kommen, mehr Kontrollen. Und trotzdem warfen Anhänger beim Ost-Duell einen abgetrennt­en Bullenkopf von den Rängen Richtung Spielfeld – natürlich eine Anspielung auf den Leipziger Hauptspons­or. Wie es die Dresdener Anhänger schafften, das blutige Rinderhaup­t mit in den Fanblock zu schmuggeln, ist noch unklar.

„Diese Aktion war absolut widerlich, damit wurde eine Grenze deutlich überschrit­ten und es wirft ein schlechtes Licht auf diesen besonderen Fußballtag, der ansonsten eine großartige Werbung für unsere und unseren Verein war“, sagte Dresdens Geschäftsf­ührer Michael Born. Der Verein versuche nun herauszufi­nden, wie die DynamoFans die Sicherheit­svorkehrun­gen umgehen konnten. Die Aktion passe zur „völlig überholten [...] klischeebe­hafteten Debatte über RB Leipzig“, findet RB-Vorstandsc­hef Oliver Mintzlaff.

Auch beim Spiel zwischen dem FC Magdeburg und Eintracht Frankfurt kam es zum Eklat – keine Überraschu­ng. Denn die beiden Vereine führen die „Randale-Tabelle“an. Frankfurt musste vergangene Saison nach verschiede­nen Vorfällen insgesamt 175 000 Euro Strafe an den DFB überweisen. Magdeburg folgt mit 118000 Euro gleich danach auf Platz zwei. Kein anderer deutscher Verein reicht an dieses Duo heran. Zum Vergleich: Der FC Augsburg bezahlte vergangene Saison insgesamt 9000 Euro Strafe für Vergehen seiner Fans.

Obwohl bekannt war, wie gefährlich die Frankfurte­r „Fans“sind, schafften es diese, Raketen und Böller ins Magdeburge­r Stadion zu schmuggeln. Zum Entsetzen der Zuschauer wurden dann aus dem Eintracht-Block drei Leuchtrake­ten in den Magdeburge­r Zuschauerb­ereich abgefeuert. „Seid ihr des Wahnsinns! Da sind Kinder drin!“, rief der Stadionspr­echer. Kurz darauf versuchten Magdeburge­r Anhänger, den Platz zu stürmen. Chaos. Schiedsric­hter Markus Schmidt schickte die Teams in die Kabine, die Polizei spurtete in Richtung Fanblock und fing die Magdeburge­r am Spielfeldr­and ein.

Frankfurts neuer Sportvorst­and Fredi Bobic sprach von einer „beängstige­nden Situation“. Er sagte aber auch: „Wir werden das Geschehen erst einmal in aller Ruhe und Sachlichke­it analysiere­n.“Dazu gehöre, Informatio­nen zu sammeln. Man müsse „sich ein eigenes Bild machen“, wie Bobic sagte.

Sein Vorstandsk­ollege Axel Hellmann reagierte deutlich schärfer. „Das war ein Tiefpunkt, was die Wahrnehmun­g der Fans anbelangt. Das Feuern von Leuchtspur­munitiStad­t on in den Block ist schlichtwe­g als kriminell zu bezeichnen“, sagte der 45-Jährige.

Erst im Juli waren vor dem DFBSportge­richt neun Frankfurt-Fälle aus der vergangene­n Saison verhandelt worden. Das Ergebnis: Beim Saisonauft­akt am Samstag (15.30 Uhr) gegen Schalke 04 wird ein Teil des Frankfurte­r Stadions für Zuschauer gesperrt sein. Weil die Frankfurte­r Wiederholu­ngstäter sind, wird die Strafe nach den Vorfällen in Magdeburg noch deutlich härter ausfallen. Es droht ein Geisterspi­el, eine Partie vor komplett leeren Rängen. Zumal Magdeburg und Frankfurt nach den Vorfällen der vergangene­n Saison „auf Bewährung“spielten. Zunächst werden nun beim DFB die Fakten gesichtet. Die Vereine dürfen ihre Sicht der Dinge darlegen. Wann eine Entscheidu­ng fällt, ist noch offen.

Der DFB ermittelt auch wegen des Bullenkopf-Vorfalls in Dresden. Dynamo ist ebenfalls einschlägi­g bekannt. In der Saison 2013/14 war der Verein nach diversen Verstößen komplett vom DFB-Pokal ausgeschlo­ssen worden.

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Fredi Bobic

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