96-Jähriger geht unter die Erfinder
Viele ärgern sich über Abfall auf der Straße. Der Oberhauser Otto Kreidenweis ließ sich etwas einfallen
Als gelernter Schlosser musste Otto Kreidenweis in seinem Berufsleben oft knifflige technische Aufgaben lösen. Auch jetzt, seit vier Jahrzehnten im Ruhestand, steigt er jeden Tag in seine Kellerwerkstatt. Oder er sucht in der Umgebung nach Dingen, die seine Fantasie beflügeln. Weggeworfene Plastikflaschen zum Beispiel. Aus ihnen baut der 96-Jährige Windräder. Andere Abfälle werden unter seinen Händen zu dekorativen Schmetterlingen oder Vögeln. Seine „Parade-Erfindung“ist allerdings vor allem praktisch. Er hat einen Gehstock entwickelt, mit dem man im Vorbeigehen die Hinterlassenschaften von Hunden und kleinere Abfälle aufsammeln kann.
Viele Leute regen sich über die „Tretminen“auf. Kreidenweis dagegen suchte nach einer Lösung vor allem für ältere Menschen. Nach einigen Wochen Tüftelei in seiner Kellerwerkstatt in Oberhausen war das erste Modell fertig: Ein Gehstock, an den er seinen Mechanismus geschraubt hatte, nämlich unten eine Metall-Klappe zum Packen der Häufchen, oben ein Hebel und dazwischen ein Drahtzug mit Feder.
Die Handhabung ist, wie der Tüftler demonstriert, sehr einfach. Man stülpt eine Plastiktüte über das Ärgernis, packt es mit der Klappe und befördert den Beutel dann in die nächste Hundetoilette. Eine eigens angebrachte Wäscheklammer kann einen kleinen Vorrat an Beuteln aufnehmen. Mittlerweile hat Kreiden- weis die verschiedensten Stöcke mit seiner Erfindung ausgestattet, darunter auch Krücken.
Mit seinem Stock beseitigt er bei seinen Spazier- und Besorgungsgängen auch weggeworfene Zigarettenschachteln und andere Hinterlassenschaften entlang der Wege. Eines seiner Hauptbetätigungsfelder ist
Schon in die USA „exportiert“
das Einkaufszentrum an der Donauwörther Straße. Vor allem rings um einen Tierfuttermarkt müsse man, so Kreidenweis, oft regelrecht Slalom laufen, um nicht in ein Häufchen zu treten. „Die meisten Hundebesitzer stört das überhaupt nicht. Die geben höchstens freche Antworten, wenn ich sie anspreche“, ärgert er sich. Auch wenn der Rentner für seine Erfindung keine Werbung macht, sind der Stock und einige andere Stücke seiner Bastelleidenschaft bis in die USA – zu seiner Tochter – gekommen. Windräder aus seiner Produktion drehen sich auch im Kurpark von Bad Wörishofen und an der Drei-AuenSchule, in deren Nachbarschaft Kreidenweis mit seiner Frau wohnt.
Seit seine Eltern vor 93 Jahren herzogen, lebt Kreidenweis schon im Stadtteil Oberhausen. Sein gesamtes Berufsleben verbrachte er bei Kuka in der Reparaturwerkstatt. Neben dem Tüfteln widmet er dem Oberhauser Museumsstüble viel von seiner Zeit.