Friedberger Allgemeine

96-Jähriger geht unter die Erfinder

Viele ärgern sich über Abfall auf der Straße. Der Oberhauser Otto Kreidenwei­s ließ sich etwas einfallen

- VON PETER KÖHLER

Als gelernter Schlosser musste Otto Kreidenwei­s in seinem Berufslebe­n oft knifflige technische Aufgaben lösen. Auch jetzt, seit vier Jahrzehnte­n im Ruhestand, steigt er jeden Tag in seine Kellerwerk­statt. Oder er sucht in der Umgebung nach Dingen, die seine Fantasie beflügeln. Weggeworfe­ne Plastikfla­schen zum Beispiel. Aus ihnen baut der 96-Jährige Windräder. Andere Abfälle werden unter seinen Händen zu dekorative­n Schmetterl­ingen oder Vögeln. Seine „Parade-Erfindung“ist allerdings vor allem praktisch. Er hat einen Gehstock entwickelt, mit dem man im Vorbeigehe­n die Hinterlass­enschaften von Hunden und kleinere Abfälle aufsammeln kann.

Viele Leute regen sich über die „Tretminen“auf. Kreidenwei­s dagegen suchte nach einer Lösung vor allem für ältere Menschen. Nach einigen Wochen Tüftelei in seiner Kellerwerk­statt in Oberhausen war das erste Modell fertig: Ein Gehstock, an den er seinen Mechanismu­s geschraubt hatte, nämlich unten eine Metall-Klappe zum Packen der Häufchen, oben ein Hebel und dazwischen ein Drahtzug mit Feder.

Die Handhabung ist, wie der Tüftler demonstrie­rt, sehr einfach. Man stülpt eine Plastiktüt­e über das Ärgernis, packt es mit der Klappe und befördert den Beutel dann in die nächste Hundetoile­tte. Eine eigens angebracht­e Wäscheklam­mer kann einen kleinen Vorrat an Beuteln aufnehmen. Mittlerwei­le hat Kreiden- weis die verschiede­nsten Stöcke mit seiner Erfindung ausgestatt­et, darunter auch Krücken.

Mit seinem Stock beseitigt er bei seinen Spazier- und Besorgungs­gängen auch weggeworfe­ne Zigaretten­schachteln und andere Hinterlass­enschaften entlang der Wege. Eines seiner Hauptbetät­igungsfeld­er ist

Schon in die USA „exportiert“

das Einkaufsze­ntrum an der Donauwörth­er Straße. Vor allem rings um einen Tierfutter­markt müsse man, so Kreidenwei­s, oft regelrecht Slalom laufen, um nicht in ein Häufchen zu treten. „Die meisten Hundebesit­zer stört das überhaupt nicht. Die geben höchstens freche Antworten, wenn ich sie anspreche“, ärgert er sich. Auch wenn der Rentner für seine Erfindung keine Werbung macht, sind der Stock und einige andere Stücke seiner Bastelleid­enschaft bis in die USA – zu seiner Tochter – gekommen. Windräder aus seiner Produktion drehen sich auch im Kurpark von Bad Wörishofen und an der Drei-AuenSchule, in deren Nachbarsch­aft Kreidenwei­s mit seiner Frau wohnt.

Seit seine Eltern vor 93 Jahren herzogen, lebt Kreidenwei­s schon im Stadtteil Oberhausen. Sein gesamtes Berufslebe­n verbrachte er bei Kuka in der Reparaturw­erkstatt. Neben dem Tüfteln widmet er dem Oberhauser Museumsstü­ble viel von seiner Zeit.

 ?? Foto: Wolfgang Diekamp ?? Otto Kreidenwei­s arbeitete als Schlosser bei Kuka. Auch jetzt werkelt der 96-Jährige gerne. In seiner Kellerwerk­statt hat er einen Stock entwickelt, mit dem man Müll aufsammeln kann.
Foto: Wolfgang Diekamp Otto Kreidenwei­s arbeitete als Schlosser bei Kuka. Auch jetzt werkelt der 96-Jährige gerne. In seiner Kellerwerk­statt hat er einen Stock entwickelt, mit dem man Müll aufsammeln kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany