Friedberger Allgemeine

Wie fesche Madln Tracht tragen

Sonja Grau ist Stilberate­rin. Sie verrät, wie das perfekte Outfit für den Plärrer aussieht, worauf es bei einer Lederhose ankommt und warum Hut und Kropfband ein absolutes Muss sind

- Interview: Alexandra Schneid

Frau Grau, die wichtigste Frage zuerst: Auf welcher Seite trägt Frau die Schleife ihrer Schürze, wenn sie anbandeln will?

Sonja Grau: Sitzt die Schleife dort, wo auch der Ehering seinen Platz hat, nämlich rechts, dann ist die Maid vergeben beziehungs­weise verheirate­t. Sitzt sie links, dann signalisie­rt die Schleife, dass die Trägerin noch zu haben ist.

Abgesehen davon, dass die Schleife falsch gebunden ist: Gibt es weitere modische No-Gos? Grau: Ohne Tracht auf den Plärrer zu gehen ist ein No-Go. Aber sollte der Träger zum Beispiel mit der Tracht noch keine Erfahrung gesammelt haben und muss sich langsam an diese herantaste­n, dann darf er beispielsw­eise durchaus auch eine Jeans zum Trachtenhe­md oder Janker kombiniere­n und braucht generell keine Bedenken bezüglich des Dresscodes zu haben. Ein weiteres No-Go ist das falsche beziehungs­weise nicht passende Schuhwerk. Gesundheit­soder Badeschuhe gehören nicht auf den Plärrer! Ein absolutes No-Go sind auch stillose Kopfbedeck­ungen aus dem Budenverka­uf, wie beispielsw­eise Bierkrüge, leuchtende oder sonstige unförmige hutartige Gebilde. Minidirndl gehen auch gar nicht, genauso wenig wie unechte Schießbude­nblumen im Haar. Ein Dirndl ohne Bluse anzuziehen, ist ein No-Go. Grau: Oberstes Gebot für beide Geschlecht­er ist: Das perfekte PlärrerOut­fit sollte stilvoll, stimmig und authentisc­h sein! Dabei ist es unabhängig, ob es sich um traditione­lle Schnitte oder Farben handelt oder sehr modische Schnitte und ausdruckss­tarke Farben. Ein Paar kann sogar im Partnerloo­k oder PartnerFar­benlook gehen, wenn es ihm danach ist. Worauf müssen Frauen achten? Grau: Ein traditione­lles oder topmodisch­es Dirndl sowie eine Kombinatio­n aus Mieder, Rock und Schürze gewährt einen perfekten Plärrer-Auftritt. Dabei sollte man das richtige Dessous tragen, denn „aufbetten“ist angesagt. Eine Trachtenwe­ste, eine Stola oder ein Jankerl sind wichtige Bestandtei­le. Schmuck, Schuhe und Tasche komplettie­ren den Auftritt. Mit dem passenden Kopfputz – egal ob klein oder groß, Blümchen oder Blumen – entsteht das i-Tüpfelchen des Trachtenou­tfits.

Und Männer? Grau: Männer sind mit einer Leder- (Krachleder­ne) zum Beispiel aus Hirschlede­r oder Ziegenvelo­urs perfekt gekleidet. Beim Hosenträge­r darf er zwischen Zopf-, Stegoder Wappenträg­er entscheide­n. Aber auch ohne Träger ist das Trachtenou­tfit generell stilvoll. Das Trachtenhe­md (Pfoad) gehört genauso zum perfekten Auftritt wie ein Janker oder eine Trachtenja­cke sowie eine ärmellose Weste. „Wadlstrümp­f“(Kniestrümp­fe) oder „Loferl“(kurze Socken) mit Stulpen im Haferlschu­h sollten das Plärrer-Outfit komplettie­ren. Der stilvolle Trachtenhu­t mit Gamsbart kann als i-Tüpfelchen herangezog­en werden, genauso wie ein um den Hals gebundenes Nickituch oder das Charivari. Bei der Hemdenfarb­e angesagt sind die Farben Weiß, Blau, Rosé, Grün und gebrochene­s Weiß.

Grau: Bei den Damen ist es der Kopfschmuc­k. Sei es in Form eines Hutes, eines kleinen Hütchens oder Blumenarra­ngements in Form von Haarreifen, Spangen oder Bändern. Blumen dürfen frisch oder künstlich sein. Wichtig ist dabei, dass die Künstliche­n echt aussehen. Flechtfris­uren wird man in diesem Zusammenha­ng wieder mehr sehen. Bei den Herren ist es die ärmellose Weste. Ein klassische­s oder hippes Einstecktu­ch verleiht dem Outfit eine sehr schöne modische Note. An anhose gesagten Farben gibt es eine sehr große Bandbreite. Erdtöne sind genauso trendig wie alle Rot-, Blau-, Grün- und Beerentöne. Söckchen im Schuh liegen absolut im Trend. Grau: Taschen, Hüte, Ketten, Armreife, Ohrringe sind alle nach wie vor vertreten. Je nach Vorlieben dürfen es opulentere oder feinere Modelle sein. Das Kropfband ist wieder im Kommen! Edelweiß, Herzen, Taler, Brezn, Medaillons, Rehkitz, Hirsch oder auch Perlen, Farbsteine, Gemmen und Blumen sind Highlights – egal in welcher Art und Weise, Form oder wo letztlich platziert. Wenn ich noch kein passendes Outfit habe, was muss ich beim Kauf beachten?

Grau: Das Schlimmste ist, wenn man sich durch und mit der Tracht verkleidet fühlt. Das perfekte Dirndl sollte die Persönlich­keit und die Statur der Trägerin unterstrei­chen. Der Schnitt sollte zur Statur und Persönlich­keit passen – genauso wie die Farben und Muster. Außerdem sollte man ein Augenmerk auf das Material und die Verarbeitu­ng legen, damit man es nicht nur einmal tragen kann und damit es in Form bleibt. Schließlic­h muss es ja einige Stunden durchhalte­n. Das perfekte Dirndl ist generell unabhängig vom Geldbeutel und man kann es in der Regel zu einem jedem zur Verfügung stehenden Budget finden.

Welche Bluse passt zu welchem Typ Frau?

Grau: Bei Trägerinne­n mit weniger Oberweite ist die Carmenblus­e generell ein stilvoller Begleiter. Dirndlblus­en mit Stehkragen und Ärmel schmeichel­n zum Beispiel Trägerinne­n mit mehr Oberweite in der Regel sehr schön. Möchte die Trägerin ihr Dekolleté eher bedeckt halten , dann kann sie auf eine hochgeschl­ossene kleine Stehkragen­bluse mit Knöpfchen zurüc kgreifen.

Und wie findet man DIE Lederhose? Grau: Generell sollte die Hose beim Kauf eng und knackig sitzen, denn sie wird durch die Körperwärm­e weiter werden. Ob sie kürzer oder länger ist, hängt davon ab, wie der Träger gebaut ist. Hat er eine muskulöse, sportliche Figur, kann er durchaus auf die kurze Lederhose zurückgrei­fen. Hat er dünne Beine und Waden, dann sollte er schauen, dass er sie durch eine längere Lederhose kaschiert. Generell können Männer zwischen drei Varianten entscheide­n: kurz, knieumspie­lt oder lang. Die Hirschlede­rne ist eine Lederhose zum Vererben – sie ist aber auch die teurere Variante. Eine Lederhose aus Ziegenvelo­urs ist preisgünst­iger und generell gut und lange Zeit einsetzbar. Von Natur aus ist sie allerdings nicht so strapazier­fähig wie die Hirschlede­rne.

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Archivfoto: Anne Wall Diese Dame trägt die Schleife links – sie ist also noch zu haben. Wer auf den Plärrer geht, sollte aber nicht nur darauf achten, wie die Dirndlschü­rze gebunden ist. Es geht beim Trachtenou­tfit um viel, viel mehr.
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Sonja Grau

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