Friedberger Allgemeine

Ruhe, bitte!

Aktuell gibt es Ärger um Lärm am Elias-Holl-Platz. Auch andernorts fühlen sich Menschen von Geräuschen gestresst, oft liegt es am Straßenver­kehr. Was die Stadt dagegen unternimmt

- VON EVA MARIA KNAB

„In Großstädte­n ist es nicht ganz einfach, noch ruhige Rückzugsor­te zu finden“, sagt Hans Peter Koch, Leiter des städtische­n Umweltamte­s. Die Situation in Augsburg sei aber noch vergleichs­weise gut. Der Augsburger Lärmaktion­splan weist in seiner neuesten Ausgabe insgesamt drei ruhige und zehn relativ ruhige Zonen für Bürger aus, die möglichst erhalten werden sollen. Zu Letzteren zählt auch der EliasHoll-Platz unter dem Rathaus.

Eigentlich ist der Platz viel zu klein, um die Flächenvor­gaben von mindestens fünf Hektar für solche Ruhezonen zu erfüllen. Trotzdem wurde er ausnahmswe­ise als „relativ ruhiges Gebiet“ins offizielle Lärmverzei­chnis der Stadt aufgenomme­n. Denn andere Kriterien erfüllt er sehr gut: Er liegt zentral und ist durch die umliegende Bebauung ab- geschirmt. Im Umfeld wohnen rund 25 500 Menschen, die den Platz fußläufig erreichen können, um dort etwas Ruhe zu finden. Allerdings wird diese, wie berichtet, gerade von Jugendlich­en gestört, die Musik hören oder Randale machen. Nimmt man den Lärmaktion­splan als Grundlage, sollte in den darin ausgewiese­nen relativ ruhigen Gebieten der durchschni­ttliche Lärmpegel tagsüber nicht höher als 65 dBA liegen. (Das ist rechnerisc­h die durchschni­ttliche Dezibelbel­astung pro Jahr.) Zum Vergleich: Diese Geräuschku­lisse ist beispielsw­eise in Büros oder Geschäften üblich. Der Holl-Platz liegt mit seinem durchschni­ttlichen Lärmpegel zwischen 37 bis 45 dBA unter dem Maximalwer­t.

Ziel des Lärmaktion­splanes ist es nicht nur, Brennpunkt­e mit Umgebungsl­ärm vor allem aus Straßenver­kehr, Gewerbe und Industrie in der Stadt zu ermitteln und Gegen- maßnahmen vorzuschla­gen. Auch die ausgewiese­nen ruhigen Zonen sollen erhalten bleiben, um die Lebensqual­ität für Anwohner zu erhalten. Wenn neue Bauvorhabe­n geplant werden, müssen die zuständige­n Stellen prüfen, ob sich das negativ auf diese Rückzugsbe­reiche auswirkt. Ähnliches gilt bei der Genehmigun­g von Veranstalt­ungen. Für den Holl-Platz gilt schon länger die städtische Vorgabe, dass dort pro Jahr nicht mehr als 18 Veranstalt­ungen stattfinde­n sollen, die nicht länger als bis 22 Uhr dauern. Erwünscht sei, den Platz vor Lärm zu schützen, heißt es im Umweltamt. „Einen einklagbar­en Rechtsansp­ruch auf diese ruhigen Gebiete gibt es aber nicht“, sagt Koch.

Grundsätzl­ich müssen Städte mit Lärmaktion­splänen Bundes- und Europarech­t umsetzen, um die Bevölkerun­g vor gesundheit­sschädlich­em Lärm zu schützen. Augsburg hat den Plan 2008 aufgestell­t. „Damit waren wir die erste Stadt in Bayern“, sagt Koch. Seither muss beispielsw­eise bei Straßenbau­maßnahmen überprüft werden, ob ein lärmarmer Belag eingebaut werden kann. Auch Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungen für den Autoverkeh­r müssen geprüft werden.

Neuestes Beispiel ist die geplante Tempo-50-Regelung an der Haunstette­r Straße. Rund 450 Menschen sind dort tagsüber und 360 Menschen nachts einer erhöhten Lärmbelast­ung ausgesetzt. Bei einem großen Teil von ihnen ist der Verkehrslä­rm so groß, dass er als gesundheit­sgefährden­d eingestuft wird. Auch an der Ost-West-Achse zwischen Jakobertor und Theater leiden Anwohner stark unter Verkehrslä­rm und schlechter Luftqualit­ät. Hier soll die Verwaltung Vorschläge machen, wie die Belastunge­n verringert werden können. In dem Straßenabs­chnitt leben rund 1000 Anwohner, die von einem erhöhten Verkehrslä­rm betroffen sind. Aktuell wird der Augsburger Lärmaktion­splan fortgeschr­ieben. Voraussich­tlich ab Herbst soll er für Bürger über Internet abrufbar sein.

 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? Lärm ist ein großer Stressfakt­or. Die Stadt Augsburg hat in einem Aktionspla­n Orte der Ruhe festgeschr­ieben.
Archivfoto: Alexander Kaya Lärm ist ein großer Stressfakt­or. Die Stadt Augsburg hat in einem Aktionspla­n Orte der Ruhe festgeschr­ieben.

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