Wird der Bahnpark das Herz des Hochfelds?
Das Gelände hat eine Bedeutung wie das Oberhauser Gaswerk. Trotzdem ist seine Zukunft ungewiss. Nun bekommen die Betreiber einen befristeten Zuschuss. Sie haben auch schon neue Ideen
20000 Besucher pro Saison haben Freude an den rauchenden Dampfloks des Bahnparks. Die Betreiber des historischen Schaugeländes im Hochfeld haben dagegen Zukunftssorgen. Auf Dauer sind der Betrieb und die Sanierung des weitläufigen denkmalgeschützten Areals für die kleine gemeinnützige GmbH eigenständig nicht mehr zu leisten. Das bestätigt ein Experte. Nun soll eine befristete Förderung von Bezirk, Stadt und Landkreis Augsburg dem Bahnpark Luft verschaffen. In den kommenden drei Jahren müssen die Betreiber im Gegenzug für 300000 Euro Förderung ein tragfähiges Konzept finden.
Bisher waren verschiedene Lösungen im Gespräch, etwa ein „Science Center“, das Kindern und Jugendlichen Naturwissenschaft spielerisch näherbringt. Es scheiterte an den hohen Investitionskosten. Nun planen die Bahnparkbetreiber eine andere Lösung. Sie wollen die erlebnisorientierten Aktivitäten auf dem Schaugelände mit einer Dauerausstellung ergänzen, so Bahnparkgeschäftsführer Markus Hehl. Ein museales Rahmenkonzept wurde mit Beratung der Landesstelle für nichtstaatliche Museen erarbeitet. Es sieht vor, die Geschichte Europas am Beispiel der Eisenbahn zu erzählen. Im Mittelpunkt stehen der Austausch der Menschen und Kulturen in Europa, die Entwicklung der Verkehrswege und der Kommunikation. Luxusreisezüge sollen ebenso Thema sein wie die Rolle der Eisenbahn im Krieg und für Deportationen. Augsburg war und ist eine Verkehrsdrehscheibe für die Schiene. Hier begann des Eisenbahnzeitalter schon 1837.
Heute sind im Ringlokschuppen des Bahnparks im „Rundhaus Europa“einige dieser alten Züge zu sehen. Hehl beschäftigt sich aber nicht nur mit dem Konzept für eine neue Dauerausstellung rund um die Loks. Inzwischen hat er mit Hilfe des Augsburger Europaabgeordneten Markus Ferber auch Kontakte zum Europäischen Parlament geknüpft. Hintergrund ist, dass im November in Brüssel das „Haus der Europäischen Geschichte“eröffnet. Diese Einrichtung sucht Partner. Der Bahnpark könnte einer davon werden, möglicherweise für eine Wanderausstellung.
Aus Sicht von Experten sind allerdings nicht nur die Probleme einer dauerhaften Finanzierung und Trägerschaft für den Bahnpark zu lösen. Es geht um viel mehr. JanChristian Warnecke, Vorstandsmitglied im Deutschen Museumsbund, meint, der Bahnpark sei eng mit der verbunden, wie die Stadtentwicklung im Hochfeld weitergehen soll. Das Eisenbahnschaugelände sei wichtig für die Identität des gesamten Stadtviertels. Würde es wegfallen, wären die Perspektiven für das Hochfeld „ungleich schlechter“, so seine Prognose. Somit wäre nicht nur das städtische Kulturreferat zuständig. Folgt man dem Experten, sind auch Baureferat und WirtAugsburger schaftsreferat gefordert, um einen strategischen Plan für die Zukunft des Areals zu entwickeln.
Den ersten Schub sollen die Fördermittel von Bezirk, Stadt und Landkreis geben. Ab 2017 sollen 100 000 Euro pro Jahr fließen, und zwar befristet auf drei Jahre, sagt Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Dies habe er mit Oberbürgermeister Kurt Gribl und dem AugsFrage burger Landrat Martin Sailer vereinbart. Das Geld soll für den musealen Bereich des Eisenbahnschaugeländes verwendet werden, nicht für sonstige Aktivitäten wie Ausflugsfahrten.
Bahnparkgeschäftsführer Hehl freut sich sehr über die Zusage. Allerdings fällt die öffentliche Förderung geringer aus als anfangs diskutiert. Im vergangenen Jahr war schon einmal ein gemeinsamer Zweckverband von Bezirk, Stadt und Landkreis im Gespräch, um mit dem Bahnpark eines der größten Flächendenkmäler Bayerns zu erhalten. Das Areal hat eine ähnliche Dimension wie das Gaswerk in Oberhausen. Eine öffentliche Trägerschaft hätte die Probleme dauerhaft lösen können. „Der Zweckverband ist derzeit aber vom Tisch“, sagt Reichert. An dieser weitreichenden Lösung wollte sich die Stadt finanziell nicht beteiligen.
Reichert zufolge wollen die drei Geldgeber nun erst einmal beobachten, wie sich der Bahnpark entwickelt. Es gebe noch viele offene Fragen auf dem Areal an der Firnhaberstraße, so der Bezirkstagspräsident. Unklar sei beispielsweise, wie einige denkmalgeschützte Gebäude auf dem Gelände neu genutzt werden können. Unklar ist außerdem, was mit brachliegenden Arealen in der Nachbarschaft passieren wird. Dem Bahnpark gehört auf dem früheren Bahnbetriebsgelände nur ein Teil der Fläche, etwa zwei Drittel sind im Eigentum der Bahn.
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